Lesetext Joh 20,19-31

Perikopen aus der Lutherbibel von 1545

Symbol Biblia 1545

Perikopen nach der Leseordnung
der evangelischen Kirchen

Evangelium nach Johannes

Joh 20,19-31

 

Text hören:

Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Johannes.

 

C. XX.

 

 

Verse 19 - 20

Nach der Auferstehung Jesu:
Jesus erscheint den Jüngern

|| → Mk 16,14-18    || → Lk 24,36-49

Luc. 24.

AM abend aber deſſel­bi­gen Sab­baths / da die Jün­ger ver­ſam­let vnd die thür ver­ſchloſ­ſen wa­ren / aus furcht fur den Jü­den / kam Jhe­ſus / vnd trat mit­ten ein / vnd ſpricht zu jnen / Frie­de ſey mit euch. 20Vnd als er das ſa­get / zei­get er jnen die Hen­de / vnd ſei­ne Sei­te. Da wur­den die Jün­ger fro / das ſie den HErrn ſa­hen.

 

 

Verse 21 - 23

Die Jünger empfangen den heiligen Geist
Die Aussendung

|| → Mk 16,14-18    || → Lk 24,36-49

 

 

 

 

 

 

 

21Da ſprach Jhe­ſus aber­mal zu jnen. Frie­de ſey mit euch. Gleich wie mich der Va­ter ge­ſand hat / So ſen­de ich euch. 22Vnd da er das ſa­get / blies er ſie an / vnd ſpricht zu jnen / Ne­met hin den hei­li­gen Geiſt / 23Wel­chen jr die ſün­de er­la­ſſet / den ſind ſie erla­ſſen / Vnd wel­chen jr ſie be­hal­tet / den ſind ſie be­hal­ten.

 

 

 

 

 

Verse 24 - 29

Die Geschichte vom Apostel Thomas:
Über Glauben und Vertrauen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

THomas aber der Zwelf­fen ei­ner / der da hei­ſſet Zwil­ling / war nicht bey den Jün­gern / da Jhe­ſus kam. 25Da ſag­ten die an­dern Jün­ger zu jm / Wir ha­ben den HErrn ge­ſe­hen. Er aber ſprach zu jnen / Es ſey denn / das ich in ſei­nen Hen­den ſe­he die Ne­gel­mal / vnd le­ge mei­nen Fin­ger in die Ne­gel­mal / vnd le­ge mei­ne Hand in ſei­ne Sei­ten / wil ichs nicht gleu­ben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

VND vber acht ta­ge / wa­ren aber mal ſei­ne Jün­ger drin­nen / vnd Tho­mas mit jnen. Kompt Jhe­ſus / da die thür ver­ſchloſ­ſen wa­ren / vnd trit mit­ten ein / vnd ſpricht / Frie­de ſey mit euch.27Dar­nach ſpricht er zu Tho­ma / Rei­che dei­nen Fin­ger her / vnd ſi­he mei­ne Hen­de / vnd rei­che dei­ne Hand her / vnd le­ge ſie in mei­ne Sei­ten / vnd ſey nicht vn­gleu­big / ſon­dern gleu­big. 28Tho­mas ant­wor­tet / vnd ſprach zu jm / Mein HErr vnd mein Gott.29Spricht Jhe­ſus zu jm / Die­weil du mich ge­ſe­hen haſt Tho­ma / ſo gleu­be­ſtu / Se­lig ſind / die nicht ſe­hen / vnd doch gleu­ben.

 

 

 

Abschlussnotiz: Der Zweck dieses Buchs

 

 

 

 

 

30AVch viel an­de­re Zei­chen thet Jhe­ſus fur ſei­nen Jün­gern / die nicht ge­ſchrie­ben ſind in die­ſem Buch. 31Die­ſe aber ſind ge­ſchrie­ben / Das jr gleu­bet / Jhe­ſus ſey Chriſt / der Son Got­tes / Vnd das jr durch den glau­ben das Le­ben ha­bet / in ſei­nem Na­men.

