Der Prophet Jesaja

Kapitel XXX.

Symbol Biblia 1545

Die Lutherbibel von 1545

 

Die Texte der Lutherbibel von 1545 in Frakturschrift

Das Alte Testament

Die Bücher der Propheten

 

Biblia
 

Die gantze Heilige Schrifft Deudsch
D. Martin Luther, Wittenberg 1545

Der Prophet Jesaja

 

C. XXX.

 

Jes 30,1-33

 

Der Text in 66 Kapiteln

 

Gliederung Kapitel XXX.

 

Nr.

Textstelle

Abschnitt | Link zum Text

Kapitel XXX.

 

 

1 - 39

 

ERSTER TEIL DES BUCHES JESAJA

 

 

 

28,1 - 31,9

 

XI. DIE ASSYRISCHE KRISE
GOTTES GERICHTSDROHUNG ÜBER ASSUR

 

1

30,1-7

→Vergebliches Vertrauen auf Ägypten

2

30,8-17

→Vertrauen auf falsche Prophetie

3

30,18-26

→Got­tes Erbarmen

4

30,27-33

→Ge­richt über Assyrien

 

 

Jes 30,27-28

 

Im folgenden Text sind die bezeichneten Verse hervorgehoben.

 

 

 

 

Der Prophet Jeſáiá.

 

 

 

 

[17b]

 

 

XXX.

 

 

Vergebliches Vertrauen auf Ägypten

 

WEh den abtrünnigen Kindern / ſpricht der HERR / die on mich ratſchlahen / vnd on mei­nen Geiſt Schutz ſu­chen / zuheuffen eine ſun­de vber die ander. 2Die hin ab zihen in Egyp­ten / vnd fragen meinem Mund nicht / das ſie ſich ſtercken mit der macht Pharao vnd ſich beſchirmen vn­ter dem ſchatten Egypti. 3Denn es ſol euch die ſtercke Pharao zur ſchande geraten / vnd der Schutz vn­ter dem ſchatten Egypti zum hohn. 4Ire Für­ſten ſind wol zu Zoan geweſt / vnd jre Botſchafft gen Hanes komen. 5Aber ſie müſſen doch alle zu ſchanden wer­den vber dem Volck / das jnen nicht nütze ſein kan / weder zur hülffe / noch ſonſt zu nutz / ſon­dern nur zur ſchande vnd ſpot.

 

6DIs iſt die Laſt vber die Thie­re ſo gegen Mit­ta­ge zihen / da Lewen vnd Lewin ſind / ja Ottern vnd few­ri­ge fliegende Drachen / im Lande der trübſal vnd anſt. Sie füren jr Gut auff der Füllen rücke / vnd jre Schetze auff der Kamel höcker / zum Volck / das jnen nicht nütze ſein kan / 7Denn Egyp­ten iſt nichts vnd jr helf­fen iſt vergeblich. Da­r­umb predige ich dauon al­ſo / Die Rahab wird ſtill dazu ſi­tzen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rahab

Iſt Egyp­ten/vnd hei­ſſet ſtoltz.

 

 

Vertrauen auf falsche Prophetie

 

SO gehe nu hin / vnd ſchreibs jnen fur / auff eine Tafel / vnd zeichens in ein Buch / das es bleibe fur vnd fur ewiglich. 9Denn es iſt ein vn­ge­hor­ſam volck vnd verlogene Kinder / die nicht hören wollen des HER­RN Ge­ſetz. 10Son­dern ſa­gen zu den Sehern / Ir ſolt nichts ſe­hen / vnd zu den Schawern / Ir ſolt vns nicht ſchaw­en die rechte lere. Prediget vns aber ſanffte / ſchaw­et vns teuſcherey. 11Weichet vom wege / machet euch von der ban / La­ſſet den Heiligen Iſ­ra­el auffhören bey vns.

 

12DARumb ſpricht der Heilige Iſ­ra­el al­ſo / Weil jr dis wort verwerffet / vnd verlaſſt euch auff freuel vnd mutwillen / vnd trotzet darauff. 13So ſol euch ſolche vntugent ſein / wie ein Riſs / an einer hohen Mauren / wenn es beginnet zu rieſeln / die plötzlich vn­uer­ſe­hens einfellet vnd zuſchmettert. 14Als / wenn ein Töpffen zuſchmettert würde / das man zuſtöſſet vnd ſein nicht ſchonet / al­ſo / das man von ſei­nen ſtücken nicht eine Scherbe findet / darin man Fewer hole vom herde / oder wa­ſſer ſchepffe aus einem brun.

