Lesetext Joh 13,1-15.34-35

Perikopen aus der Lutherbibel von 1545

Symbol Biblia 1545

Perikopen nach der Leseordnung
der evangelischen Kirchen

Evangelium nach Johannes

Joh 13,1-15.34-35

 

Text hören:

Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Johannes.

 

C. XIII.

 

 

Aus dem Abschnitt:

Die Fußwaschung

Verse 1 - 15

 

VOr dem Feſt aber der Oſtern / da Jhe­ſus er­ken­net das ſei­ne zeit ko­men war / das er aus die­ſer Welt gien­ge zum Va­ter / wie er hat­te ge­lie­bet die ſei­nen / die in der welt wa­ren / ſo lie­bet er ſie ans en­de. 2Vnd nach dem Abend­eſ­ſen / Da ſchon der Teu­fel hat­te dem Ju­da Si­mo­nis Iſcha­ri­oth ins Hertz ge­ge­ben / das er jn ver­rhie­te / 3wu­ſte Jhe­ſus / das jm der Va­ter hat­te al­les in ſei­ne Hen­de ge­ge­ben / vnd / das er von Gott ko­men war / vnd zu Gott gieng / 4Stund er vom Abend­mal auff / le­get ſei­ne Klei­der ab / vnd nam ei­nen Schurtz / vnd vmb­gur­tet ſich. 5Dar­nach gos er Wa­ſſer in ein Be­cken / hub an den Jün­gern die Füſ­ſe zu Wa­ſſchen / vnd truck­net ſie mit dem Schur­tze / da­mit er vmb­gür­tet war.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

DA kam er zu Si­mon Pe­t­ro. Vnd der­ſel­bi­ge ſprach zu jm / HErr / ſol­te­ſtu mir mei­ne Füſ­ſe wa­ſſchen? 7Jhe­ſus ant­wor­tet / vnd ſprach zu jm / Was ich thu / das wei­ſſe­ſtu jtzt nicht / Du wirſts aber her­nach er­fa­ren. 8Da ſprach Pe­t­rus zu jm / Ni­mer mehr ſol­tu mir die Füſ­ſe wa­ſſchen. Jhe­ſus ant­wor­tet jm / Wer­de ich dich nicht wa­ſchen / ſo ha­ſtu kein Teil mit mir. 9Spricht zu jm Si­mon Pe­t­rus / HErr / nicht die Füſ­ſe al­lei­ne / ſon­dern auch die Hen­de / vnd das Heubt. 10Spricht Jhe­ſus zu jm / Wer gewa­ſſchen iſt / der darff nicht / denn die Füſ­ſe wa­ſſchen / ſon­dern er iſt gantz rein. Vnd jr ſeid rein / Aber nicht al­le. 11Denn er wu­ſte ſei­nen Ver­rhe­ter wol / da­r­umb ſprach er / Ir ſeid nicht al­le rein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12DA er nu jre Füſ­ſe ge­wa­ſſchen hat­te / nam er ſei­ne Klei­der / vnd ſatz­te ſich wi­der ni­der / vnd ſprach aber mal zu jnen / Wi­ſſet jr / was ich euch ge­than ha­be? 13Ir hei­ſſet mich Mei­ſter vnd HErr / vnd ſa­get recht dran / Denn ich bins auch. 14So nu ich ewr HErr vnd Mei­ſter / euch die füſ­ſe ge­wa­ſſchen ha­be / So ſolt jr auch euch vn­ter­nan­der die füſ­ſe wa­ſſchen. 15Ein Bey­ſpiel habe ich euch ge­ge­ben / das jr thut / wie ich euch ge­than ha­be.

 

 

 

 

Das Gebot der gegenseitigen Liebe

Verse 34 - 35

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

34Ein new Ge­bot ge­be ich euch / das jr euch vn­ter­nan­der lie­bet / wie ich euch ge­lie­bet ha­be / auff das auch jr ein­an­der lieb ha­bet. 35Da bey wird je­der­man er­ken­nen / das jr mei­ne Jün­ger ſeid / ſo jr lie­be vn­ter­nan­der habt.

 

 

 

 

 

 

 

(New Gebot)

Ich wil euch nicht be­ſchwe­ren mit vie­len Ge­ſe­tzen / wie Mo­ſes im al­ten Te­ſta­ment. Son­dern das ſol­len al­le Ge­ſetz im new­en Te­ſta­ment ſein / Das jr euch lie­bet vn­ter­nan­der. Dar­umb iſts ein New vnd des new­en Teſta­ments ge­bot / von al­len Al­ten aus­ge­ſon­dert.

 

 

 

Gedanken zum Text

 

Evangelium nach Johannes
13,1-15.34-35

Aus den Abschiedsreden Jesu

Die Fußwaschung
und das Gebot der gegenseitigen Liebe

 

Einleitung

Der Text Jo­han­nes 13,1-15 er­zählt die Ge­schich­te, in der Je­sus wäh­rend des letz­ten Abend­mahls auf­steht, sich nie­der­kniet und sei­nen Jün­gern ei­nem nach dem an­deren die Füße wäscht.

