Wörterbuch zur Lutherbibel

IV. Band, Buchstabe D

Biblia 1545

Wörterbuch zur Lutherbibel 1545

Biblia

Das große Stilkunst.de

Wörterbuch

zur Lutherbibel von 1545

 

Deutsch – Luther-Deutsch

IV. Band

 

Buchstabe

D

 

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Verzeichnis der Namen, Wörter und Begriffe

 

Sortierfolge der Wörter

 

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Artikel aus
Band IV | Buchstabe D

Namen, Wörter und Begriffe

Luther-Deutsch

Deutsch   |   Erläuterungen

D, d

D, d (Buchstabe)

In unseren Texten kommen folgende Formen vor:

 

D

d

Beschreibung

D d

reguläre Schrifttype für einfachen Text

D d

Schrifttype für Auszeichnungen

D d

Schrifttype für Überschriften, Schmuckschrift

D d

Schrifttype für Unterschriften und Anmerkungen, Schmuckschrift

D

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

D

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

D

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

D

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

D

Schmuckschrift, vorwiegend für den Kapitelanfang

(nur als Großbuchstabe)

 

 

©Die bei Stilkunst.de ver­wen­de­ten Zei­chen­sätze (Font-Familien SK-Biblia1545 und SK-Biblia1534 inklusive der Or­na­ment-Fonts) wur­den nach Dru­cken der Luther­bibeln von 1545 und 1534 neu ent­wi­ckelt und wer­den wei­ter an die von Dru­cker Hans Lufft ver­wen­de­ten Ty­pen an­ge­passt.

©by Reiner Makohl | www.stilkunst.de

 

 

SK Version 16.03.2024  

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dempffen

dämpfen (Verb; veraltet)

eigtl.: durch Dampf ersticken, Feuer auslöschen, ersticken

übertragen: niederdrücken, überwätigen, unterdrücken, vertilgen, klein machen, demütigen

 

→Psalm 81,15

 

So wolt ich jre Feinde bald dempf­fen / Vnd meine Hand vber jre Widerwertige wenden.

 

So wollte ich recht bald ihre Feinde demütigen, und meine Hand gegen ihre Widersacher wenden.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Datan

Datan (Name)

Datan lebte zur Zeit Mose. Er war der Sohn des Eliabs und Bruder des Abiram.

 

Während der Wanderung durch die Wüste Sinai zettelten Korach, Abiram und Datan einen Aufstand gegen Mose an (4Mos 16,1ff). Mit ihnen waren 250 Fürsten vom Stamm der Levi beteiligt.

 

Der Aufruhr endete derart, dass die Aufrührer mit ihren Familien durch Öffnen des Erdbodens verschlungen bzw. durch Feuer vom Herrn verzehrt wurden. Es gab im Falle Korah eine Ausnahme: Seine Kinder wurden nicht in die Bestrafung eingeschlossen (4Mos 26,9-11).

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Dauid

David

hebräisch: דָּוִד (dͻwid) oder דָּוִיד (dͻwīd)

lateinisch: David

griechisch: Δαυιδ (David)

 

Zur Person Davids

 

Nach der biblischen Überlieferung war David König von Juda und nach Saul der zweite König Israels. Er lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr.

 

Genauere Lebensdaten sind unbekannt. Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer. Schließlich wurde er Sauls Nachfolger als König über Israel.

 

 

David in der Bibel

 

Die Geschichte Davids wird ausführlich erzählt in den beiden Samuel­büchern (1Sam, 2Sam), in 1Kön 1-2 und in 1Chr 11-29.

 

König David gilt als der Autor von 73 Psalmen. Siehe dazu die folgenden Artikel:

 

→Psalm Davids

 

→Gülden Kleinod Davids

 

→Unterweisung Davids

 

→Lied Davids

 

→Psalmlied Davids

 

→Gebet Davids

 

→Unschuld Davids

 

→Lob Davids

 

→Davids

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Dauids

Davids

Angabe der Urheberschaft im Titel von →Psalm 138.

 

Die Formulierung besagt nicht verlässlich, dass David selbst diesen Psalm verfasst hat. Sie bedeutet wohl nur, dass der Psalm zu einer Sammlung von Psalmen gehört, die ihm gewidmet ist.

 

 

In der Lutherbibel von 1545 benennen 73 Psalmen in der Überschrift David als Urheber.

 

a) →Psalm Davids: 50

Psalmen 3, 4, 5, 6, 8, 9, 11, 12, 13, 14,

15, 18, 19, 20, 21, 22, 23, 24, 25, 26,

27, 28, 29, 30, 31, 34, 35, 36, 37, 38,

39, 40, 41, 51, 61, 62, 63, 64, 65, 69,

70, 101, 103, 109, 110, 139, 140, 141, 143 und 144

 

b) →Gülden Kleinod Davids: 6

Psalmen 16, 56, 57, 58, 59 und 60

 

c) →Unterweisung Davids: 6

Psalmen 32, 52, 53, 54, 55 und 142

 

d) →Lied Davids: 4

Psalmen 122, 124, 131 und 133

 

e) →Psalmlied Davids: 2

Psalmen 68 und 108

 

f) →Gebet Davids: 2

Psalmen 17 und 86

 

g) →Unschuld Davids: 1

Psalm 7

 

h) →Lob Davids: 1

Psalm 145

 

i) VerweisDavids: 1

 

 

Zur Person Davids

 

Historisch kreisen um die Person Davids viele ungeklärte Fra­gen. Nach der biblischen Überlieferung war David nach Saul der zweite König Israels und lebte von etwa 1000 bis 961 v. Chr. Genauere Lebensdaten sind unbekannt.

 

David war zunächst Musiker am Hof Sauls und wurde später Offizier in seinem Heer.

 

Die Geschichte Davids wird aus­führ­lich er­zählt in den bei­den Sa­mu­el­bü­chern (→1Sam, →2Sam), in →1Kön 1-2 und in →1Chr 11-29.

 

 

 

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dauon

 

da von

davon (Adverb)

dauon
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
404 267 73 64

da von
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
33 28 3 2

mhd: dâ von

Luther benutzt die zusammengestzte (dauon) und die getrennte Schreibweise (da von).

