Johann Christoph Blumhardt
(† 25. Februar 1880 in Boll)
Schalttage werden in den Kalender eingefügt, um die Abweichungen, die im Jahreslauf zwischen dem Sonnenstand und dem Kalenderdatum auftreten, auszugleichen. Dabei wird in Abständen dem normalen Jahr mit seinen 365 Tagen ein zusätzlicher Tag hinzugefügt. Diese Jahre haben 366 Tage und heißen Schaltjahre.
Durch die Schalttage verschiebt sich der Beginn der Jahreszeiten, der ja vom Sonnenstand abhängt, nur zwischen den Schaltjahren und wird mit dem Schalttag im Schaltjahr wieder mit dem Kalender in Einklang gebracht.
In unserem heutigen Kalender ist der 29. Februar der Schalttag. Doch im julianischen Kalender gab es keinen 29. Februar.
Hingegen wurde in Schaltjahren (lateinisch: ANNI BISEXTILIS) vor dem Tag ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS (übersetzt: »6. Tag 1) vor dem 1. März«), das ist unser 24. Februar, ein Tag namens ANTE DIEM BISEXTUM KALENDAS MARTIAS eingeschoben. Übersetzt meint das: »Zweiter 6. Tag vor dem 1. März«. Mit anderen Worten: Der 24. Februar wurde gedoppelt.
Der Name bezeichnet es genau: Durch den DIES BISEXTILVS (»zweifacher 6. Tag«) erhöhte sich in Schaltjahren im Februar zwar die effektive Zahl der Tage von 28 auf 29 (bezogen auf den Sonnenstand), doch es gab im Kalender immer nur 28 Tagesdaten. Der 23. Februar blieb der 7. Kalendertag vor dem 1. März, obwohl er nun effektiv zum 8. Tag vor dem 1. März wurde.
Auf diese Weise vermieden die Römer Probleme, die entstehen können, wenn der Schalttag direkt an der Monatsgrenze eingefügt wird.2)
Wichtige Erkenntnis:
Der letzte Tag im Februar ist im julianischen Kalender nie ein Schalttag!
Der Umlauf der Erde um die Sonne dauert länger als ein Kalenderjahr mit 365 Tagen und ist zudem nicht konstant. Im Durchschnitt dauert der Erdenumlauf (tropisches Jahr3)) z. Zt. 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45,261 Sekunden. Das sind 365,24219052 Tage.
Der julianische Kalender kannte ab dem Jahr 8 nach Christus eine feste Abfolge der Schaltjahre: Jedes vierte Jahr wurde ein Schaltjahr. Gemittelt betrug die kalendarische Jahreslänge somit (365+365+365+366)/4 = 365,25 Tage. D.h., das julianische Jahr war länger als das tropische Jahr und schob sich gegenüber dem Sonnenstand kontinuierlich etwa alle 128 Jahre um einen Tag nach vorn.
Zwar erscheint die Abweichung auf den ersten Blick gering, doch sie summierte sich bis zum Jahr 1582 derart auf, dass die astronomische Sommersonnenwende im Jahr 1582 bereits am 12. Juni war, die kalendarische aber am 21/22. Juni angenommen wurde.
Dies war besonders für die Festlegung der kirchlichen Feste Ostern und Weihnachten problematisch, die den Verlauf des Kirchenjahres bestimmen. Der astronomische Frühlingsbeginn und die Daten, die für die Berechnung des Osterfestes mit der zyklischen Methode herangezogen wurden, drifteten immer weiter auseinander. Die Wintersonnenwende war mitten im Dezember und nicht am Thomastag. Das Weihnachtsfest ruschte weg vom Winteranfang, usw. Insgesamt verschoben sich dadurch alle kirchlichen Fest- und Feiertage, von denen viele auch als Lostage für Wettergeschehen galten. Sie halfen den Bauern nun nicht mehr genau genug, um gute Termine für Ackerbestellung, Saat und Ernte auszumachen.
Die Abweichung betrug im Jahr 1582 bereits zehn Tage. Diese zehn Tage wurden im Oktober 1582 durch die Kalenderreform gestrichen: Auf den 4. Oktober folgte der 15. Oktober 1582. Von nun an war der gregorianische Kalender, unser heutiger Kalender gültig.
Wäre der julianische Kalender weiterhin gültig geblieben, betrüge die Abweichung heute nicht mehr zehn Tage, sondern 13 Tage: Die astronomische Sommersonnenwende 2019 würde auf den kalendarischen 8. Juni fallen, nicht auf den 21. Juni.
Anmerkungen:
1) Die Zahlenangaben erfolgen im römischen Kalender nach der Inklusionsregel. Das Ausgangsdatum ist bereits der erste Tag. D.h., der 1. März zählt als 1, dann ist der 24. Februar der 6. Tag. Oder andersrum: Am 6. Tag, gerechnet ab dem aktuellen Tag (24. Februar), ist der 1. März.
2) Dies betrifft beispielsweise Handel und Steuerrecht. Der Monat war immer am Tag PRIDIE KALENDAS (»Vortag zum Monatsanfang«) zu ende, auch im Februar. Es gab keinen Tag zwischen PRIDIE KALENDAS MARTIAS (»Vortag zum 1. März«, das ist der 28. Februar) und dem KALENDIS MARTIIS (1. März). Dies vermeidet Konflikte im Monatsübergang.
3) Der Frühlingspunkt (astronomischer Frühlingsanfang) wird mit 0° auf dem Umlaufkreis festgelegt. Die Zeit, die unsere Erde bei ihrer Reise um die Sonne benötigt (360°), um diesen Punkt wieder zu erreichen, heißt tropisches Jahr.
Den »zweiten 24. Februar« gibt es als zusätzlichen Tag nur in solchen Jahren, die ganzzahlig durch 4 teilbar sind.
Diese Regel griff effektiv ab dem Jahr 8 nach Christus. Aber auch nach der Einführung des gregorianischen Kalenders, der als Schalttag nun den 29. Februar kannte, blieb man lange Zeit dabei, als Schalttag den gedoppelten 24. Februar zu nutzen.
Die römisch-katholische Kirche zählte die Kirchentage sogar bis ins Jahr 2001 nach dieser Regel.
Dies kann für Genealogen von Bedeutung sein: In alten Kirchenbüchern und Urkunden, die der julianischen Regel folgen und Tagesangaben entsprechend vermerken, wird der 29. Februar ggf. nicht auftauchen. Ob eine Tagesangabe wie PRIDIE KAL. MARTIAS dem 28. oder 29. Februar entspricht, ist über die Jahreszahl zu ermitteln: Ist sie durch 4 ganzzahlig teilbar? Allerdings muss beachtet werden, dass auch in Schaltjahren der letzte Tag im Februar kein Schalttag war. Dagegen bedeuten Angaben wie BISEXTUS oder BIS SEXTUS VI. KAL. MART., dass das genannte Ereignis am Schalttag stattgefunden hatte.
In der evangelischen Kirche wirkt der gedoppelte 24. Februar ebenfalls bis heute nach. Der Tag des Apostels Matthias ist der 24. Februar. In Schaltjahren wird er aber am 25. Februar begangen. Die Grundlage dafür ist: Der Tag des Apostels Matthias wird in festem Abstand zum 1. März gefeiert – fünf Tage davor. Und das ist in Schaltjahren unser 25. Februar. Im julianischen Kalender war es auch in Schaltjahren unverändert der ANTE DIEM SEXTUM KALENDAS MARTIAS (»6. Tag vor dem 1. März«), der Schalttag lag davor.
Diese Frage mag für uns nicht wirklich wichtig sein, sie war es aber für Menschen, deren Kalender auf der julianischen Zeitrechnung basiert: An welchem Tag, wann werden Menschen 18 Jahre alt, wenn sie am Tag ANTE DIEM BISEXTUM KALENDAS MARTIAS geboren sind?
Oder allgemeiner formuliert: Wann feierte man Geburtstag in Jahren, die kein Schaltjahr waren, wenn man am julianischen Schalttag geboren wurde?
Nun, der julianische Kalender macht es einfach: Der Geburtstag ist in solchen Jahren der ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS, unser 24. Februar.
Und was ist mit Menschen, die in einem Schaltjahr am ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS, unserem 25. Februar, geboren sind? Ihr Geburtstag bleibt auch in Jahren, die kein Schaltjahr sind, der ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS, obwohl das dann unser 24. Februar ist.
Hintergrund ist: In Schaltjahren werden beide Tage, der Schalttag und der folgende Tag ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS als ein kalendarisches Datum gesehen, und nur durch den Zusatz BISEXTVS unterschieden.
Diese einfache Umsetzung zeigt, welche Vorteile es brachte, den Schalttag nicht an das Monatsende zu legen und gleichzeitig nicht die Tageszählung durch die Verwendung eines neuen Tagesnamens zu verschieben. Der Tag ANTE DIEM VI. KALENDAS MARTIAS wurde ja einfach verdoppelt. Die Zählung der folgenden Tage blieb unverändert.
Erst mit Einführung einer durchgehenden Tagesnummerierung von 1 bis 28 bzw. von 1 - 29 kamen Probleme auf, die der nötigen Umrechnung geschuldet sind.
Die Einführung einer durchgängigen Nummerierung der Tage je Monat warf Probleme auf, die es zuvor nicht gab. Es war nicht möglich, zweimal den 24. Februar abzubilden. Auch unsere Kalender hier bei Stilkunst.de müssen die Herausforderung meistern, die römische Notation mit der fortlaufenden Nummerierung in Einklang zu bringen.
Zwar sind die Regeln einfach, dennoch können sie beim Betrachten einer Monatsübersicht leicht Verwirrung auslösen.
In Jahren, die kein Schaltjahr sind, gilt:
In Jahren, die Schaltjahre sind, gilt:
Immer gilt:
Wir haben diese Regeln in unserem ewigen Kalender und in den Monatsübersichten entsprechend umgesetzt.
Der Sinn des 29. Februar und die Antworten auf die Fragen: Wann wird man 18 Jahre alt, wenn man an einem 29. Februar geboren wurde? Wann gratuliert man?
Ab dem Jahr 2800 weichen die neojulianischen Schaltjahre von unserem Kalender ab. Doch auch bis dahin gibt es das Schaltjahr und den 29. Februar.