vorgelesen von Reiner Makohl
Herodes, Jesus
und das Ende des Täufers
Im Textabschnitt Markus 6,14-29 werden die Ereignisse um den Tod Johannes des Täufers beschrieben.
Diese Passage schildert die Reaktion von Herodes [1] auf die Gerüchte über Jesus, die Rolle von Herodias und ihrer Tochter im Todesurteil gegen Johannes und schließlich die Hinrichtung von Johannes.
Nach evangelischer Lehre zeigt Markus 6,14-29 den Wert der prophetischen Verkündigung, die Notwendigkeit von Mut und Integrität im Angesicht von Ungerechtigkeit und den Preis der Nachfolge Jesu. Johannes der Täufer wird als Vorbild für treuen Dienst und unerschrockene Wahrheit dargestellt, dessen Leben und Tod tiefgehende Lektionen für die Gläubigen bereithält.
[Zur Übersetzung siehe Anmerkung]
[14] Und [es] hörte der König Herodes, denn sein [Jesu] Name war bekannt geworden, und [Leute] sagten: „Johannes der Taufende ist auferstanden von [den] Toten, und deswegen sind die Wunderkräfte in jenem wirksam.“ [15] Andere aber sagten: „Der Elia ist er.“ Andere aber sagten: „Dieser [ist] ein Prophet wie einer der [früheren] Propheten.“ [16] Herodes, der dies gehört hatte, sagte: „Der, den ich habe enthaupten lassen, Johannes, ist auferstanden.“
[17] Er, Herodes, hatte nämlich [Soldaten] ausgesandt, hatte Johannes festgenommen und im Gefängnis eingesperrt wegen Herodias, der Frau des Philippus, seines Bruders, weil er sie geheiratet hatte. [18] Denn der Johannes sagte zu Herodes: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“ [19] Aber Herodias stellte ihm nach und wollte ihn töten, doch sie konnte nicht. [20] Denn Herodes fürchtete den Johannes. Er kannte ihn als einen heiligen und gerechten Mann und schützte ihn [deshalb]. Er hörte ihn [reden], vielfach war er [deshalb] in großer Verlegenheit, und [dennoch] hörte er ihn gerne. [21] Und als ein geeigneter Tag gekommen war, als Herodes an seinem Geburtstag ein Gastmahl ausrichtete für seine Würdenträger und [für die] Obersten des Heeres und [für die] Vornehmsten Galileas, [22] und als die Tochter Herodias hereingekommen war und getanzt hatte, gefiel sie Herodes und den mit zu Tisch Liegenden. [Da] sagte der König zu dem Mädchen: „Bitte mich, was du willst, und ich werde [es] dir geben.“ [23] Und er schwur ihr vielfach: „Worum du mich auch immer bittest, werde ich dir geben bis an die Hälfte meines Königreichs.“ [24] Und sie ging hinaus und sagte zu ihrer Mutter: „Worum soll ich ihn bitten?“ Sie aber sagte: Um den Kopf von Johannes dem Taufenden. [25] Und sie ging sofort mit Eile hinein vor den König und sagte und bat: „Ich will, dass du mir sofort auf einem Teller den Kopf von Johannes dem Täufer gibst.“ [26] Und tiefbetrübt wollte der König sie nicht abweisen wegen des Eides und der zu Tisch Liegenden. [27] Und sofort sandte der König den Henker, befahl, seinen Kopf zu bringen. Und nachdem der hingegangen war, enthauptete er ihn im Gefängnis [28] und brachte seinen Kopf auf einem Teller und gab ihn dem Mädchen. Und das Mädchen gab ihn ihrer Mutter.
[29] Und seine Jünger kamen, nachdem sie [davon] gehört hatten, und holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
Herodes [1] hört von Jesus und denkt, dass Johannes der Täufer von den Toten auferstanden ist. Andere halten Jesus für Elia oder einen anderen Propheten.
Rückblick auf die Verhaftung von Johannes: Herodes hatte Johannes wegen Herodias, seiner Frau, gefangen genommen, da Johannes seine Heirat mit der Frau seines Bruders kritisierte.
Beschreibung des Festes von Herodes, bei dem die Tochter der Herodias tanzt. Auf Veranlassung ihrer Mutter fordert sie den Kopf von Johannes dem Täufer, was Herodes widerwillig gewährt.
Die ehrenvolle Bestattung der Toten war ein hohes Gebot, ja die höchste Pflicht im jüdischen Leben zur Zeit Jesu. Sie war wichtiger als vieles andere.
Und so wird verständlich, dass die Geschichte mit der Notiz darüber enden muss, dass Johannes von seinen Jüngern eben diese Ehre zuteilwurde. Er wurde, obwohl Gefangener des Königs, obwohl verurteilt zum Tode und hingerichtet, nicht namenlos und vor allem nicht respektlos irgendwo verscharrt.