 

Das Wort bezeichnet

 

a) eine Entfernung von einem Ort: davon (entfernt sein)

b) eine Ablösung, Trennung, Befreiung von einer Sache, einem Verhältnis oder einem Zustand: davon (befreit sein, u. ä.)

c) eine Richtung für Bewegungen: von da, von daher, (da) hinweg, weg, dahin

d) einen Bezug zu einer Sache, einem Vorgang oder einem Zustand: davon (sagen, reden, denken, nehmen, usw.)

 

Beispiel für zusammengesetzte Schreibung: dauon

 

→Psalm 49,21

 

Kvrtz / Wenn ein Menſch in der wirde iſt / vnd hat keinen verſtand / So feret er dauon wie ein Vieh.

 

Kurz: Wenn ein Mensch in Amt und Würden ist, aber keinen Verstand besitzt, dann fährt er dahin wie ein Stück Vieh.

 

Beispiel für getrennte Schreibung: da von

 

→Psalm 49,13

 

Dennoch können ſie nicht bleiben in ſolcher wirde / Son­dern müſſen da von / wie ein Vieh.

 

Dennoch können sie nicht bleiben in dieser Würde, sondern sie müssen davon, nicht anders als Vieh.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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da fur

davor (Adverb)

a) räumlich: im Gegensatz zu dahinter

b) zeitlich: im Gegensatz zu danach

c) bildlich mit Verben aus dem Umfeld der Angst, der Furcht, des Erschreckens, des Widerwillens, des Zauderns usw. (»er fürchtete sich davor«)

d) relativ, als Ersatz für wovor

 

Beispiel für c) bildlich: →Psalm 106,15

 

ER aber gab jnen jre bitte / vnd ſand­te jnen gnug / Bis jnen da fur ekelt.

 

ER aber erfüllte ihre Bitte und sandte ihnen so viel, bis ihnen davor ekelte.

ER aber erfüllte ihre Bitte und sandte ihnen so viel, bis ihnen davon schlecht wurde.

 

Beispiel für d) anstelle von »wovor«: Verweis5Mos 28,60

 

Vnd wird dir zuwenden alle Seuche Egypti / da fur du dich fürchtest

 

Und er wird dir alle Seuchen Ägyptens schicken, wovor du dich fürchtest.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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dazumal

 

da zumal

dazumal (Adverb, veraltet)

soviel wie damals

 

Luther verwendet häufig die getrennte Schreibweise, die allerdings als feste Konjunktion steht.

 

→Psalm 89,20

 

Da zumal redeſtu im Ge­ſich­te zu deinem Heiligen

 

a) Damals redetest du in einer Visionen zu deinem Heiligen

b) Damals hast du doch in einer Vision zu deinem Heiligen geredet

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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deckeſtu

deckst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von decken (Verb)

 

Präsens:

deckeſtu: deckst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

deckeſtu: deckst du (ganz bestimmt, ohne Zweifel) !

 

→Psalm 104,6

 

Mit der Tieffe deckeſtu es / wie mit einem Kleid / Vnd Wa­ſſer ſtehen vber den Bergen.

 

Mit der Tiefe des Wassers deckst du es zu wie mit einem Kleid. Das Wasser steht bis über die Berge.1

 

1Anmerkung zu Psalm 104,6:

 

Luther verwendet für die Verse 6-9 einen er­zäh­le­ri­schen Prä­sens. Er­zählt wird die Ge­schich­te der Er­schaf­fung der Welt, in der zu­nächst die tro­cke­ne Er­de ge­schaf­fen wur­de. Dann über­spül­ten un­ge­heu­re Was­ser­mas­sen die ge­sam­te Er­de, aus de­nen sich schließ­lich das Land her­vor­hob. Ber­ge türm­ten sich auf und Tä­ler bil­de­ten sich zwi­schen ihnen.

 

Dies alles geschah in der Ver­gan­gen­heit. Mo­der­ne Bi­bel­über­set­zun­gen, so auch Lu­ther-1964 und Lu­ther-1984, über­set­zen da­her:

 

Mit den Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen.

 

Die Luther-2017 übersetzt den ers­ten Halb­satz neu:

 

Die Flut der Tiefe deckte es wie ein Kleid, und die Wasser standen über den Bergen.

 

Dabei bezieht sich »es« auf »das Erdreich« aus dem vor­her­ge­hen­den Vers.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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demütigen

demütigen (Verb)

erniedrigen, niederdrücken, (geistig) brechen

 

→Psalm 102,24

 

Er demütigeit1 auff dem wege meine Krafft

 

Er bricht auf dem Weg meine Kraft.

 

1Druckfehler: Es muss demütiget heißen.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Denckbrot

Denkbrot, das (veraltet)

 

Gedächtnisbrot, das

 

Gedenkopfer, das

→Schaubrot der Israeliten, die sich damit der Woltaten Got­tes erinnern sollen.

 

Denckbrot
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
1* 1 0 0

 

* In diesem Artikel sind alle Fundstellen zitiert.

 

Der Begriff kommt nur in 3Mos 24,7 vor (s. u.). Luther erklärt ihn dort auch in der Marginalspalte:

 

(Denckbrot)

Das ſind die Schauw­brot / wel­che die Ku­chen hei­ſſen / dar­umb das ſie breit wa­ren wie ku­chen. Vnd ſind Denck­brot / dar­umb / das ſie da­mit Got­tes ge­den­cken vnd von jm pre­di­gen ſol­len / Gleich wie Chri­ſtus vns be­fil­het / das wir ſein ge­den­cken / Das iſt ſei­nen Tod ver­kün­di­gen vnd pre­di­gen ſollen.

 

Anm.:

Auch die christlichen Kirchen ken­nen Gedächtnisbrot:

 

a) die Hostie in der Eucharastiefeier (Abendmahl) zum Gedächtnis an Jesus Christus (bzw. für sei­ne Ge­gen­wart in der Feier);

b) das Osterbrot (am Kar­sams­tag im Gottesdienst ge­seg­ne­tes Brot, das am Os­ter­sonn­tag ver­speist wird; nur re­gio­nal ge­pfleg­tes Brauch­tum, das sich aller­dings mehr und mehr ge­sell­schaft­lich und kom­mer­ziell etabliert), als Be­stand­teil des Fas­ten­bre­chens zum Ge­dächt­nis an Buße (Fas­ten­zeit als kör­per­li­che Buß­praxis christ­li­cher De­mut) und Ver­ge­bung der Sün­den (Tod und Auf­er­ste­hung) in der Ge­gen­wart Christi.

 

 

→3Mos 24,5-8

 

Vnd ſolt Se­mel­melh ne­men / vnd dauon zwelff Kuchen backen / zwo zehende ſol ein kuche haben / 6Vnd ſolt ſie legen ja ſechs auff eine ſchicht auff den feinen Tiſch fur dem HERRN. 7Vnd ſolt auff die ſelben legen reinen Wey­rauch / das es ſeien Denckbrot zum a Fewr dem HERRN. 8Alle Sab­bath für vnd für / ſol er ſie zurichten fur dem HERRN /

 

Und [du] sollst feines Weizenmehl* nehmen und davon zwölf Kuchen backen. Zwei Zehntel** soll ein Kuchen groß wer­den. Und du sollst sie in zwei Schichten auf dem feinen Tisch*** vor dem HERRN übereinanderlegen, je sechs in einer Schicht****. Und [du] sollst auf diese reinen Weihrauch legen*****. So sollen sie ein Gedächtnisbrot wer­den, durch Feueropfer für den HERRN.

 

*Semelmehl ist nicht wie bei uns heute Krüm­mel aus ge­rie­be­nen, trockenen Sem­meln (Brötchen), son­dern meint das Wei­zen­mehl ho­her Qua­li­tät (fein ge­mah­len und weit­ge­hend ohne Fremd­kör­per wie Sand), das spe­ziell für das Backen von Brot ver­wen­det wurde.

 

**Zehntel: gemeint ist das Volumenmaß für das Ab­mes­sen von Ge­trei­de und Mehl, Zehntel, das sich auf das Maß Efa be­zieht, also ein Zehntel Efa. Die An­ga­ben dazu schwan­ken. Sie um­fas­sen etwa 2,2 Liter bis 4 Liter (ein Efa sind etwa 22 Liter bis 40 Liter). Eines der Ge­dächt­nis­bro­te soll dem­nach aus 5 bis 8 Liter Wei­zen­mehl her­ge­stellt wer­den, was einem Ge­wicht von ca. 4 bis 6 Ki­lo­gramm ent­sprä­che. Hin­zu­zu­rech­nen wä­ren dann noch Was­ser und Zu­ta­ten wie Salz, ggf. Ge­wür­ze. Das aus­ge­ba­cke­ne Brot dürf­te dann zwi­schen 5 und 7 Ki­lo­gramm schwer ge­we­sen sein.

 

*** den feinen Tisch: Andere Quellen schreiben an dieser Stelle »den Tisch von feinem Gold«. Dem folgt auch die Lutherbibel 2017. Dass es sich nicht nur um einen hand­werk­lich fein ge­ar­bei­te­ten Tisch han­del­te, son­dern um einen Tisch mit gol­de­ner oder ver­gol­de­ter Tisch­platte, kann an­ge­nom­men wer­den. Einer­seits war eine metallne Tisch­platte re­sis­tent ge­gen Feu­er und Brand­flecken (Brand­opfer durch Ab­bren­nen von Weih­rauch, s. u.), an­derer­seits hätte ein ein­fa­cher Holz­tisch, wenn auch schön ge­ar­bei­tet, mit ver­trock­ne­ten Bro­ten oben drauf, nicht das In­ter­esse Dritter ge­weckt. So ist der Tisch ab­ge­bil­det als Beute­gut auf dem Re­lief am Titus­bo­gen in Rom, der die Je­ru­sa­le­mer Tem­pel­ge­rä­te im Tri­umph­zug des Titus nach der Zer­stö­rung Je­ru­sa­lems zeigt. Es ist ein Hin­weis da­rauf, dass der Tisch zum ma­te­ri­ell wert­vol­len Beu­te­gut der Rö­mer ge­hör­te wie auch der gol­de­ne Leuch­ter (Menora).

 

**** Schicht: Die Angabe ist nicht ein­deu­tig. Fak­tisch kann es sich um sechs Sta­pel zu je zwei Bro­ten (zwei Schich­ten) han­deln. Auf­grund der in an­de­ren Quellen be­schrie­be­nen Grö­ße der Tisch­plat­te (nur ca. 90 cm x 45 cm) und der er­heb­li­chen Größe der Bro­te (5 kg bis 7kg schwe­re Bro­te) ist aller­dings an­zu­neh­men, dass hier zwei Sta­pelSchich­tun­gen«, nicht Schich­ten) mit je sechs Bro­ten über­ein­an­der be­schrie­ben sind. Soll­ten die Bro­te die Tisch­platte nicht über­ra­gen, kann nur ein Durch­mes­ser der Bro­te (bzw. eine maxi­ma­le Brei­te) zwi­schen 35 cm und 40 cm an­ge­nom­men wer­den.

 

Die Form der Brote wird zu­meist als ring­för­mig bzw. rund an­ge­nom­men (ähnlich Fladen). Aller­dings weist der Aus­druck Kuchen darauf hin, dass es kei­ne Fla­den wa­ren, son­dern wahr­schein­lich recht­ecki­ge Brote, die eine ge­wis­se Hö­he be­saßen (ver­mutl­ich mehr als 8 cm, um mit der vor­ge­ge­be­nen Mehl­men­ge zu har­mo­nie­ren). Sie wur­den ganz sicher in spe­zi­el­len For­men aus­ge­ba­cken, was da­nach das sau­bere und si­che­re Sta­peln der fer­ti­gen Bro­te er­mög­lich­te.

 

Die Übersetzung würde dann so lauten müssen: »Und du sollst sie in zwei Stapeln ... übereinanderlegen, je sechs in einem Stapel.«

 

***** Weihrauch: Jeder Brot­sta­pel er­hält oben drauf Weih­rauch­harz für das Feu­er­opfer. Nach der jü­di­schen Tra­di­ti­on soll das Weih­rauch­harz in gol­de­nen Scha­len auf oder ne­ben den Brot­sta­peln plat­ziert wor­den sein. Am Sab­bat wur­de das Harz ver­brannt, die alten Brote wur­den ge­gen fri­sche aus­ge­tauscht.

 

Doch der obige Text 3Mos 24,4-8 gibt da­zu kei­nen An­lass. Wir se­hen viel­mehr in der be­schrie­be­nen Vor­ge­hens­weise die Be­son­der­heit des Ge­dächt­nis­brots ge­gen­über dem Schau­brot. Es ist das da­mit ver­bun­dene Ri­tu­al des Feu­er­opfers, das als Opfer nicht Weih­rauch allein, sondern auch die Brote selbst umfasst. Das eine Wo­che lang aus­ge­leg­te Schau­brot wird durch das Ab­bren­nen des Weih­rauch­har­zes di­rekt auf dem Brot zum ri­tu­el­len Ge­dächt­nis­op­fer.

 

Dafür müsste das Harz wie im Text be­schrie­ben ur­sprüng­li­ch di­rekt auf die Brot­sta­pel ge­legt wor­den sein. Das Ganze wäre dann ein sym­bo­li­sches Brand­opfer in Form eines Räu­cher­werks: Das an­ge­zün­de­te und glim­men­de Weih­rauch­harz frisst sich nach un­ten in den Brot­sta­pel hinein. Es er­zeugt einen süß­li­chen, aber schwe­ren Rauch aus Weih­rauch und ver­brann­tem Wei­zen­brot, ohne das Brot volls­tän­dig zu ver­bren­nen.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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denckeſtu

denkst du (Verb)

2. Person Singular Indikativ Aktiv von denken (Verb)

 

Präsens:

denckeſtu: denkst du

 

-u:

Die Fle­xi­on mit dem an­ge­häng­ten »u« ist ei­ne ei­gen­tüm­li­che Form, die sonst nur noch aus älte­ren Tex­ten be­kannt ist. Ge­bil­det wur­de sie aus der 2. Per­son, zu­sam­men­ge­zo­gen mit dem Per­so­nal­pro­no­men »du«, aus dem das »u« stammt.

Die­se Form im­pli­ziert ei­ne ge­wis­se Dring­lich­keit und Di­rekt­heit der An­spra­che, die un­mit­tel­ba­re Hin­wen­dung zum Ge­gen­über. So kann es die un­zwei­fel­haf­te Fest­stel­lung des Han­delns, die dring­li­che An­spra­che oder die un­mit­tel­ba­re Auf­for­de­rung zum Han­deln be­deu­ten (In­di­ka­tiv in der Aus­sa­ge), die Er­fül­lung ein­for­dern, mut­maßen bzw. un­ter­stel­len (Kon­junk­tiv), oder zur Ant­wort und Er­klä­rung auf­for­dern (Verb in der Fra­ge).

 

Heute ist statt­des­sen das Verb in sei­ner ge­bräuch­li­chen Fle­xi­on ver­bun­den mit »du« zu ver­wen­den. Die Di­rekt­heit oder ei­ne Auf­for­de­rung kann besten­falls durch ei­ne Sinn tra­gen­de Bei­fü­gung um­schrie­ben wer­den ab­hän­gig vom Kon­text. Sie kann ggf. durch einen Im­pe­ra­tiv he­raus­ge­stellt wer­den.

 

→Rom 2,3

 

Denckeſtu aber / o Menſch / der du richteſt die / ſo ſol­ches thun / vnd thuſt auch daſſelbige / das du dem vrteil Got­tes entrinnen wer­deſt?

 

Denkst du etwa <wirklich>, o Mensch, der du diejenigen richtest, die das tun, was du selbst tust, dass du dem Urteil Got­tes entrinnen wirst?!

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Dienſtzaum

Dienstzaum, der (veraltet; unklar)

wohl ein Terminus technicus für die ei­nen mili­tä­ri­schen bzw. ver­wal­tungs­tech­ni­schen Pos­ten bzw. ei­nes Ver­ord­nungs­rechts.

 

Allgemein bedeutet es wohl: et­was im Zaum einer (leider unklaren) Ordnung hal­ten.

 

Als Pos­ten be­stün­de die Auf­gabe da­rin, das be­nach­bar­te Land mi­li­tä­risch zu kon­trol­lie­ren und zu über­wa­chen.

 

Als Ver­ord­nungs­recht meint es viel­leicht die Ho­heit, Han­del und Grenz­ver­kehr zu steuern.

 

Heutige Bezeichnungen wären dann even­tu­ell: Grenz­fes­tung, Fort, wo­mög­lich auch: Zoll­ho­heit oder Zoll­recht.

 

Doch keine Variante kann man­gels wei­te­rer Be­leg­stel­len hin­rei­chend über­zeu­gen.

 

 

Der Begriff kommt in der Lutherbibel nur in →2Sam 8,1 vor:

 

Vnd es begab ſich dar­nach / Das Dauid die Philiſter ſchlug / vnd ſchwechet ſie / vnd nam den Dienstzaum von der Phi­li­ſter hand.

 

a) Und es begab sich, dass David die Philister schlug, sie schwächte, und ihnen ihre Grenzfestung abnahm.

 

b) Und es begab sich, dass David die Philister schlug, sie schwächte, und ihnen die Zollhoheit (das Handels- und Steuerrecht) aus der Hand nahm.

 

Anm:

Die hebräischen Wörter, die Luther hier mit Dienst­zaum wie­der­gibt, sind un­ver­ständ­lich. Wört­lich mei­nen sie in etwa »Zaum der Elle«. David nahm den Phi­lis­tern dem­nach »den Zaum der Elle aus der Hand«. Das könn­te sich auf das Recht be­zie­hen, den Han­del zu steu­ern durch Fest­le­gung von gül­tigen Ma­ßen und Ge­wich­ten, oder durch Ab­gaben (Steuern oder Zölle), die sich auf fest­ge­leg­te Ge­bin­de­grö­ßen im Han­del bzw. beim Wa­ren­trans­port stüt­zen.

 

Faktisch ist mit Verweis auf →1Chr 18,1 offen­sicht­lich die Stadt Gath (mit ihren Toch­ter­städ­ten) ge­meint. Gath wird zwi­schen Gaza und Asch­dod ge­le­gen an­ge­nom­men. Von hier aus re­gier­ten und kon­trol­lier­ten die Phi­li­ster das um­ge­ben­de Land.

 

Obwohl ver­al­tet und un­ge­bräuch­lich hat sich der Be­griff in 2Sam 8,1 bis in die Luther­bi­bel 2017 ge­hal­ten, wohl wegen der un­si­che­ren Be­deu­tung in den he­brä­i­schen Quellen..

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

→Register

Ding

Ding, das

die Sache, die Aufgabe

 

Umfassendes Wort, für vieles, was nicht näher bestimmbar ist oder bestimmt wer­den soll.

 

In der weitesten, unbegrenzten Bedeutung umfasst es das sinnlich Bemerkbare, aber auch das Übersinnliche, das Gedachte.

 

→ Mt 5,34

 

Jch aber ſage euch / Das jr aller ding nicht ſchwe­ren ſolt

 

a) Ich aber sage euch, dass ihr in allen Angelegenheiten nicht schwören sollt

b) Ich aber sage euch, dass ihr nicht schwören sollt, egal in welchen Angelegenheiten

 

→2Mos 20,9

 

Sechs ta­ge ſoltu erbeiten / vnd alle dein ding beſchicken.

 

Ding meint hier alles, was den Angesprochenen umtreibt und beschäftigt: seine Aufgaben und Arbeiten, die zu erledigen sind; seine Verpflichtungen, denen er in diesem Zusammenhang nachkommen muss; seine Tätigkeiten, die er aus Spaß an der Freude betreibt, usw.

 

Wir verwenden im folgenden Übersetzungsbeispiel das Wort »Aufgaben«. Wir sind uns bewusst, dass dieser Begriff viel zu eng gefasst ist, um die Tragweite des Gebots in 2Mos 20,9 auszudrücken:

 

a) umschrieben: Sechs Tage hast du zu arbeiten und deine Aufgaben zu erledigen.

b) Imperativ: Arbeite sechs Tage und erledige deine Aufgaben!

 

Siehe auch: →Artikel ſoltu

 

Anmerkung:

 

Womöglich wäre die folgende Übersetzung sinnvoll. Umgangssprachlich ist sie wieder zeitgemäß:

 

Sechs Tage hast du Zeit, dein Ding zu machen.

 

Mach dein Ding!

 

Die Redensart »sein Ding machen« (und alle Ableitungen davon), ist keineswegs so modern, wie sie scheint.

 

Sie geht auf Luther zurück (2Mos 20,9). In gutem Luther-Deutsch hieße sie allerdings »seyn ding beſchicken«. Die Bedeutung beider Ausdrücke ist nahezu identisch.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Drache

Drache, der

mystische Tiergestalt, Ungeheuer

 

1) In →Psalm 44,20: Schakal

 

zu 1) hebräisch: תָּן (tan), Schakal

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 1a) Schakal
  2. 1b) Wolf,
  3. 1c) Bewohner verwüsteter Gegenden,
  4. 1d) Kreaturen, die Klagelaute ausstoßen

 

2) In →Psalm 91,13: Schlange

 

zu 2) hebräisch: תַּנִּין (tannin): Schlange

 

Die Bedeutungen des Wortes im Einzelnen:

 

  1. 2a) gro­ßer See­fisch (Wal­fisch, Hai­fisch u. ä., z.B. →1Mos 1,21; →Psalm 148,7)
  2. 2b) mys­tisch über­tra­gen: gro­ßes See­un­ge­heu­er, Dra­chen (z.B. →Jes 51,9; →Psalm 74,13)
  3. 2c) Schlan­ge (z.B. 2Mos 7,9ff.; →Psalm 91,13)
  4. 2d) über­tra­gen: Bild für Ägyp­ten (z. B. →Jes 27,1)
  5. 2e) über­tra­gen: Bild für (das mäch­ti­ge Un­ge­heu­er) Kö­nig Ne­bu­kad­ne­zar (Jer 51,34)

 

Bei­de Wör­ter ge­hen in der he­brä­i­schen Spra­che auf den sel­ben Wort­stamm ( תנן) zu­rück, was er­klä­ren mag, wa­rum Lu­ther sie iden­tisch über­setz­te. Da­bei ent­schied er sich ge­gen die kon­kre­te Be­zeich­nung ei­nes Tie­res, die ihm wohl zu schwach er­schien, und für das mys­ti­sche Bild des »Dra­chens«.

 

Der Dra­che ist ein Un­ge­heu­er, das die Ge­stalt­merk­ma­le und We­sen­zü­ge un­ter­schied­li­cher Tie­re be­sitzt, aber viel­fach mäch­ti­ger als je­des die­ser Tie­re selbst ist.

 

→Psalm 44,20

 

Das du vns ſo zur­ſchle­geſt vn­ter den Dra­chen / Vnd be­deckeſt vns mit finſ­ter­nis.

 

a) Dass du uns so zer­schlägst unter den Scha­kal und be­deckst uns mit Fins­ter­nis

b) Dass du uns so zer­schlägst un­ter die Herr­schaft des Ty­ran­nen und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

c) Dass du uns so zer­schlägst unter die Völ­ker der Wüs­te und be­deckst uns mit Fins­ter­nis.

 

Luthers Scho­li­on in Psalm 44 be­legt, dass er den Dra­chen als Me­ta­pher für ty­ran­ni­sche Völ­ker ver­stan­den wis­sen will:

(Drachen) Das iſt / Den giff­ti­gen Ty­ran­nen.

 

Erläuterung zum Bild des Schakals:

 

Der Scha­kal ist ein ty­pi­scher Be­woh­ner der Wüs­te, des­sen Ge­heul an die Kla­ge­lie­der Trau­ern­der er­in­nert. Er steht als Me­ta­pher für krie­ge­ri­sche Wüs­ten­völ­ker bzw. frem­de Hee­re, die über die Wüs­te kom­mend in das Land ein­fie­len. Wo sie raub­ten und plün­der­ten, hör­te man noch lan­ge die Kla­ge­lie­der der Be­woh­ner von weit her.

 

→Psalm 91,13

 

Auff dem Le­wen vnd Ot­tern wirſ­tu ge­hen / Vnd tret­ten auff den Jun­gen­le­wen vnd Dra­chen.

 

Du gehst auf Lö­wen und Vi­pern, Jung­lö­wen und Schlan­gen wirst Du nie­der­tre­ten.

 

Das Bild, das der Au­tor des Psalms zeich­net, stellt paar­wei­se Lö­we und Vi­per (die er­wach­se­nen, zeu­gungs­fä­hi­gen Tie­re), so­wie Jung­lö­we und Schlan­ge bzw. Schlan­gen­brut (die Nach­kom­men) ne­ben­ei­nan­der.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Drewen

Dräuen, das (veraltet)

Drohen, das

von →dräuen (Verb; veraltet) für drohen, androhen, bedrohen

 

a) das Drohen, Bedrohen

in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;

 

b) die Wut, der Groll (gegen jemanden)

wobei die die Tat im Fokus liegt (jemanden Zorn durch Taten spüren lassen)

 

c) die heftige, nachdrückliche Ermahnung

in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen oder davon abzuhalten.

 

 

→Psalm 102,11

 

Fur deinem drewen vnd zorn

 

Vor deinem Groll und deinem Zorn

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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drewen

dräuen (Verb, veraltet)

drohen (Verb)

a) drohen, androhen, bedrohen

 

in der Absicht, zu strafen oder Schaden zuzufügen;

 

b) heftig, nachdrücklich ermahnen

 

in guter Absicht, um vor Bösem zu warnen und davon abzuhalten.

 

 

→Psalm 7,12

 

Gott iſt ein rechter Richter / Vnd ein Gott der teg­lich drewet.

 

Gott ist ein gerechter Richter, und ein Gott, der täglich droht.

 

Anmerkung zu Psalm 7,12:

 

Luthers Wort drewet ist eine Entsprechung für das hebräische זָעַם (zͻˁam), das so viel bedeutet wie »heftig auf jemanden zürnen und ihn den Zorn fühlen lassen«.

 

In Psalm 7,12 wird das Konstrukt זֹעֵם  אֵל (ˀel zoˁem; Gott, zürnend) allerdings wie ein Titel, wie ein Name gebraucht: Zorngott.

 

Daraus ergeben sich diese Übersetzungsvarianten:

 

b) Gott ist ein gerechter Richter, ein zürnender Gott, der [seinen Feinden] den Zorn alle Tage spüren lässt

 

c) Gott ist ein gerechter Richter, er ist Zorngott alle Tage.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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drang

Drang, der

 

a) Andrang

b) Gedränge

c) Anreiz, innerer Trieb

d) die aus einstürmenden Ereignissen erwachsene Not

 

→Psalm 44,25

 

Warumb verbirgeſtu dein Andlitz / Vergiſſeſt vn­ſers elends vnd drangs?

 

Sag doch: Warum nur verbirgst du dein Gesicht (vor uns) und vergißt unser Elend und unsere dringliche Not?!

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Du ſolt nicht tödten

Das 5. Gebot

Du sollst nicht töten!

Luther verwendet in → Mt 5,21 (Die Bergpredigt) die selbe Formulierung wie in →2Mos 20,13 (Die Zehn Gebote).

 

Was meint »nicht tödten«?

 

Die Diskussion darum, wie dieses Gebot zu verstehen ist, und wie Luther die beiden Stellen übersetzt, reißt nicht ab.

 

Zwar geht es durchaus um die Frage, welche Übersetzung den hebräischen und griechischen Quellen am Ehesten entspricht. Es geht aber auch um die Frage, ob es für Christen statthaft ist, in bestimmten Situationen zu töten, beispielsweise zur Abwehr von Gewalt, zur Verteidigung des eigenen Lebens, zur Verteidigung der Gesellschaft und des Staates, zur Bestrafung von schwerwiegenden Verbrechen, usw.

 

Die »richtige« Übersetzung ist dabei nicht selten in der Diskussion ein Argument. Doch was ist »richtig«?

 

In 2Mos 20,13 bezeichnet das hebräische רָצָה (razah) das unrechtmäßige Töten eines einzelnen Menschen: töten, morden, erschlagen.

 

Doch was meint »unrechtmäßig«? Meint es Unrecht in Bezug auf das Rechtssystem eines (beliebigen) Staates in einer (beliebigen) Zeit? Meint es das alttestamentliche jüdische Recht? Meint es das Rechtsverständnis einer christlich geprägten Gesellschaft? Meint es das göttliche Recht, das uns durch die Gebote, durch die Propheten, durch Jesus Christus und durch das Neue Testament vermittelt wurde?

 

So findet sich in der Einheitsübersetzung in 2Mos 20,13 der Text »Du sollst nicht morden«. Jedoch bietet die selbe Einheitsübersetzung in Mt 5,21 »Du sollst nicht töten«.

 

Die Einheitsübersetzung versucht sich dem Problem zu nähern, löst es aber nicht auf. Wir mei­nen: Im Gegenteil!

 

Der Versuch, nur eine bestimmte Variante des Tötens im Gebot zu erfassen, nämlich das Morden, schafft völlig neue Probleme.

 

Ein Beispiel aus unserer jüngeren Geschichte mag das verdeutlichen: War die staatlich angeordnete Tötung von Juden, von Zeugen Jehovas, von Zigeunern, von politischen Gefangenen, von geistig behinderten Mitmenschen durch die Nazis im Dritten Reich rechtens oder Mord? Aus unserer heutigen Perspektive ist die Antwort klar: Es war Mord. Doch sobald man sich in das System selbst begibt und nicht nur die Zeit, sondern auch den gesamten Rückblick auf die Geschichte abstreift, könnte es sich völlig anders darstellen – wie es auch die Vernehmungen der Täter in den Nürnberger Prozessen belegen. Sie hätten, so formulierten sie mehrfach, im Rahmen des Rechts, auf Anordnung und auf Befehl gehandelt. Das verharmlost die Taten keineswegs!

 

Das Beispiel zeigt, dass sich der Begriff »unrechtmäßiges Töten« ganz besonderen Werten und Beurteilungen stellen muss! Werten, die weit über die Rechtssysteme von Gesellschaften und Staaten hinausgehen. Werten, die auch in einer Betrachtung von außen bzw. im Rückblick unter sich ändernden Bedingungen zum selben Urteil führen.

 

Das ist es, was Jesus in der Bergpredigt formuliert. Und das ist es, was Luther durch seine Wortwahl offenhalten möchte.

 

Der Text der griechisches Quellen sowohl im Neuen Testament wie auch im Alten Testament (Septuaginta) hilft uns nur bedingt weiter. Er lautet gleich: ού φονεὐσειϛ - »du sollst nicht morden/töten«.

Das griechische φονεὐω meint morden, töten. Der φονεὐς ist ein Mörder oder Totschläger, also jemand, der unrechtmäßig tötet.

 

So bleibt es uns überlassen, das zugrundeliegende Wertesystem festzumachen. Das ist keine leichte Aufgabe! Die Auswirkungen ihrer Ergebnisse sind enorm.

 

Wir sind überzeugt, dass es Luther auf eine christlich geprägte Übersetzung ankam, die sich am Sprachgebrauch seiner Zeit orientierte und damit die Erfahrungen und das Wissen der selben Zeit spiegelte.

 

Für ihn war einerseits mit Blick auf das Neue Testament Töten an sich ein Verbrechen – wenn schon das Beschimpfen eines Mitmenschen auf gleiche Weise geahndet wer­den soll (→ Mt 5,21f). Anderseits war »morden« für Luther viel zu eng gefasst. Seiner Lebenswirklichkeit entsprach das nicht.

 

So geschahen üble Verbrechen, Hinrichtungen und Morde auch im Namen der Kirche, die theologisch-religiös und durch Gesetze sanktioniert waren, und die nicht unter den Begriff »Mord« fielen.

 

Luther kannte beispielsweise das Schicksal von Jan Hus sehr wohl. Ein Schicksal, das die Kirchenfürsten und der Kaiser auch Luther nach seinem Auftritt in Worms angedeihen lassen wollten und dem er sich nur durch die vorgetäuschte Entführung entziehen konnte.

 

Die Übersetzung »Du sollst nicht morden« wäre ein Freibrief für kirchliche und staatliche Übergriffe dieser Art gewesen. Es sollte jedem Leser bewusst sein, dass sie das noch heute ist und nur mit größter Vorsicht interpretiert wer­den sollte.

 

Wir folgen der Denkweise Luthers, die sich in seiner Übersetzung zeigt, und im Sinne des kategorischen Imperativs als Wertemaßstab (Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.): Du sollst nicht töten.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Dünckel

Dünkel, der

Die übertriebene, hoffärtige, auf andere herabblickende Meinung von eigenen Vorzügen.

 

von: dünken (Verb>

 

→Psalm 81,13

 

So hab ich ſie ge­la­ſſen in jres her­tzen dünckel

 

So habe ich sie in der Überheblichkeit ihrer Herzen belassen

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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durchleutern

durchläutern (Verb, veraltet)

völlig reinigen, lauter machen durch Ausschmelzen, Auskochen, Durchseihen.

 

→Psalm 105,19

 

Bis das ſein wort kam / Vnd die Rede des HERRN jn durchleutert.

 

wörtlich: Bis sein Wort kam, und die Rede des HERRN ihn durchläuterte.

 

sinngemäß: Bis ihn seine Worte trafen, und die Rede des HERRN ihn durch und durch reinigte.

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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Dirne

Dirne, die

Magd, die

Hausangestellte, die

1. Jungfrau, (dienendes) Mädchen, Magd – im Gegesatz zu Jüngling, (dienendem) Knaben, Knecht

2. Hausdirne - Dienstmagd in einem gehobenen Haus

3. abwertend: junge Frau, die »unzüchtige« Dienste feil bietet (Prostituierte, Hure)

 

Der usprüngliche Sinn lag im ehrbaren Dienen einer jungen Frau als Hausangestellte (Magd). So wer­den im Mittelalter auch heilige Jungfrauen (Nonnen), »Got­tes Mägde«, als »gotes dirnen« bezeichnet. Sogar Maria, die Mutter Jesu, wird eine »gotes dirne« (Dirne Gottes) genannt.

 

Der heutige Sprachgebrauch nutzt »Dirne« fast ausschließlich abwertend als Bezeichnung für eine Prostituierte.

 

Statt Luthers mittelalterlichem Begriff »Dirne« sollte ggf. »Magd«, besser noch »Hausangestellte« verwendet wer­den. Heute abwertend zu verstehende Begriffe sollten vermieden wer­den (so z. B. Luther, revidierter Text 1964 gültig bis 2017 in Spr 31,2: »Gesinde«).

 

 

 

→Spr 31,15

 

Sie ſtehet des nachts auff / vnd gibt Futter jrem Hauſe / Vnd eſſen jren Dirnen.

 

Sie [die Hausfrau] steht nachts auf, füttert ihr Vieh und gibt ihren Hausangestellten zu essen.

 

Anmerkungen:

Zum Haushalt gehörte das Vieh. Da Luther hier »Futter« nennt, kann sich die Handlung der Hausfrau nur auf das Vieh beziehen.

 

Gemeint ist der Satz so: In aller Frühe, noch im Dunklen, lange vor Sonnenaufgang, steht die Hausfrau auf, begibt sich in den zum Haus gehörigen Stall und füttert das Vieh. Danach geht sie in die Küche und bereitet das Frühstück für die Hausangestellten. Erst dann wird sie sich um die Familie und schließlich um sich selbst kümmern.

 

Der Autor hebt dies hervor, um besondere Eigenschaften einer guten, fleißigen Hausfrau zu beschreiben wie Zuvorkommenheit, Fleiß, Selbstlosigkeit. Denn eigentlich ist es die Aufgabe der »Dirnen«, der Hausangestellten, das Vieh zu füttern und Frühstück für die Familie zu bereiten, bevor sie selbst essen und trinken.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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Drabanten

Trabanten, die (veraltet)

 

Leibgarde, die

eigentlich: Fußkrieger, Leibwächter, Diener, Begleiter

 

In der Lutherbibel 1545 kommt der Begriff ausschließlich im Plural vor und meint die Menge der königlichen, bewaffneten Leibwächter, die königliche Leibgarde.

 

 

Drabanten
Vorkommen in der Lutherbibel von 1545

 

Gesamt AT Apokryphen NT
16 16 0 0

 

 

→2Kon 11,11

 

Vnd die Drabanten ſtun­den vmb den König her / ein jglicher mit ſei­ner Wehre in der hand /

 

Und die Leibgarde stand um den König herum, ein jeder mit seiner Waffe in der Hand,

 

 

 

SK Version 16.03.2024  

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die ander Maria

Maria, die andere (Name)

Mit die ander Maria in → Mt 27,61 und → Mt 28,1 ist wohl die Maria gemeint, die kurz zuvor neben Maria Magdalena in → Mt 27,56 benannt ist:

 

→ Mt 27,55f.

 

Vnd es waren viel Wei­ber da / die von ferns zuſahen / die da Jheſu waren nachgefolget aus Galilea / vnd hatten jm gedienet / Vnter welchen war Maria Magdalena / vnd Maria die mutter Jacobi vnd Joſes / vnd die mutter der kinder Zebedei.

 

Maria, die Mutter des Jakobus und des Joses.

 

Die Textinterpreten gehen allgemein davon aus, das mit »der anderen Maria«, die Mutter des Jakobus und des Joses gemeint ist. Allerdings ist deren Person unklar und umstritten. Sie soll mit Maria Kleophae (Maria des Kleophas) identisch sein (vgl. → Joh 19,25). Doch dafür gibt es keine Beweise.

 

Maria Kleophae war eine Jüngerin Jesu und womöglich eine engere Freundin oder Vertraute der Maria Magdalena. Im späten Johannesevangelium wird sie als die Schwester der Mutter Jesu, also Jesu Tante, bezeichnet (Joh 19,25).

 

Jedoch benennt → Mk 6,3 vier Brüder Jesu, von denen zwei Jakobus und Jose hießen. Maria, die Mutter Jesu, war zugleich die Mutter Jacobi und Joses. Dass es sich dabei um ein und die selbe Frau handelt, die in → Mk 15,40 wie in Mt 27,56 genannt ist, kann aus dem Markus-Evangelium heraus hinreichend begründet wer­den, wo Jesus die verwandtschaftliche Beziehung zu seiner Mutter und zu seinen Brüdern aufkündigt und ideologisch neu besetzt. Maria, die Mutter Jesu verliert jede Sonderstellung:

 

Denn wer Got­tes willen thut / der iſt mein Bruder vnd mein Schweſter vnd meine Mutter. (→ Mk 3,35)

 

Im weiteren Verlauf des Markus-Evangeliums wird Maria, die Mutter Jesu, daher nicht weiter sonderlich erwähnt.

 

Es ist möglich, dass Matthäus (in Mt 27,56) die Formulierungen und Bezeichnungen unreflektiert aus der selben Quelle wie Markus oder von frühen Markus-Versionen gewonnen hat.

 

Anderseits kann nicht ausgeschlossen wer­den, dass eine weitere Maria zwei ihrer Kinder wie auch Jesu Mutter Jakobus und Jose genannt hatte. Insbesondere, wenn man verwandt war, und so ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erzeugte. Wie heute gab es auch damals zeitlich und regional unterschiedliche Vorlieben für Vornamen, die dann besonders häufig benutzt wurden. Der Name Maria gehörte zumindest in Galiläa, womöglich auch in Judäa dazu, aber beispielsweise auch Jakobus oder auch Jesus.

 

Die Frage, wer diese Maria, die Mutter des Jakobus und des Jose, war, lässt sich heute nicht eindeutig beantworten. Dafür kreisen zu viele dogmatisch verfärbte Interpretationen und künstliche Konstrukte verwandtschaftlicher Verhältnisse um die Personen der Mutter Jesu, seiner Geschwister und um die in den Evangelien namentlich genannten anderen Frauen, die beispielsweise als die leiblichen Mütter der »Herrenbrüder« aus Mk 3,6 herhalten müssen, um die Unbeflecktheit Marias zu bewahren. Der Diskussion fehlt es dann an der nötigen unbelasteten Objektivität, wenn kirchliche Heiligen­vorstellungen über sachliche Lebenshintergründe gestellt wer­den.

 

Sie ist eben die ander Maria. - Das trifft es hinreichend.

 

 

 

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daumeln

taumeln (Verb)

a) sich mit Heftigkeit bewegen: springen, tanzen

b) sich wie im betäubten Zustand, im Rausch bewegen: schwanken, schwankend gehen, torkeln

 

 

→Jes 29,9

 

vnd wer­det truncken / doch nicht vom wein / Daumelt / doch nicht von ſtar­ckem getrencke.

 

... und wer­det truncken, doch nicht vom Wein. Taumelt, doch nicht vom starken Getränk.

 

 

 

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Drumel

Trommel, die

Schlaginstrument, das mit einem oder zwei Schlägeln geschlagen wird.

 

a) Trommel: hohle Walze, deren Öffnungen mit gegerbten Fellen bespannt ist;

b) (Kessel-)Pauke, Trommelpauke: einfellige Trommel.

 

 

 

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Drumelhaus

 

Drumelkirche

Trommelhaus, das

Trommelkirche, die

Bedeutung unklar.

 

Luther verwendet die Bezeichnung in seiner Anmerkung zu

 

→Jer 7,32

 

Al­ſo mag To­pheth ein Dru­mel­haus oder Dru­mel­kir­chen hei­ſſen.

 

Luther legt das Bild eines Gebäudes oder einer Halle zugrunde, die den militärischen Exerzierhallen entspricht, in denen unter anderem das Schlagen der Trommeln geübt und praktiziert wurde.

 

Die Wortschöpfung »Trommelkirche« entzieht diesem Gebäude die militärische Funktion und erklärt sie zu einer religiösen Einrichtung.

 

Vorstellen dürfen wir uns demnach ein Gebäude oder (ähnlich einem Tempel mit Außenanlegen) ein Areal, das religiösen Zwecken diente, und auf dem es üblich war, Zeremonien lautstark mit vielen Trommeln zu begleiten.

 

 

 

SK Version 06.04.2024  

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Drumelkirchen

Trommelkirche, die

Bedeutung unklar.

 

Siehe →Drumelhaus

 

 

 

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Dromete

Trompete, die

Blasinstrument aus Metall, das aus einer geraden, gebogenen oder gewundenen und ziemlich dünnen Röhre mit flachem Kesselmundstück und Schalltrichter besteht. Das Instrument besitzt einen hellen, schmetternden Klang­charakter.

 

 

 

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durren

 

turren

wagen (Verb; veraltet)

 

siehe: →turren

 

 

 

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