vorgelesen von Reiner Makohl
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
Der Text Matthäus 20,1-16 enthält das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Es erzählt von einem Gutsherrn, der Arbeiter zu verschiedenen Tageszeiten einstellt. Am Abend erhalten alle denselben Lohn, unabhängig davon, wie lange sie gearbeitet haben. Dies sorgt für Unmut unter den früher Eingestellten.
Das Gleichnis stellt die Idee der Konkurrenz infrage, die in einer kapitalistischen Leistungsgesellschaft vorherrscht. Die evangelische Theologie betont stets die Gemeinschaft der Glaubenden und die Solidarität. Sie würde das Gleichnis als Aufforderung verstehen, Gottes Großzügigkeit nicht mit Neid, sondern mit Freude und Dankbarkeit zu begegnen.
Die Auslegung kann das Gleichnis im Hinblick auf die eschatologische Hoffnung interpretieren: Das Reich Gottes bricht in diese Welt ein und verändert bestehende Verhältnisse. Der Satz, »die Letzten werden die Ersten sein« weist auf eine grundlegende Umkehrung hin, die im Reich Gottes stattfindet. In diesem Reich gelten Gottes Gerechtigkeit und Liebe, nicht menschliche Gerechtigkeit und Erfolge.
Das Gleichnis ist somit auch Kritik an einer Gesellschaft, die Menschen nach ihrer Leistung bewertet. Das Reich Gottes hingegen schätzt alle Menschen gleich – die „Ersten“ und die „Letzten“.
Das Gleichnis zeigt, dass Gottes Gerechtigkeit sich von menschlicher Logik unterscheidet. Gott schenkt seine Gnade unabhängig von Leistung oder Verdienst. Alle sind vor Gott gleich, weil seine Gnade unverdient ist.
Der Gutsherr zahlt nicht weniger, sondern zeigt überfließende Großzügigkeit gegenüber denen, die später kamen. Diese Großzügigkeit spiegelt Gottes bedingungslose Liebe wider, die sich an alle richtet.
Die Unzufriedenheit der früh Eingestellten zeigt eine Haltung des Vergleichens. Doch im Reich Gottes gibt es keine Konkurrenz. Es geht nicht um Leistung, sondern um Gottes Geschenk der Gnade.
Dieses Gleichnis ruft dazu auf, Gottes Gnade mit Freude zu empfangen und seine Großzügigkeit anzuerkennen.
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg
Das ist doch unfair! - So denken wir vielleicht, wenn wir das Gleichnis hören. Arbeiter, die nur eine Stunde gearbeitet haben, bekommen denselben Lohn wie die, die den ganzen Tag geschuftet haben. Doch hier zeigt Jesus uns: Gottes Gerechtigkeit ist keine Leistungsgerechtigkeit.
Gott schenkt seine Gnade, und sie ist für alle gleich – unabhängig davon, wann wir zu ihm kommen. Es geht nicht darum, wer mehr tut, oder länger glaubt, oder früher dabei war.
Es geht darum, dass Gott uns alle mit seiner unendlichen Liebe beschenkt. Und das macht er nach seinen Maßstäben.
Denkt man mal genauer darüber nach, könnte das Ergebnis sein, dass auch für uns und unsere zwischenmenschlichen Beziehungen uns diese göttliche Gerechtigkeit in vielen Fällen gut zu Gesicht stünde. Oder nicht?
Diese Botschaft des Gleichnisses fordert uns auf, dankbar zu sein für das, was wir haben, anstatt uns zu vergleichen oder gar mehr für uns zu fordern, als uns in Wahrheit zusteht.
Freuen wir uns über Gottes Gnade – und leben wir danach, für ein Miteinander, das auf Respekt, Wertschätzung und Freude über das Glück anderer aufgebaut ist: auf »göttliche Gerechtigkeit« und auch auf »unverdiente« Gnade.
Perikope | Typ | Tag |
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1531 - 1898 | ||
Mt 20,1-16 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Mt 20,1-16 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Mt 20,1-16 | Evangelium + | |
1979 - 2018 | ||
Mt 20,1-16 | Evangelium + | |
seit 2019 | ||
Mt 20,1-16 | Evangelium + |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre