Evangelium nach Lukas
Lk 11,5-13
Text hören:
Sprecher: R. Makohl | Musik: ©Bluevalley, J.S. Bach
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↦ Video-Hörbuch
Euangelium
S. Lucas.
C. XI.
IHeſus ſprach zu jnen / Welcher iſt vnter euch / der einen Freund hat / vnd gieng zu jm zu mitternacht / vnd ſpreche zu jm / Lieber Freund / leihe mir drey brot / 6Denn es iſt mein Freund zu mir komen von der ſtraſſen / vnd ich habe nicht das ich jm furlege / 7Vnd er drinnen würde antworten / vnd ſprechen / Mach mir keine vnruge / die Thür iſt ſchon zugeſchloſſen / vnd meine Kindlin ſind bey mir in der Kamer / ich kan nicht auffſtehen / vnd dir geben. 8Ich ſage euch / vnd ob er nicht auffſtehet / vnd gibt jm / darumb / das er ſein Freund iſt / So wird er doch vmb ſeines vnuerſchampten geilens willen auffſtehen / vnd jm geben wie viel er bedarff.
9VNd Ich ſage euch auch / Bittet ſo wird euch gegeben / Suchet / ſo werdet jr finden / Klopffet an / ſo wird euch auffgethan.10Denn wer da bittet / der nimpt / vnd wer da ſuchet / der findet / vnd wer da anklopffet / dem wird auffgethan.11Wo bittet vnter euch ein Son den Vater vmbs brot / Der jm einen Stein dafür biete? Vnd ſo er vmb einen Fiſch bittet / Der jm eine Schlangen fur den fiſch biete? 12Oder ſo er vmb ein Ey bittet / Der jm einen Scorpion da fur biete? 13So denn jr die jr arg ſeid / könnet ewern Kindern gute gaben geben / Viel mehr wird der Vater im Himel den heiligen Geiſt geben / denen / die jn bitten.
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Das Gleichnis vom bittenden Freund.
Im Abschnitt Lk 11,5-13 erzählt Jesus ein Gleichnis über das Gebet und über Bitten und betont die Bedeutung des Vertrauens auf Gottes Fürsorge.
Grafik: Fisch und Ei
»Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion?«
Die Grafik basiert auf einem KI-generierten Bild.
©by Reiner Makohl | lizenziert für www.stilkunst.de
Nachdem Jesus vorgemacht hatte, wie zu beten sei, erklärte er, warum nicht viele Worte im Gebet gemacht werden müssen und warum die Bitten, wie sie in seinem Vaterunser formuliert sind, ausreichen.
Jesus vergleicht dafür einen Mann, der einen Freund um Brot bittet, mit einem Menschen, der im Gebet zu Gott kommt. In der Geschichte klopft der Mann mitten in der Nacht an die Tür seines Freundes und bittet um Brot für einen Gast, der unerwartet angekommen sei. Obwohl der Freund zunächst zögert, aufzustehen, um ihm zu helfen, gibt er schließlich nach und reicht ihm das Brot. Dies macht er vielleicht schon aus Freundschaft, und wenn nicht, dann wegen der unerschrockenen Beharrlichkeit des bittenden Freundes.
Jesus verwendet diese Geschichte, um zu lehren, dass wir im Gebet ebenfalls beharrlich sein sollen. Er ermutigt seine Jünger, Gott mit Vertrauen und Ausdauer um das zu bitten, was sie brauchen. Denn genauso wie der Freund schließlich gibt, wird Gott uns geben, was wir benötigen, wenn wir hartnäckig darum bitten.
Jesus betont dann die Liebe und Güte Gottes als unseren himmlischen Vater. Er vergleicht Gott mit einem Vater, der seinen Kindern nur Gutes geben möchte. Wenn selbst irdische Eltern ihren Kindern geben, was sie brauchen, wie viel mehr wird unser himmlischer Vater uns den Heiligen Geist geben, wenn wir ihn bitten?
Diese Passage lehrt uns, dass wir im Gebet vertrauensvoll und hartnäckig sein sollen und dass Gott, unser liebevoller Vater, uns hört und gibt, was wir benötigen. Die Bitten, wie sie im Vaterunser formuliert sind, reichen dafür völlig aus.
Doch darf man dies nicht falsch verstehen: Was wir benötigen, ist oft nicht das, um was wir bitten. Manche Bitte scheint nicht in Erfüllung zu gehen. Dann kommen schnell Zweifel auf. Zweifel an Gottes Fürsorge und Zweifel an Gott selbst.
Bleiben wir beim Beispiel der Eltern und ihrer Kinder. Auch Eltern können Kindern nicht jeden Wunsch erfüllen. Und dies aus unterschiedlichen Gründen, die den Kindern meist unverständlich sind. Dennoch werden sich die Eltern darum sorgen, dass ihre Kinder Wünsche erfüllt bekommen, doch zumindest stets das bekommen, was sie wirklich benötigen.
Lukas nennt eine Gabe, die wir alle dringend benötigen: den heiligen Geist.
Denn wenn wir diese Gabe haben, wird uns vieles verständlich erscheinen, vieles wird klar. Es wird unser Denken, Sprechen und Handeln bestimmen.
So erinnert und die Erzählung in Lukas 11 daran, dass wir auf die Fürsorge Gottes vertrauen können. Auch dann, wenn wir manches von dem, was uns widerfährt, zunächst unverständlich erscheint.
Der Name Rogate für diesen Sonntag ist das lateinische Wort für »Betet!« oder »Bittet!« und geht zurück auf die Anpassung des liturgischen Introitus (Eingangsspruch) durch die protestantischen Kirchen an die alternative Bezeichnung des Sonntags als Dominica rogationum im Mittelalter:
Latein: »Rogate et dabitur vobis«,
»Bittet, und es wird euch gegeben.«
Perikope | Typ | Tag |
---|---|---|
1531 - 1898 | ||
Keine Verwendung an Sonntagen, Feiertagen und Gedenktagen |
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1899 - 1978 | ||
Lk 11,5-13 |
2. Evangelium |
|
Lutherische Kirchen 1958-1978 |
||
Lk 11,5-13 |
Reihe V |
|
1979 - 2018 | ||
Lk 11,5-13 |
Reihe III |
|
seit 2019 | ||
Lk 11,[1-4.]5-13 |
Evangelium + |
Seit 2019 ist die Perikope Lukas 11,5-13 um die einleitenden Verse 1 bis 4 erweitert, die das Vaterunser enthalten. Dieses Gebet ist die Grundlage für Jesu Ausführungen über Beten und Bitten. Allerdings kann es sein, dass diese Verse im Gottesdienst nicht verlesen und nicht über sie gepredigt wird, denn sie sind eine fakultative (wahlfreie) Erweiterung. Es bleibt dem Prediger überlassen, sie in Lesungen und Predigten einzubinden.
Das Video zeigt den Text des Gleichnisses vom bittenden Freund aus der Lutherbibel von 1545, vorgelesen von Reiner Makohl.