Die jüdische Zeitrechnung

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Das jüdische Datum
in den Kalenderblättern

 

 

Das heutige Datum in jüdischer Notation

Westliches Datum

Dienstag
16. April 2024

🕎 Jüdisches Datum

יום שני ג' אייר ה'תפ"ה
Jom Scheni, 3. Ijar AM 5485

 

1. Die jüdische Zeitrechnung

Jüdische Zeitrechnung

 

In un­se­ren Ka­len­der­blät­tern des Ewi­gen Ka­len­ders fin­det sich in der Info-Box »Das Da­tum in ver­schie­de­nen Zeit­rech­nun­gen« ei­ne Um­wand­lung des an­ge­zeig­ten Da­tums in die jü­di­sche Zeit­rech­nung. Grund­la­ge da­für ist der jü­di­sche Ka­len­der.

Wir er­klä­ren hier, wie die ein­zel­nen An­ga­ben zu le­sen und zu in­ter­pre­tie­ren sind.

 

2. Die jüdische Kalender-Ära

 

2.1 Zählung AM (Annus Mundi) oder W.Ä. (Welt-Ära)

In der jüdischen Zeitrechnung geschieht die Zählung der Jahre »AM«, das ist die Ab­kür­zung für den lateinischen Begriff Annus Mundi. ( Jahr der Welt, bzw. Weltjahr) und meint hier die jüdische Weltära.

Manchmal liest man auch die deutsche Abkürzung »W.Ä.«, was für Welt-Ära steht.

Zu­grun­de la­gen bei der Ermittlung dieser Welt-Ära Zeit­an­ga­ben aus bib­li­schen Be­rich­ten seit den Ta­gen der Schöp­fung, wie bei­spiels­wei­se Le­bens­da­ten von Per­so­nen oder Re­gie­rungs­jah­re von Rich­tern und Kö­ni­gen im al­ten Is­ra­el.

 

2.2 Der Beginn der Welt-Ära

Das Jahr beginnt im jüdischen bürgerlichen Kalender am 1. Tischri. »Tischri« ist der Na­me des ersten Monats. Den Beginn des ersten Kalenderjahres, den 1. Tischri 1 AM, leg­ten jü­di­sche Ka­len­der­wis­sen­schaft­ler so fest, dass der 1. Tischri 1 AM ...

  • ... im julinaischen Kalender Sonntag, dem 6. Ok­to­ber 3761 v. Chr, 23:11:20 Uhr entspricht.
  • ... im gre­go­ri­a­ni­schen Kalender Freitag, dem 6. September 3761 v. Chr, 23:11:20 entspricht.

In beiden Fällen liegt der Großteil des 1. Tischri (mehr als 23 Stunden) auf dem ju­li­a­ni­schen bzw. gre­go­ri­a­ni­schen Folgetag: auf Montag, den 7. Oktober (julianisch) bzw. auf Sams­tag, den 7. September (gregorianisch).

Unser Kalender weist daher für den 7. Oktober 3761 v. Chr. (julianisch) den Tag 1 der AM-Ära aus: 1. Tishri AM 1, und für den 6. Oktober 3761 v. Chr. den Vorabend des 1. Tischri 1 AM.

Doch es gibt unterschiedliche Betrachtungen der Welt-Ära. Auf wel­ches bib­li­sche Er­eig­nis stützt sich der ers­te Ka­len­der­tag? Wel­che ka­len­der­wis­sen­schaft­li­chen und re­li­gi­ö­sen As­pek­te be­fin­den sich da­hin­ter?

 

2.3 Der Beginn des Kalenders mit dem »Tag der Weltschöpfung«

Der 1. Tischri wird oft als »Tag der Weltschöpfung« verstanden. Formal ist der erste Tag des Jahres 1 AM, der Beginn des Kalenders, der erste voll­stän­di­ge Tag, der nach bib­li­scher Chro­no­lo­gie ge­zählt wer­den konnte.

Biblisch betrachtet ist es der zweite Schöpfungstag.

Der erste Schöpfungstag

Der biblische Bericht beginnt am →ersten Schöpfungstag. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch kei­ner­lei Indikatoren bzw. verlässliche Pa­ra­me­ter für ei­ne Zeit­mes­sung und kei­ne Ta­ges­ein­tei­lung. Die Er­de war noch wüst und leer, und alles lag in stän­di­ger Fins­ter­nis. Die Län­ge die­ser dunk­len Pe­ri­o­de ist un­be­kannt.

Doch ein kalendarischer Tag setzt sich im 24-Stun­den-Rhyth­mus zu­sam­men aus Nacht (er be­ginnt im jü­di­schen Ka­len­der mit Ein­bruch der Nacht) und Tag (er en­det nach Son­nen­un­terg­ang). Da­her kann der ers­te Schöp­fungs­tag ka­len­da­risch nicht er­fasst wer­den. Sei­ne Län­ge ist nicht mess­bar und un­be­kannt.

Da schuf Gott laut Schöpfungsbericht zunächst das Licht. Von da an konn­te zwi­schen Tag (Licht) und Nacht (Fins­ter­nis) un­ter­schie­den wer­den. Die­ser ers­te Schöp­fungs­tag en­de­te nach Son­nen­un­ter­gang.

Erst mit Einbruch der Nacht, nach dem Ta­ges­licht des ers­ten Schöp­fungs­tags, be­gann der er­ste, durch den Wech­sel von Licht und Fins­ter­nis meß­ba­re, vier­und­zwan­zig­stün­di­ge Tag, der ka­len­da­risch no­tiert wer­den konn­te. In der Bi­bel ist dies der zwei­te Schöp­fungs­tag. Im ju­li­a­ni­schen Ka­len­der ist dies der 6. Ok­to­ber 3761 v. Chr.

Der größte des Teil des 6. Oktober 3761 v. Chr, die Zeit vor 23:11:20 Uhr, ge­hört zur Ewig­keit der dunk­len, zeit­lo­sen Pe­ri­o­de, an de­ren En­de Gott das Licht (und da­mit die Zeit) schuf.

Dieser erste Kalendertag endete 24 Stunden spä­ter, am 7. Ok­to­ber 3761 v. Chr (ju­li­a­nisch) nach Son­nen­un­ter­gang.

Der zweite Tag der Schöpfungswoche

Der ju­li­a­ni­sche 7. Ok­to­ber ist ein Mon­tag, wie es dem bib­li­schen Schöp­fungs­be­richt ent­spricht. Es ist der zwei­te Schöp­fungs­tag.

Die jüdische Tagesbezeichnung drückt es sehr ge­nau aus. Der Mon­tag wird im He­brä­i­schen als Jom Sche­ni, »zwei­ter Tag« [der Wo­che] be­zeich­net. Am sechs­ten Tag, ei­nem Frei­tag (Jom Schi­schi), wur­den die Men­schen ge­schaf­fen, und am sieb­ten Tag, ei­nem Sams­tag, dem jü­di­schen Sab­bat, ruh­te Gott von sei­ner Ar­beit.

Der erste »Tag des Ruhens«, der erste Sab­bat im Ka­len­der, be­gann am 11. Ok­to­ber 3761 v. Chr. und en­de­te am 12. Ok­to­ber 3761 v. Chr nach Son­nen­un­ter­gang. Die ers­te Ka­len­der­woche im jü­di­schen Ka­len­der war da­mit voll­en­det, in der die ge­sam­te Schöp­fung ab­lief.

Ein Kalender der biblischen Erdgeschichte

Der 1. Tischri wird als »Tag der Weltschöpfung« verstanden. Die Welt, die nun noch be­wohn­bar gemacht und mit Leben besiedelt wer­den musste, war geschaffen, nachdem am ers­ten Schöp­fungs­tag erstmals die Sonne untergegangen war.

So betrachtet wäre der jüdische AM-Kalender als Kalender der (biblischen) Erdgeschichte ent­wi­ckelt wor­den. Kalenderwissenschaftlich bildet er alle kalendarisch erfassbaren Ta­ge vom An­be­ginn der Welt bis heute ab.

Bedenkenswert

Die obige Darstellung wirkt auf den ersten Blick schlüssig, doch zu Bedenken ist: Die Be­rech­nun­gen und Umrechnungen für Kalender beruhen auf Formeln, die erst lange nach der Zeit­wen­de ent­wickelt wurden.

