Alles wird gut!
Gedanken zum 3. Advent
H eute ist Sonntag, der 3. Advent. Die Vorbereitungen für Weihnachten laufen wohl überall auf Hochtouren. Auch Maria und Joseph bereiten sich vor auf Weihnachten, auf die Geburt ihres Sohnes Jesus. Doch so friedlich, ungestört und sorgenfrei, wie man sich das womöglich aus verklärten Traditionen heraus vorstellen mag, war es ganz sicher nicht!
Maria und Joseph waren einfache Menschen, die wie wir jeden Tag große und kleine Probleme zu lösen hatten. Beruf und Haushalt mussten genauso bewältigt werden wie heute. Nur gab es ganz sicher viel weniger Komfort dabei. Ohne Strom, fließend Wasser, Autos, Handys und Internet. Und Maria war schwanger, der Geburtstermin rückte näher. Da flatterte auch noch die Anordnung des römischen Kaisers ins Haus, man möge sich umgehend wegen der Volkszählung in seine Heimatstädte und Dörfer begeben. Na, bravo! Als gäbe es sonst nichts zu tun in dieser Zeit! Ob das gut gehen wird? Schon die üblichen Hausgeburten waren nicht einfach, die Kindersterblichkeit war hoch. Auch den Müttern drohten schwere Infektionen und Blutverluste, die nicht selten tödlich endeten. Trotz der Hilfe von erfahrenen Hebammen und Nachbarinnen. Was ist, wenn sie nun aufbrechen nach Betlehem und das Kind unterwegs geboren wird? Wer wird ihnen beistehen?
D ie Volkszählung wurde offensichtlich so durchgeführt, dass nicht nur einfach die tatsächlichen, zufällig anwesenden Einwohner der Städte gezählt wurden. Grundlage für die Erfassung war der Geburtsort oder der Ort der Abstammung für die steuerliche Bemessung der Region. Alle, die längst fortgezogen waren und sich woanders niedergelassen hatten, um Arbeit zu finden oder um eine Familie zu gründen, kehrten für die Volkszählung zurück.
Dafür gab es keine Infrastrukturen in den Städten und Dörfern, darauf war man nicht vorbereitet. Wie viele andere Städte auch war Betlehem überlaufen. Die wenigen Herbergen – in Betlehem gab es womöglich nur eine! – waren schnell ausgebucht. Man reiste frühzeitig an und richtete sich auf längere Anwesenheit ein. Wenn schon eine beschwerliche Reise unternommen werden musste, nutzte man die Zeit, um gleich noch dies oder das zu erledigen.
Für die schwangere Maria kam der Zeitpunkt der Volkszählung denkbar ungünstig. Die Geburt stand kurz bevor. Doch die Reise nach Betlehem lies sich nicht länger aufschieben. Sie brachen auf im Vertrauen darauf: Alles wird gut!
3. Advent
Maria und Joseph auf dem Weg nach Betlehem
| Foto: © Geschütztes Bildmaterial
Wir können davon ausgehen, dass die beiden mitgenommen hatten, was für eine Geburt unterwegs und für die Versorgung eines Neugeborenen gebraucht wurde.
I n Betlehem angekommen musste Joseph nun eine Bleibe finden, und zwar eine, die einerseits ausreichend Schutz bot und eine Geburt erlaubte, und andrerseits einen längeren Aufenthalt ermöglichte. Sie wussten nicht, wann es passieren würde und danach bräuchten Mutter und Kind genug Zeit, bevor sie sich auf den Rückweg machen konnten.
Erzählt wird, dass Maria und Joseph schließlich im Stall eines Hauses untergekommen sind, wie wohl viele andere Reisende auch. Sie werden nicht die Einzigen gewesen sein, die in diesem Stall ihr Lager aufschlugen, doch sie mussten nicht auf dem Feld schlafen. Dafür waren sie vermutlich auch nicht vorbereitet, im Vertrauen darauf, dass alles gut werden würde.
Für Maria war die Reise anstrengend. Die körperliche Belastung und der Stress, in der fremden Stadt eine Bleibe zu finden, sind sicher nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Wir wissen nicht genau, was dann alles passierte, doch die wenigen Zeilen im Lukasevangelium deuten an, was wir uns vorstellen dürfen. Die Wehen setzten ein. Zwar waren Hausgeburten üblich, doch im Stall in Betlehem fehlte der Maria ihre gewohnte Umgebung mit ihrem Bett und ihrem Schlafraum. Dazu waren die Räume im Stall nicht für Menschen ausgelegt, erst recht nicht für die Geburt eines Kindes. Hier fehlte es an allem, angefangen bei den hygienischen Bedingungen bis hin zur Betreuung durch ausgebildete Geburtshelfer. Sie war zwar nicht allein, aber ihre Freundinnen und alle, auf die sie sich in ihrem Heimatort hätte verlassen können, waren vermutlich nicht da. Sie war umgeben von Fremden. Ganz sicher wurde ihr geholfen.
D a war sie nun. In Betlehem. Irgendwo in einem fremden Stall, notdürftig hergerichtet für eine Hausgeburt, umgeben von fremden Frauen, die ihr halfen. Konnte das gut gehen? Würde das Kind leben? Würde sie leben? Die Risiken waren groß!
Vielleicht erinnerte sie sich daran, was der Engel zu ihr sagte, damals, vor vielen Monaten in ihrem Haus in Nazaret: »Fürchte Dich nicht, denn Du hast Gnade gefunden vor Gott. Pass auf! Du wirst schwanger werden und einen Sohn zur Welt bringen« (Matthäus 1, 30f.).
Doch wir sind sicher: Maria hatte Angst! Schon als sie aufbrachen zu dieser Reise nach Betlehem hatte sie Angst. Mehr noch, als sie den Stall sah. Und nun, da die Wehen einsetzten, kam auch noch der Schmerz dazu.
»Fürchte Dich nicht!«- das ist so leicht gesagt! So leicht ist es aber nicht! Man fürchtet sich trotzdem. Das kennen Sie sicher! Die Ängste kommen und lassen sich nur schwer kontrollieren, jedenfalls nicht mit Klugheit und Wissen. Wir wissen ja nicht, wie es ausgehen wird. Und genau das macht uns ja Angst – das fehlende Wissen.
Doch vielleicht hilft das Gefühl dabei? Ein gutes Gefühl haben – ist es nicht das, was alle Befürchtungen niederstreckt? So wie Maria ein gutes Gefühl bei dem hatte, was ihr der Engel erzählte: Sie hatte keine Ahnung, was es bedeutete; sie wusste auch nicht, welche Folgen es haben würde. Sie fühlte aber: Alles wird gut!
Es fühlen: Alles wird gut! – Auch das ist Advent.
3. Advent
Hintergründiges und Gedanken zum 3. Advent im Stilkunst-Kalender.