Anmerkung zur Übersetzung der Perikope:
Der Text des Abschnitts Schriftlesung aus dem Neuen Testament ist aus den altgriechischen Quellen neu übersetzt. Unnötige Glättungen im Satzbau und in der Wortwahl wurden wegen des Ziels einer möglichst textgetreuen Übersetzung nicht realisiert. Wörter in eckigen Klammern finden sich nicht im griechischen Text, sind aber für das Verständnis in der deutschen Sprache nötige Ergänzungen. Für die Predigtpraxis empfiehlt sich selbstverständlich der Text einer modernen Bibelausgabe.
Anmerkungen:
[1] Gemeint ist Herodes Antipas (* um 20 v. Chr. in Judäa; † um 39 n. Chr. in Lugdunum Convenarum, Südgallien), Sohn von Herodes dem Großen, Bruder von Herodes Archelaos und Herodes Philippos, herrschte zur Zeit Jesu als Tetrarch in Galiläa.
Die Karte zeigt die Gebietsaufteilungen und Grenzen, sowie und die bedeutenden Städte und Stätten zur Zeit Jesu.
Herodes, Jesus
und das Ende des Täufers
Die Perikope aus dem Markus-Evangelium führt uns in eine dramatische Szene voller politischer Intrigen, persönlicher Rache und letztlich in das tragische Ende eines großen Propheten: Johannes der Täufer.
Wir hören von Herodes, einem Mann, der von Schuldgefühlen und Angst getrieben wird, und von Johannes, einem Mann, der unerschrocken die Wahrheit verkündet – selbst wenn dies sein Leben kostet.
[Zur Übersetzung siehe Anmerkung]
[14] Und [es] hörte der König Herodes, denn sein [Jesu] Name war bekannt geworden, und [Leute] sagten: „Johannes der Taufende ist auferstanden von [den] Toten, und deswegen sind die Wunderkräfte in jenem wirksam.“ [15] Andere aber sagten: „Der Elia ist er.“ Andere aber sagten: „Dieser [ist] ein Prophet wie einer der [früheren] Propheten.“ [16] Herodes, der dies gehört hatte, sagte: „Der, den ich habe enthaupten lassen, Johannes, ist auferstanden.“
[17] Er, Herodes, hatte nämlich [Soldaten] ausgesandt, hatte Johannes festgenommen und im Gefängnis eingesperrt wegen Herodias, der Frau des Philippus, seines Bruders, weil er sie geheiratet hatte. [18] Denn der Johannes sagte zu Herodes: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“ [19] Aber Herodias stellte ihm nach und wollte ihn töten, doch sie konnte nicht. [20] Denn Herodes fürchtete den Johannes. Er kannte ihn als einen heiligen und gerechten Mann und schützte ihn [deshalb]. Er hörte ihn [reden], vielfach war er [deshalb] in großer Verlegenheit, und [dennoch] hörte er ihn gerne. [21] Und als ein geeigneter Tag gekommen war, als Herodes an seinem Geburtstag ein Gastmahl ausrichtete für seine Würdenträger und [für die] Obersten des Heeres und [für die] Vornehmsten Galileas, [22] und als die Tochter Herodias hereingekommen war und getanzt hatte, gefiel sie Herodes und den mit zu Tisch Liegenden. [Da] sagte der König zu dem Mädchen: „Bitte mich, was du willst, und ich werde [es] dir geben.“ [23] Und er schwur ihr vielfach: „Worum du mich auch immer bittest, werde ich dir geben bis an die Hälfte meines Königreichs.“ [24] Und sie ging hinaus und sagte zu ihrer Mutter: „Worum soll ich ihn bitten?“ Sie aber sagte: Um den Kopf von Johannes dem Taufenden. [25] Und sie ging sofort mit Eile hinein vor den König und sagte und bat: „Ich will, dass du mir sofort auf einem Teller den Kopf von Johannes dem Täufer gibst.“ [26] Und tiefbetrübt wollte der König sie nicht abweisen wegen des Eides und der zu Tisch Liegenden. [27] Und sofort sandte der König den Henker, befahl, seinen Kopf zu bringen. Und nachdem der hingegangen war, enthauptete er ihn im Gefängnis [28] und brachte seinen Kopf auf einem Teller und gab ihn dem Mädchen. Und das Mädchen gab ihn ihrer Mutter.
[29] Und seine Jünger kamen, nachdem sie [davon] gehört hatten, und holten seinen Leichnam und legten ihn in ein Grab.
Herodes hört von Jesus und ist sofort beunruhigt. Die Berichte über Jesus wecken in ihm die Angst, dass Johannes der Täufer von den Toten auferstanden ist.
