Hans Ernst von Kottwitz
(† 13. Mai 1843 in Berlin)
Hl. Servatius
Lostag
Servatius
Der Tag Servatius in den Jahren 2024 bis 2031
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Servatius von Tongeren ist vermutlich eine künstliche Gestalt, die auf zwei unterschiedliche Personen zurückzuführen ist. Beide werden in der Heiligenfigur vermischt. Als Todesdatum dieses einen Heiligen gilt der 13. Mai 384, als Todesort Maastricht.
Servatius, Bischof von Tongeren, einer Stadt in Belgien, starb allerdings erst 450 n. Chr. in Maastricht. In der Legende reiste Servatius nach Rom, wo ihm Petrus erschien und vor dem Hunneneinfall warnte, der kurz bevorstünde.
Servatius wiederum warnte die Bürger von Tongeren und verlegte seinen Bischofssitz nach Maastricht. Zu diesem Servatius passen Titel, Orte und Geschehnisse, die zur Heiligsprechung führten.
Servatius aus Gallien lebte im 4. Jahrhundert, also etwa 100 Jahre früher. Er nahm an mehreren Synoden teil und machte sich als Verfechter der Trinität gegen arianistische Thesen 1 einen Namen. Zu diesem Servatius passen die Lebensdaten, vor allem das Todesdatum.
Servatius (vermutlich der spätere) liegt begraben im Dom von Maastricht, weshalb Maastricht zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde.
1 Der Arianismus, eine theologische Position im frühen Christentum, begründet durch den Theologen Arius (ca. 260–327 n. Chr.), bestritt u. a. die Trinität, die Dreinigkeit von Gott Vater, Gott Sohn und Heiligem Geist, wie sie schließlich doch im Bekenntnis von Nicaä im Jahr 325 festgelegt wurde.
Dr. Martin Luther hatte bereits früh die Heiligenverehrung abgelehnt. In seiner Gottesdienstordnung für die Gemeinden aus dem Jahr 1523 erklärte er, warum die Heiligenfeste im Kirchenjahr nicht begangen werden sollen.
Die evangelischen Kirchen kennen daher keine Heiligen im Sinne der römisch-katholischen Kirche. Für sie sind Heiligsprechungen (Kanonisationen), die vom Papst vorgenommen wurden oder werden, nicht bindend. Sie nehmen selbst keine Heiligsprechungen vor. Sie kennen weder Schutzheilige (Patrone) noch die Anrufung oder gar die Anbetung von Heiligen.
Zwar kennen die evangelischen Kirchen einen »Gedenktag der Heiligen« (1. November), doch meinen sie damit nicht eine herausragende Stellung von Personen in der Gemeinschaft der Christen, sondern das Beispiel ihres außergewöhnlichen Handelns aus der Kraft des Glaubens heraus. So finden sich im evangelischen Kirchenkalender die Namen der Evangelisten, der Apostel und einiger weniger Märtyrer der frühen Zeit stellvertretend für Taten und Leben von Christen. Sie dienen als Vorbild und Beispiel für heutige Christen, wie es in der »Confessio Augustana«, dem Augsburgischen Bekenntnis der Reformatoren, 1530 formuliert worden ist:
Über die Verehrung von Heiligen lehren wir Folgendes: Man kann sich an Heilige erinnern, um ihrem Glauben nachzueifern. Man kann sich auch die guten Werke der Heiligen zum Vorbild nehmen; das soll entsprechend der jeweiligen gesellschaftlichen Stellung geschehen. [...] Aber die Heilige Schrift lehrt nicht, dass wir Heilige anrufen oder von ihnen Hilfe erbitten sollen, sondern sie stellt uns allein Christus hin als Mittler, Sühneopfer, Priester und Fürsprecher. Der soll angerufen werden, und er hat versprochen, dass er unsere Bitten erhören wird. Wenn wir ihn in allen Nöten anrufen, dann gefällt ihm das sehr. Im 1. Johannesbrief steht: »Wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.« (1. Joh. 2,1).
Text der Confessio Augustana nach der lateinischen Fassung. Ausgelassen ([...]) ist ein an Kaiser Karl V. gerichtetes Handlungsbeispiel aus jener Zeit, womit ihn die Protestanten auf dem Augsburger Reichstag am 25. Juni 1530 beim Verlesen des Bekenntnisses direkt adressierten, das aber inhaltlich zum Bekenntnis nichts beiträgt.
Abbildung: Servatius | Ein Tag, der das kommende Wettergeschehen bestimmen soll
Grafik: © Sabrina | Reiner | SABRINA CREATIVE DESIGN | Lizenz CC BY-SA
Lostage (auch Lurtage genannt), sind Tage im Kalender, deren Wettergeschehen nach dem Volksglauben das Wetter der folgenden Tage, Wochen oder Monate bestimmt.
Für die Landwirtschaft sind Klima und Wetter entscheidende Faktoren bei Tätigkeiten wie Aussaat oder Ernte. Die Wetterbeobachtungen und Erfahrungen der Bauern über Jahrhunderte hinweg führten dazu, dass zu Lostagen eine Vielzahl an Bauernregeln entstanden ist.