 

 

 

Gedanken zum Text

 

Evangelium nach Johannes
Kapitel 20, Verse 19-31

Nach der Auferstehung

Jesus erscheint den Jüngern und das Ende des Johannes­evan­ge­liums

Einleitung

Der Text Joh 20,19-31 war bis 1978 die Evan­ge­li­ums­pe­ri­ko­pe zum Sonn­tag Qua­si­mo­do­ge­ni­ti (1. Sonn­tag nach Os­tern). Der Text erzählt von drei Er­eig­nis­sen nach der Auf­er­ste­hung Jesu:

  • Jesus erscheint den Jüngern; er betritt einen geschlossenen Raum
  • die Jünger empfangen den Heiligen Geist
  • die Geschichte über Glauben und Vertrauen; der ungläubige Thomas

In den spä­te­ren Jah­ren ent­fie­len die Verse 30 und 31, die den Schluss des Jo­han­nes­evan­ge­li­ums bil­den und recht knapp den Zweck des Bu­ches er­läu­tern.

Inhalt

Thomas war einer der zwölf Jün­ger Je­su. Die Ge­schich­te er­zählt in den Ver­sen 19 bis 20, dass sich die Jün­ger in ei­nem Haus ver­sam­melt hat­ten. Nur Thomas war nicht da­bei, wie wir im Vers 24 er­fah­ren. Die Jün­ger hat­ten die Tü­ren aus Angst vor Ver­fol­gung fest ver­schlos­sen.

Doch eine Person betrat den­noch den Raum, durch die ver­schlos­se­nen Tü­ren! Die Jün­ger er­kann­ten Je­sus nicht. Ei­ner­seits wa­ren sie fest da­von über­zeugt, dass Je­sus tot war, an­de­rer­seits sah die Per­son mit den zahl­rei­chen Fol­ter­wun­den, mit dem ge­pei­nig­ten Kör­per je­nem Je­sus, den sie kann­ten, wohl nicht son­der­lich ähn­lich, und dann ge­lang es die­ser Per­son auch noch, in den Raum mit Ge­walt ein­zu­drin­gen wie ein bru­ta­ler Ein­bre­cher.

Jesus musste sich irgend­wie aus­wei­sen und sich so den Jün­gern zu er­ken­nen ge­ben. Zu­nächst grüß­te er freund­lich, wie es stets sei­ne Art war, um den Jün­gern die Angst vor ei­nem Ge­walt­tä­ter zu neh­men. Dann zeig­te er ih­nen sei­ne Hän­de mit den Wun­den, wel­che die Nä­gel ver­ur­sacht ha­ben, mit de­nen die Rö­mer ihn ans Kreuz ge­na­gelt hat­ten, und er zeig­te ih­nen die Wun­de an sei­ner Sei­te un­ter­halb der Rip­pen, die ihm ein rö­mi­scher Sol­dat mit ei­ner Lan­ze zu­ge­fügt hat­te, um das Ster­ben am Kreuz zu be­schleu­ni­gen.

Da erkannten die ver­stör­ten und ängst-li­chen Jün­ger, dass Je­sus vor ih­nen stand. Ob­wohl sie noch nicht rich­tig be­grif­fen hat­ten, was da ge­ra­de ge­schah, wa­ren sie sehr froh da­rü­ber, Je­sus le­bend zu se­hen.

Nachdem Jesus das Haus wie­der ver­las­sen hat­te, kam Tho­mas, und die Jün­ger öff­ne­ten ihm die Tür. Sie er­zähl­ten ihm von ih­rer Be­geg­nung mit Je­sus. Tho­mas hör­te un­gläu­big zu. Er ant­wor­te­te ih­nen, dass er dies alles nicht glau­ben wol­le, so­lan­ge er nicht selbst die­sem le­ben­den Je­sus be­geg­ne­te und die Wun­den an Je­su Kör­per hat be­rüh­ren kön­nen (Ver­se 24 und 25). Der Text lässt ver­mu­ten, dass Tho­mas sehr si­cher war, dass dies nie­mals ge­sche­hen wür­de.

Da erscheint Jesus wie­de­rum im Raum, wie­der wa­ren die Tü­ren ver­schlos­sen, doch dies­mal war Tho­mas mit da­bei. Über­ra­schen­der­wei­se spricht Je­sus Tho­mas di­rekt an. Er wuss­te wohl von der For­de­rung des Tho­mas, die Wun­den be­rüh­ren zu müs­sen, be­vor er glau­ben kön­ne.

Nun forderte Jesus Tho­mas auf, die Wun­den zu be­rüh­ren. Tho­mas tat es und war schlag­ar­tig über­zeugt, dass nun Je­sus leib­haf­tig vor ihm stand. De­mü­tig spricht er ihn an: »Mein Herr und Gott«.

Da ant­wor­tet ihm Jesus: »Se­lig sind, die nicht se­hen und doch glau­ben!«.

Die zentrale Botschaft: Die Seligkeit des Glaubens.

Jesus betont die Se­lig­keit de­rer, die glau­ben, oh­ne phy­sisch zu se­hen. Dies ist ei­ne An­er­ken­nung des Ver­trau­ens und des Glau­bens, die nicht durch eine di­rek­te sinn­li­che Er­fah­rung ge­stützt wird.

Der Text un­ter­streicht die Wich­tig­keit des Glau­bens an die Auf­er­ste­hung Je­su. Die Zwei­fel, wie jene des Apos­tels Tho­mas, und da­rauf fol­gen­de Glau­bens­be­kennt­nis­se sind be­kann­te Mei­len­stei­ne auf dem Weg zum ei­ge­nen Glau­ben für vie­le Chris­ten. Der Weg ist lang, und im­mer wie­der tau­chen sol­che Zwei­fel auf. Doch oft wer­den sie da­von über­wun­den: »Se­lig sind, die nicht se­hen und doch glau­ben!«.

Fazit

Die Geschichte des Apos­tels Tho­mas be­tont die gro­ße Be­deu­tung der per­sön­li­chen Über­zeu­gung von der Wahr­heit der Auf­er­ste­hung, wenn uns da­für auch jeg­li­che Be­wei­se feh­len.

Zwar gelingt es uns nicht, mit un­se­ren Fin­gern die Wun­den Je­su zu be­rüh­ren, doch wir kön­nen sei­ne Auf­er­ste­hung über­all dort wahr­neh­men, wo Men­schen im Glau­ben da­ran aus Glau­ben he­r­aus nach sei­nen Leh­ren le­ben.

 

 

Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Joh 20,19-31

Evangelium

→ 1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

1899 - 1978  

Joh 20,19-31

Evangelium

→ 1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 20,19-31

Reihe I

→ 1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

1979 - 2018  

Joh 20,19-29

Evangelium +
Reihe I

→ 1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

Joh 20,19-29

2. Evangelium

→ Tag des Apostels Thomas
(21. Dezember)

seit 2019  

Joh 20,19-23

Evangelium +
Reihe II

→ Pfingstmontag

Joh 20,19-20.[21-23.]24-29

Evangelium +
Reihe VI

→ 1. Sonntag nach Ostern: Quasimodogeniti

Joh 20,[19-20.]24-29

Evangelium +
Reihe I

→ Tag des Apostels Thomas
(21. Dezember)

Joh 20,[19-20.]24-29

Evangelium +
Reihen I und IV

→ Tag des Apostels Thomas
(3. Juli)

 

 

  Hörbuch-Video

Nach der Auferstehung Jesu: Jesus erscheint den Jüngern.
Das Ende des Johannesevangeliums. (Joh 20,19-31)

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→ Hörbuch-Video: Joh 20,19-31

Das Video zeigt aus der Luther­bi­bel von 1545 die Texte der Ge­scheh­nis­se nach der Auf­er­ste­hung Je­su und des Ab­schlus­ses des Evan­ge­li­ums, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

Sabrina

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SK Version 19.09.2024