In den Versen 34 und 35 ge­bie­tet Je­sus sei­nen Jün­gern, sich un­ter­ein­an­der zu lie­ben, so, wie er sie ge­liebt hat und liebt (siehe Vers 1). Die­ses Ge­bot ist die Er­klä­rung da­für, wa­rum Je­sus sei­nen Jün­gern die Fü­ße wusch.

 

Liebet Euch!

»Wo Christ drauf steht, ist auch Christ drin.«

So oder ähnlich wird es in jüngs­ter Zeit im­mer häu­fi­ger ger­ne be­haup­tet, wenn es um die Fra­ge geht, wie to­le­rant Kir­chen ge­gen­über Mit­glie­dern mit be­lieb­igen pri­va­ten oder po­li­ti­schen Ideo­lo­gi­en sein sol­len oder sein müss­ten.

Doch stimmt das? Ist die Tauf­ur­kun­de oder der Ein­trag der Kon­fes­si­ons­zu­ge­hö­rig­keit auf der Steu­er­kar­te ein hin­rei­chen­des Zeug­nis da­für, dass je­mand Christ ist?

Nun, Jesus selbst hat dazu im­mer wie­der ge­pre­digt und Er­klä­run­gen ab­ge­ge­ben.

So auch nach­zu­le­sen im Evan­ge­li­um zum Grün­don­ners­tag.

Da wird be­rich­tet, wie Je­sus in den letz­ten Ta­gen sei­ner Zeit auf Er­den den Jün­gern die Fü­ße wusch. Da­mals hat­te das Wa­schen der Fü­ße an­ders als heu­te ei­ne gro­ße Be­deu­tung im fa­mi­li­ä­ren, ge­sell­schaft­li­chen und re­li­gi­ö­sen Le­ben.

Da wird be­rich­tet, wie Je­sus, der un­an­ge­foch­te­ne Chef der ver­sam­mel­ten klei­nen Grup­pe, der »Meis­ter«, der Vor­ste­her, der in die­ser Si­tu­a­ti­on auch der »Haus­va­ter«, der »Tisch­herr«, nie­der­kniet und sich so im wahr­sten Sin­ne des Wor­tes selbst er­nie­drig­te. Er wusch al­len An­we­sen­den die Fü­ße.

Warum machte er das? Er be­grün­dete es so: als Bei­spiel.

Aha! Und wofür?

Schließlich er­klärte er den sehr wichtigen Hintergrund: Liebt Euch un­ter­ein­an­der in ge­gen­sei­ti­ger Wert­schät­zung. Da­ran wird man Chris­ten er­ken­nen. Die Fuß­wa­schung beim Abend­mahl steht dafür nur als kon­kre­ti­sier­tes Bei­spiel.

 

Woran man Christen erkennt

Christen wer­den also nicht an ei­nem Logo, an ei­ner Tauf­ur­kun­de oder an der Kon­fes­si­ons­zu­ge­hö­rig­keit laut Steu­er­kar­te er­kannt, son­dern nur da­ran: an ihrem Den­ken, Re­den und Han­deln im Um­gang mit­ein­an­der.

Das ist dann auch das Maß der Din­ge, an dem sich die per­sön­li­chen, ge­sell­schaft­li­chen, po­li­ti­schen In­ter­es­sen, Mei­nun­gen und Ver­hal­tens­wei­sen mes­sen las­sen müs­sen.

Also: Längst nicht überall, wo Christ drauf­steht, ist Christ drin.

Doch das Gute daran ist: Man kann den­noch Christ wer­den. Je­der­zeit. Man muss es nur leben.

 

 

Perikopen: Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Joh 13,1-15

Evangelium

→ Gründonnerstag

1899 - 1978  

Joh 13,1-15

Evangelium

→ Gründonnerstag

Joh 13,31-35

2. Evangelium

→ 5. Sonntag in der Fasten: Judika

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Joh 13,1-15

Evangelium
+ Reihe I

→ Gründonnerstag

Joh 13,31-35

Reihe III

→ 5. Sonntag in der Fasten: Judika

1979 - 2018  

Joh 13,1-15[.34-35]

Evangelium
+ Reihe I

→ Gründonnerstag

seit 2019  

Joh 13,1-15.34-35

Evangelium
+ Reihe VI

→ Gründonnerstag

 

 

  Hörbuch-Video

Die Fußwaschung. Das Gebot der gegenseitigen Liebe. (Joh 13,1-15.34-35)

Titelbild
Hörbuch-Video zur Biblia 1545

→ Hörbuch-Video: Joh 13,1-15.34-35

Das Video zeigt den Text der Er­zäh­lung, in der Je­sus wäh­rend des Abend­mahls den Jün­gern die Füße wäscht, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

 

 

Sabrina

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©by Reiner Makohl | Stilkunst.de

SK Version 19.09.2024