Evangelium nach Johannes
Joh 1,15-18
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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Euangelium
S. Johannes.
C. I.
Verse 15 - 18
IOhannes zeuget von Jheſus / rüffet vnd ſpricht / Dieſer war es / von dem ich geſagt habe / Nach mir wird komen / der vor mir geweſen iſt / denn er war ehe denn ich.16Vnd von ſeiner Fülle haben wir alle genomen / b Gnade vmb gnade / 17Denn das Geſetz iſt durch Moſen gegeben / Die Gnade vnd Warheit iſt durch Jheſum Chriſt worden.18Niemand hat Gott je geſehen / der eingeborne Son / der in des Vaters ſchos iſt / der hat es vns verkündiget.
b
(Gnade vmb gnade)
Vnſer gnade iſt vns gegeben vmb Chriſtus gnade / die jm gegeben iſt. Das wir durch jn das Geſetz erfüllen / vnd den Vater erkennen / damit heucheley auffhöre / vnd wir ware rechtſchaffene Menſchen werden.
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Die Offenbarung Gottes in der Welt
Johannes 1,15-18 ist das Bekenntnis über die Gnade und Wahrheit in Christus. Diese Verse sprechen von der Fülle und Einzigartigkeit Jesu Christi und davon, was er für uns bedeutet.
Johannes der Täufer bezeugt, dass Jesus, obwohl er zeitlich gesehen »nach« ihm kommt, ihm vorausgeht, da er vor ihm war. In der evangelischen Interpretation wird dies oft als Hinweis auf die Präexistenz Jesu verstanden. Jesus ist nicht nur ein Mensch, der später auftritt, sondern er ist von Anfang an bei Gott und hat daher eine übergeordnete, ewige Rolle. Dies betont die Göttlichkeit und ewige Natur Christi.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade um Gnade. Diese Aussage beschreibt die großzügige Gnade, die durch Christus zu den Gläubigen kommt. In der evangelischen Lehre bedeutet dies, dass Gottes Gnade in Jesus vollständig und überfließend ist. Jeder Mensch hat Zugang zu dieser Fülle und wird mit »Gnade um Gnade« überschüttet, was die andauernde und erneuernde Natur der göttlichen Gnade in Christus verdeutlicht.
Das Gesetz, das durch Mose gegeben wurde, war ein wichtiger Schritt in Gottes Offenbarung, jedoch bringt Jesus etwas Neues: Gnade und Wahrheit. Das Evangelium von Jesus stellt nach evangelischer Auffassung die Erfüllung und den Höhepunkt des Gesetzes dar, indem es den Menschen durch Gnade Zugang zu Gott gibt, anstatt durch das Einhalten der Gesetze. Diese Unterscheidung ist grundlegend für die evangelische Theologie, da sie den neuen Bund in Christus betont, der den alten Bund des Gesetzes überragt und vervollständigt.
Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt. Dieser Vers hebt hervor, dass Jesus als der Einziggeborene Gottes die endgültige Offenbarung Gottes darstellt. Obwohl Gott unsichtbar und unbegreiflich ist, offenbart sich Gott in Jesus Christus auf vollkommene Weise. In der evangelischen Lehre bedeutet dies, dass Jesus nicht nur ein Prophet oder Lehrer ist, sondern selbst die menschgewordene Offenbarung Gottes. Jesus macht den unsichtbaren Gott sichtbar und zugänglich für die Menschen.
Die Verse 15-18 sind für das Verständnis der Identität Jesu zentral und unterstreichen die Rolle von Gnade und Wahrheit im neuen Bund. In der evangelischen Auslegung wird besonders betont, dass Christus sowohl das Gesetz erfüllt als auch Gottes Wesen offenbart. Die Beziehung der Gläubigen zu Gott basiert nicht auf dem Gesetz, sondern auf der Fülle der Gnade in Jesus Christus.
Die Offenbarung Gottes in der Welt
Das Textstück Johannes 1,15-18 zählt zu den tiefgründigsten Texten des Johannesevangeliums. Diese Verse sprechen von der Fülle und Einzigartigkeit Jesu Christi und davon, was er für uns bedeutet.
Johannes der Täufer, von dem hier die Rede ist, bezeugt, dass Jesus, obwohl er »nach« ihm auftrat, dennoch »vor« ihm war – ein Hinweis auf Jesu Ewigkeit und Göttlichkeit. Hier erkennen wir, dass Jesus mehr ist als nur ein Mensch. Er ist der ewige Sohn Gottes, der von Anfang an war und immer sein wird. Diese Erkenntnis darf uns Mut geben: Christus ist nicht nur eine historische Figur, sondern ein ewiger Retter, gegenwärtig und bleibend.
In Vers 16 heißt es, dass wir »aus seiner Fülle empfangen haben, Gnade um Gnade«. Was bedeutet das? Durch Jesus wird uns Gottes Liebe und Gnade in einem Maße geschenkt, das keine Grenzen kennt. Jeder von uns lebt aus dieser Gnade, auch dann, wenn wir versagen. Gottes Liebe zu uns ist so groß, dass sie sich ständig neu schenkt. »Gnade um Gnade« bedeutet, dass wir nicht aufgrund unserer Taten angenommen werden, sondern weil Gott uns liebt und uns immer wieder vergibt.
Johannes stellt uns hier auch einen wichtigen Unterschied vor: Während Mose das Gesetz brachte, bringt Jesus Christus »Gnade und Wahrheit«. Das Gesetz zeigt uns, wie Gott will, dass wir leben; es ist der Maßstab für unser Handeln. Doch oft merken wir, dass wir daran scheitern. Die gute Nachricht ist, dass Jesus nicht nur den Maßstab vorgibt, sondern auch die Vergebung und die Möglichkeit, immer wieder neu anzufangen. In Jesus Christus finden wir nicht nur die Wahrheit über Gott und über uns selbst, sondern auch die Gnade, die uns trägt und heilt.
Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist und in des Vaters Schoß ist, der hat es verkündigt. Gott ist unsichtbar und oft schwer zu fassen. Aber in Jesus sehen wir, wie Gott wirklich ist. Wenn wir Jesus betrachten, seine Liebe, seine Hingabe, seine Gnade, dann erkennen wir das Herz Gottes. Jesus macht den unsichtbaren Gott sichtbar und greifbar.
Wenn wir uns an Christus halten, finden wir alles, was wir brauchen: Gnade, Wahrheit und die Gewissheit, dass Gott uns kennt und liebt. Lasst uns aus seiner Fülle schöpfen und immer wieder neu auf ihn vertrauen.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen |
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1899 - 1978 | ||
Joh 1,1-14 |
2. Evangelium |
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Joh 1,15-18 |
2. Evangelium |
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Lutherische Kirchen 1958-1978 |
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Joh 1,1-14 |
Evangelium + |
|
Joh 1,15-18 |
Marginaltext |
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1979 - 2018 | ||
Joh 1,1-5[.6-8].9-14 |
Evangelium + |
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Joh 1,15-18 |
Reihe III |
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seit 2019 | ||
Joh 1,1-5.9-14[.16-18] |
Evangelium + |
|
Joh 1,15-18 |
Reihe IV |
Das Video zeigt den Text des Hymnus aus der Lutherbibel von 1545, der beschreibt, wie sich Gott und sein Wort durch Jesus Christus offenbaren, vorgelesen von Reiner Makohl.