 

15DEnn ſo ſpricht der HErr HERR / der Heilige in Iſ­ra­el / Wenn jr ſtille blie­bet / ſo würde euch geholffen / Durch ſtille ſein vnd hoffen würdet jr ſtarck ſein. Aber jr wolt mich / 16vnd ſprechet / Nein / ſon­dern auff Roſſen wollen wir fliehen (Da­r­umb wer­det jr flüchtig ſein) vnd auff Leuffern wollen wir reiten (Dar­umb wer­den euch ew­er Verfolger vbereilen) 17Denn ew­er Tauſent wer­den fliehen / fur eines einigen ſchelten / Ja fur Fünffen wer­det jr Alle fliehen / Bis das jr vberbleibet / wie ein Maſtbaum oben auff eim Berge / vnd wie ein Panir oben auff eim Hügel.

 

 

 

(Stille)

Das iſt / Lei­den / ge­dult vnd har­ren etc.

 

 

 

 

[17b | 18a]

 

 

Jeſáiá․     C. XXX.

XVIII.

 

 

 

Got­tes Erbarmen

 

DARumb harret der HERR / das er euch gnedig ſey / vnd hat ſich auffgemacht / das er ſich ewr erbarme / Denn der HERR iſt ein Gott des gerichts / Wol allen die ſein harren. 19Denn das volck Zion wird zu Je­ru­ſa­lem wonen / Du wirſt nicht weinen / Er wird dir gnedig ſein wenn du ruffeſt / Er wird dir antworten / ſo bald ers höret. 20Vnd der HErr wird euch in trübſal Brot / vnd in engſten wa­ſſer geben. Denn er wird deinen Lerer nicht mehr la­ſſen wegfliegen / Son­dern deine augen wer­den deinen Lerer ſe­hen / 21vnd deine ohren wer­den hören das wort hinder dir ſa­gen al­ſo her / Dis iſt der weg / den ſel­bi­gen ge­het / ſonſt weder zur rechten noch zur Lincken.

 

 

 

 

(Ge­richts)

Nicht des wü­tens oder grim­mes / ſon­dern ſtraf­fe mit ma­ſſen / vnd thut jm nicht zu viel / wie die Rach­gi­ri­gen pfle­gen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

a

Gebe­ſſert / ſawr ge­tem­pe­rirt mit ſüſ­ſem.

22VND jr wer­det entweihen ew­re vberſilberten Götzen / vnd die güldene Kleider ew­er Bilder / vnd wer­det ſie wegwerffen / wie ein vnflat / vnd zu jnen ſa­gen / Hinaus. 23So wird er deinem Samen / den du auff den acker geſeet haſt Regen geben / vnd Brot von des ackers einkomen / vnd desſelbigen volle genüge. Vnd dein Vihe wird ſich zu der zeit weiden in einer weiten Awe / 24die Ochſen vnd Füllen / ſo den acker bawen / wer­den a gemenget Futter eſſen / welchs geworffelt iſt mit der worffſchauffel vnd wanne. 25Vnd es wer­den auff allen gro­ſſen Bergen vnd auff allen gro­ſſen Hügeln zurteilete Waſſerſtröme gehen / zur zeit der gro­ſſen Schlacht wenn die Thürme fallen wer­den. 26Vnd des Mons ſchein wird ſein wie der Sonnen ſchein / vnd der Sonnen ſchein wird ſiebenmal hel­ler ſein denn jtzt / Zu der zeit / wenn der HERR den ſchaden ſei­nes Volcks verbinden / vnd ſei­ne Wunden heilen wird.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Thürme ſind die gro­ſſen Ty­ran­nen vnd Ge­wal­ti­gen.

 

 

 

Ge­richt über Assyrien

 

SIhe des HER­RN Name kompt von ferne / ſein Zorn brennet / vnd iſt ſeer ſchweer / Seine Lippen ſind vol grimmes / vnd ſei­ne Zunge wie ein verzerend fewr / 28vnd ſein Odem wie ein Waſſerflut / die bis an den Hals reichet / zuſtrewen die Hei­den bis ſie zunicht wer­den / vnd die Völcker mit eim zaum in jren backen hin vnd her treibe. 29Da wer­det jr ſingen / wie zu nacht eines heiligen Fe­ſtes / vnd euch von her­tzen frewen / als wenn man mit der Pfeiffen ge­het zum Berge des HER­RN zum Hort Iſ­ra­el.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(Grube)

Ebraice To­pheth / de quo Jere. 7 et. Jere. 19. la­tius.

