oder
vorgelesen von Reiner Makohl
Jesus heilt zehn Aussätzige
oder
die Geschichte vom dankbaren Samariter
Der Text Lk 17,11-19 erzählt die Geschichte von der Heilung von zehn aussätzigen Männern, von denen sich aber nur einer dafür bedankt.
Sprecher: Reiner Makohl
Texte | Grafik | Video: Reiner Makohl
Musik: ©Bluevalley, »Fury«
©by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de | Produktion 08/2023
Im Evangelium nach Lukas, im Kapitel 17, dort in den Versen 11-19, wird die Geschichte von zehn Aussätzigen erzählt, die Jesus um Heilung baten und geheilt wurden. Doch schließlich kehrte nur einer zu Jesus zurück, um sich für die Heilung nach einer langen Zeit der Krankheit zu bedanken.
Diese Geschichte lehrt uns wichtige Lektionen über Glauben und Vertrauen, über Dankbarkeit und Wertschätzung, und über die Barmherzigkeit und Liebe Gottes.
Zu Beginn der Erzählung sehen wir Jesus mit seinem Gefolge in einer kleinen Stadt irgendwo in Galiläa. Wir sehen am Rande dieser Szene zehn Aussätzige, die außerhalb der Gesellschaft leben mussten. Durch die strengen Hygiene- und Reinheitsgebote lebten die Kranken in körperlicher und sozialer Isolation. So war es ihnen auch verboten, Gottesdienste zu besuchen, um dort ihre Bitten und Gebete vorzutragen und den Trost Gottes zu empfangen.
Doch sie hatten schon von Jesus gehört, der inzwischen als Heiler in vielen Städten bekannt war.
Daher wagten sie es, mit lauten Rufen vom Rande des Geschehens seine Hilfe zu erbitten. »Jesus, Meister, erbarme dich unser!«, riefen sie mit Hoffnung in ihren Herzen.
Jesus enttäuschte sie nicht. Er erkannte ihre Situation. Doch er rührte sie nicht an. Die Reinheitsgebote ließen das nicht zu. Er sagte ihnen nur, sie sollen hingehen und sich den zuständigen Priestern zeigen. Das war alles.
Der Sinn dahinter war der: Die Priester beschauten die Körper der kranken und unreinen Menschen. Und wenn sie keinerlei Anzeichen mehr für die Erkrankung fanden, galten Menschen als genesen und geheilt. Sie konnten wieder teilhaben am gesellschaftlichen und am religiösen Leben und in ihre Dörfer und Häuser wieder betreten.
Und als die Männer dann losgingen, im Vertrauen auf Jesu Worte, wurden sie unterwegs tatsächlich gesund – ein wunderbares Zeichen der Barmherzigkeit Gottes.
Doch hier liegt der Wendepunkt der Geschichte. Von den zehn Geheilten kehrte nur einer zu Jesus zurück, um Gott zu danken. Er fiel vor Jesus nieder und lobte Gott mit lauter Stimme.
Jesus aber fragte: »Sind nicht alle zehn geheilt worden? Wo sind denn die neun anderen geblieben?«
Diese Frage Jesu ist ein Weckruf für uns alle. Wie oft erleben wir Gottes Güte und Segnungen in unserem Leben und vergessen dann, uns zu bedanken?
Wie oft nehmen wir das Geschenk der Gesundheit als selbstverständlich hin?
Sind Hilfen in Notfällen und im Krankheitsfall wirklich selbstverständlich?
Wie oft nehmen wir die Liebe Gottes als selbstverständlich hin, die sich auch beweist in der Tatkraft der vielen guten Geister, die unsere Versorgung ermöglichen und absichern? Die uns Unterstützung genau dann bieten, wenn wir sie brauchen?
Was wussten denn die aussätzigen Männer schon über Jesus? Gut, offensichtlich war er es, der ihnen geholfen hatte. Irgendwie. Und doch fragte Jesus danach, warum nur einer sich die Zeit nahm, Gott dafür zu loben und ehren. Denn die Heilung war Gottes Werk. Wenn auch Jesus sein Werkzeug war.
Was wissen wir schon von den Menschen, die unser Umfeld bereitet haben, die beispielsweise dafür sorgen, dass wir beste Lebensmittel haben, dass wir gesund sind und gesund bleiben, und dass wir Hilfen finden, wenn es brenzlig wird?
Und doch finden sich nur wenige, die mal innehalten, mal umkehren und Gott dafür Lob und Ehre erweisen.
Jesus nennt Zahlen: 9 von 10.
9 von 10 kümmerte es offensichtlich nicht.
Ist 9 von 10 auch heute die Zahl, die Menschen meint, die das alles nicht kümmert?
Der zurückgekehrte Aussätzige lehrt uns eine wertvolle Lektion: Dankbarkeit sollte ein wesentlicher Bestandteil unseres Glaubens sein.
Dankbarkeit ist ein Ausdruck von Anerkennung und Wertschätzung.
Dankbarkeit ist Wertschätzung der Menschen, die sich in unserem Leben direkt oder indirekt um uns kümmern. Dazu zählen nicht nur die, die sich heute kümmern. Auch in der Vergangenheit gab es viele Menschen, die Anteil daran hatten und haben, dass es uns heute gut geht.
Dankbarkeit ist auch ein Zeichen unseres Vertrauens in Gott, der uns in schwierigen Zeiten trägt.
Doch Dankbarkeit darf sich nicht auf ein Wort, nicht auf ein Lippenbekenntnis beschränken. Dankeschön sagen ist leicht.
Aber wahre Dankbarkeit führt zu einer Veränderung unseres Denkens, unseres Redens und unseres Verhaltens.
Dankbarkeit schafft die Basis dafür, die positiven Aspekte unserer Welt und unseres Daseins zu erkennen.
Sie inspiriert uns, die Güte Gottes an andere weiterzugeben.
Sie motiviert uns, selbst Barmherzigkeit zu üben und anderen beizustehen, so wie Jesus den Bedürftigen seiner Zeit beistand.
Die Geschichte birgt einen weiteren Aspekt: Der zurückgekehrte Aussätzige war ein Fremdling. Er gehörte nicht zur selben religiösen Gruppe der Juden. Doch ausgerechnet er kehrte um.
Dieses Motiv ist nicht grundlos in der Geschichte verankert. Es lehrt uns, dass sich gegenseitige Hilfe, Dankbarkeit und Wertschätzung nicht auf Menschen beschränken kann und darf, die unserer kulturellen, sozialen oder religiösen Gruppe angehören.
Wir treffen in unserem Lebensumfeld immer häufiger auf Menschen, die nicht unserer kulturellen Gruppe oder die nicht unserer religiösen Gruppe angehören, oder auch beides zugleich. Und doch sind sie Teil unseres Lebens. Sie agieren manchmal für uns sichtbar, beispielsweise in einigen Berufen, in denen wir ihnen begegnen können. Sie tragen zu unserem Leben und zu unserem Wohlsein wichtige und große Anteile bei, auch dann, wenn wir das gar nicht wahrnehmen.
Sie verdienen die Wertschätzung wie jeder andere in unserer Gesellschaft auch.
Und sie verdienen unsere Aufmerksamkeit gerade auch dann, wenn es ihnen nicht gut geht und sie unsere Hilfe brauchen. Wie jeder andere auch.
Die Erzählung will uns lehren, unser Vertrauen auf Jesus zu setzen.
Sie will uns lehren, dass Dankbarkeit ein wichtiger Teil einer tiefen Beziehung zu Gott ist.
Sie kann uns dazu bewegen, mal innezuhalten, mal kurz umzukehren und Gott für all das zu loben und zu ehren, was er uns direkt oder durch andere Menschen Gutes hat zukommen lassen.
Mögen unser Geist und unser Herz von Dankbarkeit erfüllt sein.
Möge unsere Dankbarkeit in der Wertschätzung anderer zum Ausdruck kommen,
und in der Liebe zu unseren Mitmenschen,
und in der Barmherzigkeit gegenüber allen, die vom Rande aus rufen:
»Erbarme dich meiner!«.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Lk 17,11-19 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Lk 17,11-19 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Lk 17,11-19 | Evangelium + | |
1979 - 2018 | ||
Lk 17,11-19 | Evangelium + | |
seit 2019 | ||
Lk 17,11-19 | Evangelium + |
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre