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Muss man nicht lesen, kann man aber!

Und es stimmt doch: Graupapageien können denken!

8. August 2012

H eute überraschte uns am Frühstückstisch eine ganz besondere Meldung unserer Tageszeitung aus dem großen Reich der Tiere, von der wir überzeugt sind, dass sie die komplette Verhaltensforschung und unsere Sicht auf die Lebenwesen unserer Erde ändern wird.

Wissenschaftler konnten in einem Experiment bestätigen, dass Graupapageien ein Verständnis für Kausalität zeigen und darauf Entscheidungen aufbauen. Sie denken!


Graupapgeien können denken!

Abbildung: Graupapgei – »Ich denke, also bin ich!«
Foto: Wikipedia.de. (veröffentlicht unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0, Autor: L.Miguel Bugallo Sánchez)

D ieses Experiment ist wichtig, weil die Verhaltensforschung seit dem weltberühmten Experiment des Iwan Petrowitsch Pawlow sich leider darauf beschränkte, Tieren nur eine mehr oder weniger ausgeprägte Fähigkeit zur Konditionierung zuzusprechen. D. h., Tiere lernen durch Verknüpfungen und Reize lösen unbedingte, weil unkontrollierte Reaktionen aus.

»Pawlow bot das Futter gemeinsam mit einem Glockenton an. Die Folge war, dass der ursprünglich neutrale Reiz Glockenton die Reaktion Speichelfluss auslösen konnte. Die unbedingte Reaktion Speichelfluss wurde zu einer konditionierten, bedingten Reaktion.« (Quelle: Wikipedia, Artikel Hundeerziehung )

Selbstverständlich spielen diese Mechanismen im Verhalten eine große Rolle, auch bei uns Menschen. Die Krux bestand lange Zeit darin, dass Tieren auf der Basis des pawlowschen Experiments und ähnlicher Untersuchungen die Fähigkeit zum Denken rundweg abgesprochen wurde.

Die Konditionierung ist in unseren Augen vergleichbar mit der Programmierung eines Computers: Durch einen definierten Reiz wird eine bestimmte Reaktion ausgelöst. Durch Änderung des Reizes oder der Bedingung, in welcher der Reiz gilt, kann die Reaktion geändert werden. Wir sind davon überzeugt, dass sich Lebewesen nicht auf Automatismen simplifizierter Programmierung vollständig reduzieren lassen.

Wer sich intensiv mit Tieren beschäftig – und das haben wir seit vielen Jahren getan! -, der wird immer wieder in Situationen geführt, in denen man bei seinen Tieren Denken zu erkennen glaubt: ein geplantes Vorgehen, ein Konflikt in den Verhaltensregeln, der zu einer Entscheidung führt. »Kann nicht sein!«, hörte man dann, »das ist Verknüpfung, basierend auf irgendeiner Reizkonditionierung.« – so richtig überzeugt davon waren wir nie und sind es bis heute nicht! Immerhin können wir jetzt schon neben Schimpansen, einigen Raben-Arten und womöglich auch Delphinen auf Graupapageien verweisen.

Wir meinen, die Verhaltensforscher werden in der gesamten Breite umdenken müssen! Sie müssen zumindest damit rechnen, dass ein Tier in der Lage sein könnte, zu denken. Denn: Wenn die grundsätzliche Fähigkeit zum Denken inzwischen nicht mehr Alleinstellungsmerkmal des Menschen ist, warum sollte diese Fähigkeit im Tierreich nur auf ganz bestimmte Vertreter weniger Gattungen beschränkt sein? Dort, wo die genetischen Verwandtschaften sehr viel enger geknüpft sind als zwischen Tier und Mensch?

Die Herausforderung für die Wissenschaftler besteht wohl darin, einen Zugang zu finden zum Denkvermögen der Tiere. Wir sehen das Problem weniger bei den Tieren angesiedelt, als vielmehr bei unseren Fähigkeiten, Formen des Denkens anderer Gattungen zu erkennen und zu verstehen.

Wer mehr über das hier angesprochene Experiment und das Denkvermögen der Graupapageien erfahren möchte, sollte seine Suchmaschine nach »Graupapageien denken« suchen lassen oder beispielsweise hier mal reinschauen:
FOCUS online, 8.8.2012, Graupageien sind ähnlich schlau wie Kleinkinder

Offen ist, inwiefern emotionale Fähigkeiten und Persönlichkeit mit Denken verknüpft sind und das Verhalten der Tiere mitbestimmen. «Cogito ergo sum!« (»Ich denke, also bin ich!«; René Descartes) – wir würden uns keineswegs wundern, wenn die Menschheit eines Tages auch diese Eigenschaften unseren irdischen Mitbewohnern, den Tieren, zusprechen müsste!

Hmmm. Mal nachgedacht. Was wären die Konsequenzen? Könnte es beispielsweise einen tieferen Grund haben als nur eine situative, konditionierte Reizreaktion, eine instinktive Handlung oder ein Übersprungverhalten, wenn ein »dummer« Ochse im letzten Moment vor der Tür des Schlachthofs ausbüxt? Was gar nicht so selten vorkommen soll! Könnte ein »Ich will da nicht rein! Das macht mir Angst!« – Gedanke im Tier der Auslöser sein?

Denken impliziert Bewusstsein, Willen und Emotion. Ja, selbstverständlich nehme ich es heute noch in Kauf, für eine solche Überlegung, die jeder wissenschaftlichen Erkenntnis widerspricht, belächelt zu werden. Lächeln Sie nur! Heute noch! Doch die Forschung geht weiter.

Sabrina

Kategorien: Wissenschaft und Forschung | Hope for the Future

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