→*1)

30VND der HERR wird ſei­ne herrliche Stimme ſchallen la­ſſen / Das man ſe­he ſei­nen ausgereckten Arm / mit zornigem drewen / vnd mit flammen des verzerenden fewrs / mit ſtralen / mit ſtar­ckem regen / vnd mit hagel. 31Denn Aſſur wird erſchrecken fur der ſtim­me des HER­RN / der jn mit der Ru­ten ſchlegt / 32Denn es wird die Rute gantz durch­drin­gen / vnd wol treffen / wenn ſie der HERR vber jn füren wird / mit paucken vnd harffen / vnd al­lent­hal­ben wi­der ſie ſtreiten. 33Denn die Gru­be iſt von geſtern her zugericht / ja die ſelbige iſt auch dem Könige bereit / tieff vnd weit gnug / So iſt die wonunge drinnen / fewr vnd holtz die menge / Der odem des HER­RN wird ſie an­zün­den / wie ein ſchwefelſtrom.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das laut von der hel­le vnd ewi­gem Fewr.

 

 

 

 

1) (Grube) lat.: Ebraice To­pheth / de quo Jere. 7 et. Jere. 19. la­tius.

dt.:» (Grube[meint:]) das Hebräische תֹפֶת (topət), wie auch in Jer 7 und Jer 19 in Lateinisch [benutzt].«

Luther erklärt, dass das Wort Thofeth, das in den lateinischen Bibelausgaben an dieser Stelle steht wie auch in Jer 7,31.32 und Jer 19,6.11.13.14, auf das hebräische Wort תֹפֶת zurückgeht, was er nun als »Tophet« wiedergibt und mit »Grube« übersetzt.

Tatsächlich ist das Wort schwierig und seine Bedeutung umstritten, weshalb sich wohl bereits die Kirchenväter vor einer Übersetzung scheuten und nur die Transkription Thofeth in ihre Übersetzungen übernahmen, nicht zuletzt, weil es sich offensichtlich um eine Ortsangabe handelt.

In Jes 30,33 findet sich die Schreibweise תָּפְתֶ֔ה (topəh). Das angehängte »h« (ה) wirft Fra­gen auf. Es kann Audruck der Namensgebung oder ein Fragepartikel sein.

Vermutlich ist das hebräische Wort ein Lehnwort aus dem Aramäischen, das »Feuerstelle«, »Brandstelle« meint (so auch Steurer, Interlinearübersetzung). Gemäß etlicher Forscher soll es eine Ortsangabe bedeuten, einen Ort im Tal Ge-Hinnom bei Jerusalem benennen, den Sitz des Molochdienstes (Gesenius).

Beides zusammen macht Sinn: Offensichtlich trug diesen Namen die Stätte im Tal Ge-Hinnom, an der die Kanaaniter rituelle Kinderopfer durch Verbrennen ausgeführt hatten (vor 600 v. Chr.), ihren Opferriten folgend, die Menschenopfer forderten (Molochdienst). Zu denken ist also an eine Art heilige Grube in der Bedeutung eines Altars, die so gebaut war, dass ein großes Feuer darin entzündet wer­den konnte, durch das die Opfer vermutlich versuchen mussten, hindurch zulaufen oder hindurch getrieben wurden: Man ließ sie durch das Feuer gehen (2Kon 23,10).

So ist Luthers Übersetzung 1545 viel zu schwach, erst der Kontext führt in die richtige Richtung. Die Lutherbibel 2017 schreibt »Feuergrube«, noch stärker wäre die folgende Übersetzung des hebräischen Textes:

»Die alte Brandopferstätte des Molochdienstes ist noch immer bereit. Sie ist auch für den König geeignet. Sie ist tief und breit mit Holz ausgelegt. Jede Menge Holzscheite sind [zusätzlich] vorhanden.«

Oder als Frage formuliert:

»Ist nicht die alte Brandopferstätte des Molochdienstes noch immer bereit? Sie ist auch für den König geeignet. Sie ist tief und breit mit Holz ausgelegt. Jede Menge Holzscheite sind [zusätzlich] vorhanden.«

 

 

 
 

 

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Der Bibeltext im evangelischen Kirchenjahr

In den Kirchenjahren ab 1978/1979 bis 2017/2018

LESUNG AUS DEM ALTEN TESTAMENT UND PREDIGTTEXT

KALENDARISCHER JAHRESWECHSEL

→Altjahrsabend

Silvesternacht · 31. Dezember

→Jes 30,(8-14)15-17

AT
III

MARGINALTEXT

KALENDARISCHER JAHRESWECHSEL

→Neujahrstag

1. Januar

→Jes 30,18-22

M

 
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