Hilfe, Rettung und Heil
Gedanken zum 2. Advent
M orgen ist Sonntag, der zweite Advent. Am 1. Advent hatten wir bereits die Geschichte besprochen, in der Maria erfährt, dass sie einen Sohn gebähren wird. Heute schauen wir einmal auf Joseph. Im Matthäus-Evangelium (1,18ff.) erkennt Joseph die Schwangerschaft seiner Verlobten.
Maria ist schwanger! – Für Joseph muss das ein Schock sein! Lange war er mit ihr verlobt. Er liebt sie sehr, sie wollten heiraten, doch geschlafen hat er nicht mit ihr. Nicht er. Noch nicht. Aber sie ist schwanger! Wie konnte das geschehen? Wer ist der Vater?
Was geht nun in Joseph vor? Wut, Zorn, Enttäuschung, Furcht, Angst? Ganz sicher! Doch das alles tötet die Liebe nicht, die er für Maria empfindet.
Er könnte sie bloßstellen, womöglich anklagen, der Unzucht bezichtigen, sie mindestens aber in Schimpf und Schande aus dem Haus jagen – es fände sich wohl niemand, der Maria verteidigen und freisprechen würde.
Und sich scheiden lassen? Scheiden lässt sich man sich meist schon aus weniger gewichtigen Gründen. Aber noch waren sie gar nicht verheiratet. Trennung also? Still und heimlich vielleicht? Ohne viel Aufhebens. Man könne ja erklären, dass es eben schon länger aus ist. Jetzt würde es offiziell. Man trennt sich. Maria zieht aus. Niemand würde Fragen stellen. Man nimmt es zur Kenntnis.
Ihn ihm brodelt es. Er kämpft mit sich selbst. Der Grund dafür ist einfach: Er liebt sie!
Er durchlebt schwere Tage und ganz sicher ebenso schwere Nächte. Er kann nicht einschlafen, und wenn die Müdigkeit endlich seine Augen schließen lässt, schütteln ihn schwere Träume. Es lässt ihn nicht los.
Doch dann, eines nachts, als er sich wieder schweißgebadet hin und her wälzt, erscheint ihm im Traum ein Engel. Also jemand, der zu ihm steht. Der seine wahren Wünsche kennt und ihm seine Ängste nehmen will. Und das, was der Engel ihm sagt, ist gut! Tut gut! Er versteht es zwar nicht, aber es bestärkt ihn. Und Kraft würde er brauchen. Viel Kraft.
2. Advent
Ein Engel erscheint Joseph im Traum
| Foto: © Geschütztes Bildmaterial
M aria würde ein Kind bekommen, jedoch nicht von ihm. Niemand wird es wissen, nur sie beide. Die anderen werden sich über den frühen Geburtstermin die Mäuler zerreißen: »Die mussten heiraten!«, werden sie sagen, »Sie schliefen miteinander, noch vor der Ehe!«, werden sie tuscheln.
Ob er das Kind so lieben können wird, wie sein eigenes? Doch! Da ist er sich sicher. Er legte es in Gottes Hände und gibt dem Kind sehr bewusst den Namen Jesus – es bedeutet »Gott ist Hilfe, Rettung und Heil!« . Das ist genau das, was er jetzt und in Zukunft braucht, um das alles durchzustehen. Hilfe, Rettung und Heil. Und genau das hat er gefunden. In sich selbst. Im Traum. Das Kind wird diesen Namen tragen. Damit sie es nie vergessen.
Seine Entscheidung war gefallen: Maria und Joseph – nur einfach verliebt, nun verlobt und irgendwann verheiratet. Er steht zu ihr und zu dem Kind. Nun warten sie gemeinsam auf das, was kommen mag.
Getrost erwarten, was kommen mag! Das erinnert mich an Dietrich Bonhoeffer, der wenige Monate vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945 einige Verse als Weihnachtsgruß an seine Verlobte schrieb. Der letzte Vers lautet:
Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.
Hilfe, Rettung und Heil. In sich finden. Auch das meint Advent.
2. Advent
Hintergründiges und Gedanken zum 2. Advent im Stilkunst-Kalender.