Herodes hatte Johannes gefürchtet. Er sah in ihm einen heiligen und gerechten Mann, dessen Reden ihm gefielen, obwohl sie ihm oft Gewissensbisse verursachten. Doch wegen der Kritik des Johannes an seiner Ehe mit Herodias, der ehemaligen Frau seines Bruders Philippus, hatte Herodes den Johannes wohl auf Drängen seiner Frau doch gefangen genommen.
Johannes hatte den Mut, das Unrecht offen auszusprechen, ungeachtet der Macht und des Einflusses von Herodes. Dies zeigt uns die Kraft und Bedeutung der Wahrheit in unserem Glauben. Johannes erinnert uns daran, dass wir als Christen berufen sind, die Wahrheit zu sprechen, auch wenn es unbequem ist oder persönliche Nachteile mit sich bringen kann.
Herodias hegt tiefen Groll gegen Johannes, weil er ihre Ehe mit Herodes als unrechtmäßig bezeichnet hat. Ihre Rache ist skrupellos. Sie nutzt ihre Tochter, um Herodes in einem Moment der Schwäche zu manipulieren, was schließlich zur Hinrichtung von Johannes führt.
Hier sehen wir ein eindringliches Beispiel für den Missbrauch von Macht und die verheerenden Folgen von Rache. Es ist eine Warnung an uns alle, die Gaben und Verantwortungen, die Gott uns anvertraut hat, nicht zu missbrauchen, sondern in Liebe und Gerechtigkeit zu handeln.
Johannes der Täufer bleibt standhaft und treu zu seinem göttlichen Auftrag. Er weicht nicht zurück, selbst als er im Gefängnis sitzt und sein Leben auf dem Spiel steht.
Sein Mut und seine Entschlossenheit sind beeindruckend. Johannes lebt und stirbt für die Wahrheit und Gerechtigkeit. Er ist ein Vorbild für uns, wie wir in unserem Glauben standhaft bleiben können, selbst wenn wir auf Widerstand stoßen oder es schwierig wird.
Was können wir aus dieser Geschichte lernen? In erster Linie erinnert uns die Geschichte an die Bedeutung von Mut und Integrität. Johannes der Täufer zeigt uns, dass die Verkündigung der Wahrheit eine zentrale Aufgabe für uns Christen ist. Dies kann uns in Konflikte mit der Welt bringen, aber wir sind aufgerufen, treu zu bleiben, wie es Johannes war.
Dann sehen wir, dass Macht und Rache zerstörerisch sind, wenn sie missbraucht werden. Wir sollten uns immer bemühen, unsere Worte und Taten von Liebe und Gerechtigkeit leiten zu lassen und uns gegen Unrecht zu stellen, wo immer wir es sehen.
Wie können wir im Geist von Johannes dem Täufer handeln? Wir können versuchen, die Wahrheit mutig zu verkünden und für Gerechtigkeit einzutreten, so gut es eben geht, wo immer es nötig ist und gefordert wird.
Doch wir müssen uns auch schützen vor Gewalt, Intrigen und Rache. Dies liegt oft nicht in der Hand jener, die Hass erfahren und mit Gewalt konfrontiert werden, oder die Leid ertragen müssen und Verfolgung erleben. Doch wir müssen uns nicht selbst sehenden Auges zu Märtyrern machen. Denn auch das hat Jesus schon für uns in seinem Leiden und Sterben am Kreuz vorweggenommen.
Wir können uns aber mühen, in unserem Leben und Handeln die Liebe und Wahrheit Christi zu spiegeln, selbst wenn es bedeutet, Widerstand und Schwierigkeiten zu ertragen, solange wir dabei nicht zugrunde gehen. Und dort, wo wir darin scheitern wegen unserer menschlichen Unvollkommenheit, dürfen wir hoffen auf die Gnade Gottes, auf Vergebung und auf die Wertschätzung unseres Mühens durch Jesus Christus.
Anmerkung zur Übersetzung der Perikope:
Der Text des Abschnitts Schriftlesung aus dem Neuen Testament ist aus den altgriechischen Quellen neu übersetzt. Unnötige Glättungen im Satzbau und in der Wortwahl wurden wegen des Ziels einer möglichst textgetreuen Übersetzung nicht realisiert. Wörter in eckigen Klammern finden sich nicht im griechischen Text, sind aber für das Verständnis in der deutschen Sprache nötige Ergänzungen. Für die Predigtpraxis empfiehlt sich selbstverständlich der Text einer modernen Bibelausgabe.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
1899 - 1978 | ||
Mk 6,17-29 | 2. Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Mk 6,14-29 | Reihe V | |
1979 - 2018 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
seit 2019 | ||
Mk 6,14-29 | Evangelium + |
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Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre