Nach der Auferstehung Jesu
vorgelesen von Reiner Makohl
Nach der Auferstehung Jesu
Jesus erscheint den Jüngern, die Aussendung der Jünger und die Geschichte vom ungläubigen Thomas
Der Text Joh 20,19-29 ist seit 1978/1979 die Evangeliumsperikope zum 1. Sonntag nach Ostern, dem Sonntag Quasimodogeniti, und zum Tag des Apostels Thomas, der traditionell am 21. Dezember begangen wird, aber seit der Liturgiereform von 2018/2019 nun in ökumenischer Angleichung bevorzugt am 3. Juli begangen werden soll.
Thomas war einer der zwölf Jünger Jesu. Die Geschichte erzählt in den Versen 19 bis 20, dass sich die Jünger in einem Haus versammelt hatten. Nur Thomas war nicht dabei, wie wir im Vers 24 erfahren. Die Jünger hatten die Türen aus Angst vor Verfolgung fest verschlossen.
Doch eine Person betrat dennoch den Raum, durch die verschlossenen Türen! Die Jünger erkannten Jesus nicht. Einerseits waren sie fest davon überzeugt, dass Jesus tot war, andererseits sah die Person mit den zahlreichen Folterwunden, mit dem gepeinigten Körper jenem Jesus, den sie kannten, wohl nicht sonderlich ähnlich, und dann gelang es dieser Person auch noch, in den Raum mit Gewalt einzudringen wie ein brutaler Einbrecher.
Jesus musste sich irgendwie ausweisen und sich so den Jüngern zu erkennen geben. Zunächst grüßte er freundlich, wie es stets seine Art war, um den Jüngern die Angst vor einem Gewalttäter zu nehmen. Dann zeigte er ihnen seine Hände mit den Wunden, welche die Nägel verursacht haben, mit denen die Römer ihn ans Kreuz genagelt hatten, und er zeigte ihnen die Wunde an seiner Seite unterhalb der Rippen, die ihm ein römischer Soldat mit einer Lanze zugefügt hatte, um das Sterben am Kreuz zu beschleunigen.
Da erkannten die verstörten und ängst-lichen Jünger, dass Jesus vor ihnen stand. Obwohl sie noch nicht richtig begriffen hatten, was da gerade geschah, waren sie sehr froh darüber, Jesus lebend zu sehen.
Nachdem Jesus das Haus wieder verlassen hatte, kam Thomas, und die Jünger öffneten ihm die Tür. Sie erzählten ihm von ihrer Begegnung mit Jesus. Thomas hörte ungläubig zu. Er antwortete ihnen, dass er dies alles nicht glauben wolle, solange er nicht selbst diesem lebenden Jesus begegnete und die Wunden an Jesu Körper hat berühren können (Verse 24 und 25). Der Text lässt vermuten, dass Thomas sehr sicher war, dass dies niemals geschehen würde.
Da erscheint Jesus wiederum im Raum, wieder waren die Türen verschlossen, doch diesmal war Thomas mit dabei. Überraschenderweise spricht Jesus Thomas direkt an. Er wusste wohl von der Forderung des Thomas, die Wunden berühren zu müssen, bevor er glauben könne.
Nun forderte Jesus Thomas auf, die Wunden zu berühren. Thomas tat es und war schlagartig überzeugt, dass nun Jesus leibhaftig vor ihm stand. Demütig spricht er ihn an: »Mein Herr und Gott«.
Da antwortet ihm Jesus: »Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!«.
Jesus betont die Seligkeit derer, die glauben, ohne physisch zu sehen. Dies ist eine Anerkennung des Vertrauens und des Glaubens, die nicht durch eine direkte sinnliche Erfahrung gestützt wird.
Der Text unterstreicht die Wichtigkeit des Glaubens an die Auferstehung Jesu. Die Zweifel, wie jene des Apostels Thomas, und darauf folgende Glaubensbekenntnisse sind bekannte Meilensteine auf dem Weg zum eigenen Glauben für viele Christen. Der Weg ist lang, und immer wieder tauchen solche Zweifel auf. Doch oft werden sie davon überwunden: »Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!«.
Die Geschichte des Apostels Thomas betont die große Bedeutung der persönlichen Überzeugung von der Wahrheit der Auferstehung, wenn uns dafür auch jegliche Beweise fehlen.
Zwar gelingt es uns nicht, mit unseren Fingern die Wunden Jesu zu berühren, doch wir können seine Auferstehung überall dort wahrnehmen, wo Menschen im Glauben daran aus Glauben heraus nach seinen Lehren leben.
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Joh 20,19-31 | Evangelium | |
1899 - 1978 | ||
Joh 20,19-31 | Evangelium | |
Lutherische Kirchen 1958-1978 | ||
Joh 20,19-31 | Reihe I | |
1979 - 2018 | ||
Joh 20,19-29 | Evangelium + | |
Joh 20,19-29 | 2. Evangelium | |
seit 2019 | ||
Joh 20,19-23 | Evangelium + | |
Joh 20,19-20.[21-23.]24-29 | Evangelium + | |
Joh 20,[19-20.]24-29 | Evangelium + | |
Joh 20,[19-20.]24-29 | Evangelium + |
Der Tag des Apostels Thomas ist in den evangelischen Kirchen erst seit dem Jahr 1978 im liturgischen Kirchenkalender enthalten.
In den Jahren vor 2018 enthielt die Perikope noch die Verse 21 bis 23. Diese Verse enthalten die Erzählung, wie die Jünger von Jesus durch Anblasen den heiligen Geist empfangen (vgl. Erschaffung des Menschen: Gott blies Adam den Odem ein), und die Erklärung Jesu, dass die Jünger die Macht besäßen, Sünden zu vergeben oder auch nicht zu vergeben.
Seit der Liturgiereform von 2018/2019 gehören die Verse 21 bis 23 nicht mehr zur Evangeliumsperikope für den Tag des Apostels Thomas, wohl aber (falkultativ) zu den Perikopen für den Pfingstmontag und für den 1. Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti).
Diese drei Verse sind späte Einfügungen in das Lukasevangelium und theologisch mit einer besonderen Vorsicht in der Auslegung zu behandeln.
Frakturschrift ist nicht leicht zu lesen. Die Videos zeigen ausgewählte Texte aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.
Die Lutherbibel von 1545 ist mit ihrem Frakturzeichensatz nicht leicht zu lesen. Wir bieten Videos, in denen ausgewählte Perikopen aus den Sonn- und Feiertagsreihen vorgelesen werden.
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©2024 by Reiner D. Makohl | www.stilkunst.de
Bibeltexte: Dr. Martin Luther, Biblia, Wittenberg 1545
Zeichensätze der Frakturschriften, Typografie & Layout,
Video: Reiner D. Makohl
Sprecher: Reiner D. Makohl
Musik: ©Bluevalley, J.S.Bach, Präludium in C-Dur, Gitarre