Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
vorgelesen von Reiner Makohl
Jesus auf dem Weg nach Jerusalem
Die Begegnung mit Zachäus, dem Oberzöllner
Der Text Lk 19,1-10 erzählt die Geschichte, in der der Zöllner Zachäus unbedingt Jesus sehen möchte und dafür sogar auf einen Baum steigt, weil ihm die Menschen vor ihm am Straßenrand die Sicht versperren. Jesus sieht das und kehrt schließlich bei Zachäus ein.
Zachäus gilt wie alle Zöllner, die ja im Dienst Roms Steuern eintreiben und damit das Volk bedrücken, als Sünder. Er ist sogar ein Sünder ersten Ranges, denn als Leiter einer regionalen Steuerbehörde, als Oberzöllner, wirken sich seine Machtbefugnisse besonders stark im Volk aus.
Zachäus erklärt aber, dass er sein Vermögen teilt und durch ihn geschehenes Unrecht vierfach wiedergutmacht. Daraufhin erklärt Jesus öffentlich, dass dem Zachäus und seiner Familie Gottes Segen und Beistand widerfahren sei.
Jesus begründet seine Einkehr ins Haus des Zachäus damit, dass er gekommen ist, um Verlorene zu suchen und zu retten.
Der Text Lk 19,1-10 ist theologisch schwierig zu bewerten. Fest steht, die Perikope, wie sie heute vor uns liegt, ist keine einheitliche Komposition. Die ursprüngliche Erzählung muss mit sekundären Satzteilen ergänzt worden sein.
So schließt sich an Vers 7 inhaltlich der Vers 9 an. Der Vers 8 (»Zachäus aber trat herzu und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.«) ist sehr wahrscheinlich eine späte Beifügung. Der Vers will Zachäus unter dem Licht der erfolgreichen Mission Jesu zeigen, er betont, dass Zachäus umgekehrt sei im Sinne der Nächstenliebe und der Gerechtigkeit. Dies begründet hinlänglich Jesu Einkehr bei Zachäus, dem »Sünder«.
Doch Jesus greift dies gar nicht auf. In Vers 9 (»Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist ein Sohn Abrahams.«) erklärt er sehr einfach, dass Zachäus ein Jude sei (Sohn Abrahams), wie alle anderen anwesenden Juden auch, die ja Kritik daran übten, dass Jesus bei einem Sünder eingekehrt sei. Warum also sollte ihm kein Heil widerfahren?
Vers 10 (»Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.«) scheint, wie schon anderen Stellen so oder ähnlich formuliert, bewusst in sekundärer Redaktion angehängt worden zu sein. Die Aussage ist allgemein und erklärt, warum sich Jesus nicht von Sündern im religiösen Sinn ferngehalten habe.
Es geht Jesus ursprünglich darum, das »abgefallene« Israel zurück zu Gott zu führen, denn die Menschen im Volk Israel sind seine einzige Zielgruppe.
Erst später, in der nachösterlichen Zeit, als das Christentum nichtjüdische Gemeinden umfasste, wurde die Aussage auf alle »Verlorenen« bezogen und ist weiterhin auf sie zu beziehen. Die Bezugsebene, auf der diese Aussage fußt, gestaltet sich wie von selbst überall dort, wo Menschen gesellschaftlich oder religiös als »Sünder« bezeichnet oder betrachtet werden, also gesellschaftspolitisch oder religiös von Gemeinschaft ausgeschlossen oder an deren Rand gedrängt werden.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Lk 19,1-10 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Lk 19,1-10 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Lk 19,1-10 | Evangelium + | |
Lk 19,1-10 | Reihe V | |
1979 - 2018 | ||
Lk 19,1-10 | Evangelium + | |
Lk 19,1-10 | Reihe V | |
seit 2019 | ||
Lk 19,1-10 | Evangelium + | |
Lk 19,1-10 | Reihe II |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre