Lukas 6,36-42

Das Hörbuch-Video zur Lutherbibel von 1545

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zur Lutherbibel von 1545

 

 

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Jesu Rede gegen den Richtgeist

Evangelium nach Lukas
6,36-42

vorgelesen von Reiner Makohl

 

 

 

Gedanken zum Text

 

Evangelium nach Lukas
Kapitel 6, Verse 36-42

Jesu Rede gegen den Richtgeist

Einleitung

Der Text Lukas 6,36-42 ist Teil der »Feld­re­de« Je­su (→ Lk 6,17-49), die ähn­lich wie die Berg­pre­digt in Mat­thä­us (→ Mt 5,1 - 7,29) ei­ne Zu­sam­men­stel­lung von Je­su Leh­ren ent­hält. In die­sen Ver­sen spricht Je­sus über das Ver­hal­ten ge­gen­über an­de­ren Men­schen.

Zusammenfassung

In Lukas 6,36-42 lehrt Je­sus Barm­her­zig­keit und De­mut. Er for­dert uns auf, barm­her­zig zu sein, wie Gott barm­her­zig ist, und an­de­re nicht zu rich­ten oder zu ver­ur­tei­len, son­dern zu ver­ge­ben, um selbst Ver­ge­bung zu emp­fan­gen. Je­sus be­tont Groß­zü­gig­keit: Wer groß­zü­gig gibt, wird reich­lich zu­rück­be­kom­men. Er warnt vor blin­der Füh­rung und Heu­che­lei, in­dem er sagt, wir sol­len erst un­se­re ei­ge­nen Feh­ler er­ken­nen und be­he­ben, be­vor wir an­de­re kri­ti­sie­ren. Die­se Leh­ren be­to­nen die Wich­tig­keit von Mit­ge­fühl, Selbst­re­fle­xi­on und Groß­zü­gig­keit im Um­gang mit an­de­ren.

Inhalte

Vers 36

»Seid barmherzig, wie auch eu­er Va­ter barm­her­zig ist.«

Jesus for­dert sei­ne Nach­fol­ger auf, barm­her­zig zu sein, nach dem Vor­bild Got­tes. Got­tes Barm­her­zig­keit ist gren­zen­los. Als Nach­fol­ger Chris­ti sol­len wir die­se Barm­her­zig­keit in un­se­rem ei­ge­nen Le­ben wi­der­spie­geln. Es geht da­rum, Wert­schät­zung, Ver­ge­bung und Gü­te ge­gen­über an­de­ren zu zei­gen, un­ab­hän­gig da­von, ob sie es in un­se­ren Au­gen »ver­die­nen« oder nicht.

Vers 37 und 38a

»Richtet nicht, und ihr wer­det nicht ge­rich­tet wer­den. Ver­ur­teilt nicht, und ihr wer­det nicht ver­ur­teilt wer­den. Ver­gebt, und euch wird ver­ge­ben wer­den. Gebt, und es wird euch ge­ge­ben wer­den.«

Jesus lehrt hier, dass wir an­de­re nicht rich­ten oder ver­ur­tei­len sol­len. Das be­deu­tet, dass wir uns da­vor hü­ten soll­ten, über an­de­re Men­schen zu ur­tei­len, weil wir selbst fehl­bar und auf Got­tes Gna­de an­ge­wie­sen sind.

Vergebung ist ein zen­tra­ler As­pekt die­ser Leh­re. Wenn wir an­de­ren ver­ge­ben, zeigt das un­se­re Be­reit­schaft, Got­tes Ver­ge­bung an­zu­neh­men und wei­ter­zu­ge­ben.

Vers 38b

»Ein volles, ge­drück­tes, ge­rüt­tel­tes und über­flie­ßen­des Maß wird man euch in den Schoß ge­ben. Denn mit dem­sel­ben Maß, mit dem ihr messt, wird euch zu­ge­mes­sen wer­den.«

Diese Aussage un­ter­streicht das Prin­zip der Barm­her­zig­keit und der Groß­zü­gig­keit. Wenn wir un­vor­ein­ge­nom­men und oh­ne Vor­ur­tei­le frei­ge­big sind – sei es mit ma­te­ri­el­len Gü­tern, Zeit, Lie­be oder Ver­ge­bung – wer­den wir eben­falls reich­lich be­schenkt wer­den. Gott be­lohnt Barm­her­zig­keit und Groß­zü­gig­keit und gibt uns mehr zu­rück, als wir ge­ge­ben ha­ben.

Verse 39 und 40

»Er sagte ihnen auch ein Gleich­nis: Kann ein Blin­der ei­nen Blin­den füh­ren? Wer­den nicht bei­de in ei­ne Gru­be fal­len?
Ein Schü­ler steht nicht über sei­nem Leh­rer. Wenn der Schü­ler so­weit ist wie sein Leh­0rer, dann ist er voll­kom­men.«

Jesus warnt hier vor blin­der Füh­rung und weist da­r­auf hin, dass wir nicht über an­de­re ur­tei­len oder sie füh­ren soll­ten, wenn wir selbst nicht klar se­hen. Ein „Blin­der“, der ei­nen an­de­ren „Blin­den“ führt, wird bei­de in Schwie­rig­kei­ten brin­gen.

Der zweite Satz be­tont die Not­wen­dig­keit der Selbst­er­kennt­nis und der Be­reit­schaft, oh­ne Über­heb­lich­keit be­stän­dig zu ler­nen. Ins­be­son­de­re feh­len­de Lern­be­reit­schaft ver­bun­den mit Ar­ro­ganz und über­stei­ger­tem Selbst­be­wusst­sein ver­hin­dert kla­res Se­hen. Die Ge­schichte ist voll von Bei­spie­len, in de­nen die Hybris gro­ße Män­ner und Frau­en zu Fall ge­bracht hat, weil sie ih­re ei­ge­nen Fä­hig­kei­ten völ­lig falsch, weil über­heb­lich, ein­schätz­ten. Von den zahl­lo­sen un­be­kann­ten Men­schen, die in die­sel­be Fal­le tapp­ten, ganz zu schwei­gen. Die so­zi­a­len Netz­wer­ke sind voll von gut do­ku­men­tier­ten Bei­spie­len ak­ti­ver Hy­bris un­ter un­se­ren Mit­men­schen.

Verse 41 und 42

»Warum siehst du den Split­ter im Au­ge dei­nes Bru­ders, aber den Bal­ken in dei­nem ei­ge­nen Au­ge be­merkst du nicht? Wie kannst du zu dei­nem Bru­der sa­gen: ‚Bru­der, lass mich den Split­ter he­r­aus­zie­hen, der in dei­nem Au­ge ist‘, wäh­rend du selbst den Bal­ken in dei­nem Au­ge nicht siehst? Du Heuch­ler! Zieh zu­erst den Bal­ken aus dei­nem Au­ge, und dann wirst du klar se­hen, um den Split­ter he­r­aus­zu­zie­hen, der im Au­ge dei­nes Bru­ders ist.

Jesus spricht hier die Heu­che­lei an. Es ist ein­fach, die Feh­ler und Sün­den an­de­rer zu be­mer­ken und zu kri­ti­sie­ren, wäh­rend wir un­se­re ei­ge­nen Feh­ler und Sün­den über­se­hen.

Jesus fordert uns auf, uns zu­erst mit un­se­ren ei­ge­nen Schwä­chen und Sün­den aus­ein­an­der­zu­set­zen, be­vor wir ver­su­chen, an­de­re zu kor­ri­gie­ren. Es ist ein Auf­ruf zur Selbst­re­fle­xi­on und De­mut.

Dies würde aber eine Ehr­lich­keit sich selbst ge­gen­über vor­aus­set­zen, die in vie­len Fäl­len nur hart er­ar­bei­tet wer­den kann. Aus der Psy­cho­lo­gie sind da­zu fol­gen­de Stich­wor­te be­kannt: »Selbst­bild«, »Fremd­bild« und »blin­der Fleck«.

Selbstbild und Fremd­bild sind zwei Sei­ten ei­ner Me­dail­le. Das Pro­blem: Wie wir uns selbst se­hen und wie uns an­de­re wahr­neh­men, stimmt sel­ten über­ein. Das führt zu Miss­ver­ständ­nis­sen, Kon­flik­ten und an­de­ren Schwie­rig­kei­ten in der so­zi­a­len In­ter­ak­ti­on.

Was eine Per­son über sich selbst nicht weiß oder nicht se­hen will, wird »blin­der Fleck« ge­nannt. Das ist im Grun­de der Bal­ken in un­se­rem Au­ge, der ver­hin­dert, dass wir un­se­re ei­ge­nen Feh­ler und Ma­cken nicht er­ken­nen.

Nun sagt Jesus: Mach den Bal­ken weg! He­be dei­ne Blind­heit auf! Dies kann uns hel­fen, zu ei­nem kor­rek­ten Selbst­bild zu fin­den. Das wird uns hel­fen, nicht vor­schnell, nicht über­heb­lich zu ur­tei­len und zu kri­ti­sie­ren.

Einen Versuch ist es sicher wert!

 

 

Liturgiegeschichtliche Verwendung
Perikope Typ Tag
1531 - 1898  

Lk 6,36-42

Evangelium

→ 4. Sonntag nach Trinitatis

1899 - 1978  

Lk 6,36-42

Evangelium

→ 4. Sonntag nach Trinitatis

Lutherische Kirchen
1958-1978
 

Lk 6,36-42

Reihe I

→ 4. Sonntag nach Trinitatis

1979 - 2018  

Lk 6,36-42

Evangelium +
Reihe I

→ 4. Sonntag nach Trinitatis

seit 2019  

Lk 6,36-42

Evangelium +
Reihe I

→ 4. Sonntag nach Trinitatis

 

 

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Frakturschrift ist nicht leicht zu le­sen. Die Vi­de­os zei­gen aus­ge­wähl­te Tex­te aus der Luther­bi­bel von 1545, vor­ge­le­sen von Reiner Makohl.

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Gedanken zu biblischen Texten

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Un­se­re Rei­he »Ge­dan­ken zu bi­b­li­schen Tex­ten« bie­tet Tex­te und Vi­de­os mit Ge­dan­ken zu aus­ge­wähl­ten Pe­ri­ko­pen und Text­ab­schnit­ten der Bibel.

 

 

Zum Gebrauch

Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frak­tur­zei­chen­satz nicht leicht zu le­sen. Wir bie­ten Vi­de­os, in de­nen aus­ge­wähl­te Pe­ri­ko­pen aus den Sonn- und Fei­er­tags­rei­hen vor­ge­le­sen wer­den.

Wir empfehlen, die Vi­de­os im Voll­bild­mo­dus zu ge­nie­ßen.

 

 

Credits zum Video:

©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de

Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl

Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre

 

 

Sabrina

Text | Grafik | Webdesign | Layout:

©by Reiner Makohl | Stilkunst.de

SK Version 05.09.2024