Ihr Sinn ist es, die Prognosen für landwirtschaftliche Erfolge und gute Ernten zu verbessern. Zu bedenken ist, dass die Erfahrungen mit dem Wetter immer regional geprägt sind. In verschiedenen Landstrichen treten unterschiedliche Aspekte in den Vordergrund.
Die »Eisheiligen« sind regional unterschiedlich eine Zeit von drei bis fünf Tagen im Mai. Die Überlieferung stützt sich auf Wetterbeobachtungen unserer Vorfahren in der mitteleuropäischen Region, die ein verlässlich stabiles Wetter erst nach dem Tag »Kalte Sophie« erwarten ließen.
Für Gartenbau und Landwirtschaft waren die Gedächtnistage der Heiligen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und Sophia daher wichtige Marken im Kalender, um auf gutes Wachstum der Aussaat und der Pflanzungen hoffen zu können.
Die Heiligen wurden zu Wetterheiligen und bekamen den Namen Eisheilige. Bis zu den Eisheiligen kommt es trotz milder und warmer Phasen zwischen Ende März und Mitte Mai immer wieder zu Wettereinbrüchen mit kalten Luftströmungen, mit frostigen Nächten und mit Schneefall. Gärtner und Bauern, die sich von frühen Schönwetterlagen verleiten ließen, ihre Saat vor den Eisheiligen auszubringen, riskierten nicht selten Frostschäden und erlitten herbe Verluste.
In Deutschland, im belgischen Flandern, in den Niederlanden, in der Schweiz, in Österreich und in Ungarn gehören die drei Heiligen Mamertus, Pankratius und Servatius zu den Eisheiligen, deren Gedächtnistage am 11., 12. und 13. Mai begangen werden.
In Flandern zählt zusätzlich Bonifatius von Tarsus (14. Mai) dazu.
In Polen sind die Eisheilgen Pankratius, Servatius und Bonifatius von Tarsus die Kalten Gärtner.
Die Tage der Eisheiligen müden in den Tag »Kalte Sophie«, dem Gedächtnistag für die Heilige Sophia am 15. Mai.
In Schweden haben sich die Eisernen Nächte (järnnätter) eingebürgert. Sie gehen auf die deutschen Legenden um die Eisheiligen zurück, die von den Deutschen auch Eismänner genannt wurden. Vermutlich ein Verständnisfehler führte zu Eisenmänner, woraus sich die Eisernen Nächte entwickelten.
Die Wetterbeobachtungen und die Verwendung von Gedächtnistagen als Marken im Kalender gehen vermutlich auf eine sehr alte Tradition zurück. Der breiten Bevölkerung waren die religiös bestimmten Tage im Kalender geläufiger als die numerischen Tageszählungen. Zudem waren diese Tage überregional gültig und unabhängig von den vielen unterschiedlichen Kalendern, die im Umlauf waren.
Mit der Kalenderreform und der Einführung des gregorianischen Kalenders verschoben sich die Gedächtnistage der Heiligen zusammen mit den absoluten Kalenderdaten. Die Gedächtnistage der Heiligen Mamertus, Servatius und Pankratius lagen zuvor in der Zeit, die heute dem 23. bis 25. Mai entspricht. Die alten Wetterbeobachtungen vor der Reform stützten sich weitgehend auf diese Zeiträume.
Tatsächlich kann meteorologisch nicht nachgewiesen werden, dass es Häufungen von Kaltlufteinbrüchen in Mitteleuropa zwischen dem 11. und 15. Mai gibt, wohl aber zwischen dem 21. und 23. Mai. So verkehrt lagen unsere Vorfahren offensichtlich nicht.
Aber das spielt auch kaum eine Rolle. Die Menschen führten erfolgreich Regeln ein und hielten sich daran, um in diesem Fall gute Ernten mit hohen Erträgen zu erhoffen.
Hilfsmittel, die wir heute im Garten und in der Landwirtschaft einsetzen, wie Schutzfolien und Gewächshäuser, standen nicht zur Verfügung. Züchtungen von Nutzpflanzen, die größerer Kälte trotzen können, waren unbekannt.
Mehr noch als heute hingen Gesundheit und Leben am Erfolg lokaler Ernteerträge.
Die Einfuhr von Lebensmitteln im großen Stil, wie wir sie heute betreiben, gab es nicht.
Selbst der kleine Garten, für uns nur Zierde und Freizeitspaß, war für die Menschen sehr oft überlebenswichtig.
Insofern hatten die alten Bauernregeln zu den Eisheiligen eine große Bedeutung für die gesundheitliche und soziale Absicherung der Bevölkerung.
Die Formulierung der vielen Regeln und Sprichwörter, die zu den Eisheiligen aufgestellt wurden, war regional sehr unterschiedlich. Sie münden aber unter dem Strich alle in der Feststellung: Wer erfolgreich Gartenbau und Landwirtschaft betreiben will, der darf keine empfindliche Saat oder empfindliche Pflanzen vor den Eisheiligen ausbringen.
Kennen Sie weitere Bauernregeln rund um die Eisheiligen und die Kalte Sophie?
Lassen Sie es uns wissen!