vorgelesen von Reiner Makohl
Der Besuch der Maria bei Elisabeth
und Marias Lobgesang
Der Text Lukas 1,39-56 enthält zwei ineinander geschachtelte Erzählungen. Zunächst wird in den Versen 39 bis 45 und 56 über den Besuch der Maria bei Elisabeth berichtet. Dabei steht die Freude der Elisabeth im Vordergrund. Dazwischen eingebettet ist das sogenannte »Magnifikat«, der Lobgesang der Maria (Verse 46b bis 55).
Anmerkung: Das lateinische Verb magnificare bedeutet rühmen, erheben. In der lateinischen Bibel beginnt der Lobgesang (Vers 46) mit den Worten »et ait Maria magnificat anima mea Dominum«. Übersetzt heißt das: Und Maria sprach (et ait Maria): Meine Seele (anima mea) rühmt (magnificat) den Herrn (Dominum). Nach diesem Wort wird bis heute der gesamte Lobgesang »Magnifikat« genannt.
Der Text 1,39-56 wird in der evangelischen Tradition als tiefgründige Verkündigung von Gottes Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Treue verstanden, die durch den Glauben und die Demut der Gläubigen sichtbar wird.
Grafik: Die junge Maria besucht die betagte, schwangere Elisabeth. Sie fühlen das Kind im Mutterleib, das vor Freude hüpft.
Die Grafik basiert auf einem KI-generierten Bild.
©by Reiner Makohl | lizenziert für www.stilkunst.de
Maria, nachdem sie von der Ankündigung des Engels erfahren hatte, dass sie den Messias gebären wird, eilte zu ihrer Verwandten Elisabeth, die in ihrem hohen Alter ebenfalls nach göttlicher Ankündigung schwanger geworden war.
Diese Reise zeigt Marias Glauben an die göttlichen Fügungen im Leben und ihr Staunen darüber. Das Treffen der beiden Frauen ist als eine Begegnung voller Freude und geprägt von geistlicher Erkenntnis geschildert.
Als Maria eintrifft und Elisabeth grüßt, hüpft das ungeborene Kind (Johannes, der später »der Täufer« genannt werden wird) in Elisabeths Leib vor Freude. Elisabeth wird vom Heiligen Geist erfüllt und erkennt sofort die besondere Berufung Marias und die göttliche Natur des Kindes, das sie trägt.
Elisabeths Ausruf, dass Maria gesegnet sei unter den Frauen und dass die Frucht ihres Leibes gesegnet sei, hebt die einzigartige Rolle Marias in Gottes Heilsplan hervor.
Elisabeth lobt Maria auch für ihren Glauben, indem sie sagt, dass Maria gesegnet ist, weil sie geglaubt hat, dass Gottes Wort an sie erfüllt werden wird.
Vers 56 schließt die Erzählung vom Besuch Marias bei Elisabeth ab: Maria bleibt etwa drei Monate bei Elisabeth, was auf ihre Unterstützung und enge Beziehung hinweist. Danach kehrt sie nach Hause zurück.
Grafik: Betende Frau
Die Grafik basiert auf einem KI-generierten Bild.
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Bis heute wird in vielen Glaubensgemeinschaften und an vielen Orten auf dieser Welt täglich das Magnifikat gebetet.
Maria beginnt ihren Lobgesang mit einem Ausdruck tiefster Freude und Dankbarkeit gegenüber Gott. Sie preist Gott, der auf ihre Niedrigkeit geschaut und sie mit großer Ehre bedacht hat.
Dieser Teil des Magnifikats betont die Demut Marias und die Größe Gottes, der sich der Demütigen annimmt und sie erhöht.
Maria spricht von Gottes beständiger Barmherzigkeit, die sich auf alle erstreckt, die ihn fürchten.
Dies unterstreicht die Treue Gottes und seine Bereitschaft, denen gnädig zu sein, die Ehrfurcht vor ihm haben.
Maria beschreibt, wie Gott die Machtverhältnisse der Welt umkehrt. Er zerstreut die Hochmütigen, stürzt die Mächtigen und erhebt die Niedrigen. Die Hungrigen werden mit guten Dingen gesättigt, während die Reichen leer ausgehen.
Diese Umkehrung spiegelt das Reich Gottes wider, in dem Gerechtigkeit und Barmherzigkeit herrschen und die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Unterschiede überwunden werden.
Maria verweist darauf, dass Gott sich an sein Versprechen an Israel erinnert und seine Barmherzigkeit zeigt. Er erfüllt die Verheißungen, die er den Vorvätern gegeben hat, insbesondere Abraham und seinen Nachkommen.
Dies betont die Kontinuität der göttlichen Heilsgeschichte und die Erfüllung der alttestamentlichen Verheißungen in Jesus Christus.
In der evangelischen Theologie wird dieser Text als Ausdruck von Gottes Gnade und Treue gesehen. Mehrere Aspekte sind besonders hervorzuheben:
Maria wird als Beispiel für Gottes Gnade betrachtet. Obwohl sie eine einfache, demütige junge Frau ist, wird sie für eine großartige Aufgabe ausgewählt. Dies zeigt, dass Gott oft die Geringen und Unbedeutenden auswählt, um seine Pläne zu verwirklichen.
Marias Glaube und Gehorsam werden betont. Sie akzeptiert Gottes Plan mit Demut und Vertrauen, was sie zu einem Vorbild für alle Gläubigen macht. Ihr Magnifikat ist ein kraftvolles Zeugnis ihres Glaubens und ihrer Hingabe.
Das Magnifikat spricht von der Umkehrung sozialer und wirtschaftlicher Ungerechtigkeiten. Dies reflektiert das evangelische Verständnis, dass das Reich Gottes Gerechtigkeit bringt und die bestehenden Machtstrukturen herausfordert.
Die Verheißungen, die Gott den Vorvätern gegeben hat, werden in Jesus erfüllt. Dies zeigt die Kontinuität zwischen dem Alten und dem Neuen Testament und betont, dass Gottes Plan durch die Geschichte hindurch wirksam ist.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Lk 1,39-56 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Lk 1,39-56 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen | ||
1979 - 2018 | ||
Lk 1,39-47[.48-55].56 | Evangelium | |
Lk 1,[39-45.]46-55[.56] | Evangelium + | |
seit 2019 | ||
Lk 1,39-48[.49-55].56 | Evangelium + |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre
In der evangelischen Tradition hat Maria, die Mutter Jesu, eine wichtige, aber unterschiedliche Bedeutung im Vergleich zur katholischen und orthodoxen Kirche.