Proleptische Berechnungen (rückwärtige Anwendung der For­meln) schleppen deren Feh­ler­haf­tig­keit mit in die Vergangenheit (z. B. die Ab­wei­chung zum Son­nen­jahr), wo­bei die Feh­ler zu­neh­men, je weiter ein Datum zu­rück­liegt.

 

2.4 Der Beginn des Kalenders mit dem »Tag der Erschaffung Adams«

In späterer Zeit wiesen jüdische Gelehrte dem 1. Tischri inhaltlich eine andere Bedeutung zu: Die Erschaffung Adams.

»Adam« ist das hebräische Wort für »Mensch«. Der 1. Tischri 1 AM ist nach dieser In­ter­pre­ta­ti­on der Tag, an dem der Mensch geschaffen wurde, was alle Menschen, die Mensch­heit an sich, einschließt.

Derselbe Tag umfasst in dieser jüdischen Lehre die Zeit im Paradies, das Vergehen der Men­schen durch den Genuß der Früchte vom Baum der Erkenntnis, die Verurteilung und die Be­stra­fung der Menschen mit Arbeitsmühen und Sterblichkeit, sowie die Vertreibung aus dem Pa­ra­dies. →*1)

Ein Tag des Ge­richts

Damit bekommt der 1. Tischri im Kalender einen weiteren religiös bedeutsamen Inhalt: Es ist nicht nur der Tag der Erschaffung Adams, des Menschen, sondern es ist zugleich der Tag des ersten Ge­richts, an dem eine erste Unterscheidung zwischen Sündern und Gottesfürchtigen stattfindet.

Menschen, die nicht gesündigt haben, wer­den nach dieser Lehre ins Buch des Lebens ein­ge­schrie­ben. Menschen, die stark gesündigt haben, wer­den ins Buch des Todes ein­ge­schrie­ben. Menschen, bei denen noch unklar ist, was überwiegt, bekommen Zeit für Reue und Um­kehr in den »zehn Tagen der Umkehr« (»die schrecklichen Tage«, Jamim Noraim) und wer­den am Jom Kippur (am 10. Tischri) beurteilt und gerichtet.

Der sechste Schöpfungstag

Der 1. Tischri ist danach der sechste Schöpfungstag. Das Gedenken schließt den folgenden Tag des Ruhen Got­tes , den Sabbat, mit ein (zweitägige Feierlichkeit am 1. und 2. Tischri).

Diese Lehre legt folglich den Beginn der Schöpfung fünf Tage vor dem 1. Tischri fest, auf den 25. Elul (zwölfter Monat). An diesem Tag sprach Gott die Worte »Es wer­de Licht!«.

Doch es gibt im Kalender keine Tage vor dem 1. Tischri 1 AM.

Um diese Diskrepanz auf­zu­lö­sen, verschieben manche Erklärungen den Tag der Er­schaf­fung Adams ka­len­da­risch um ein Kalenderjahr. Die Schöpfung der Welt begann da­nach am 25. Elul 1 AM, die Er­schaf­fung Adams fand statt am 1. Tischri 2 AM. Die Zeit ab dem 1. Tischri 1 AM bis zum 24. Elul 1 AM markiert die lange Periode der Finsternis.

Ein Kalender der Menschheitsgeschichte

Der 1. Tischri wird daher oft als »Tag der Erschaffung Adams« (Adam im Sinne von »Mensch«) begangen.

So betrachtet, wäre der jüdische Kalender als Kalender der (biblischen) Mensch­heits­ge­schich­te entwickelt wor­den. Es ist ein Kalender, der die Beziehung Got­tes zu den Menschen verzeichnet. Kalendarisch blendet er die Zeit vor dem (biblischen) ersten Menschen aus.

 

Anmerkung:

1 Sie dazu: →Aaron Demsky, Warum das jüdische Jahr an vier verschiedenen Tagen beginnt, Artikel vom 6.9.2007 in: Jüdische Allgemeine

 

 

3. Die Gültigkeit des jüdischen Kalenders

Daten vor dem 1. Tishri 1 gibt es im jüdischen Kalender nicht. Für julianische Daten vor dem 6. Oktober 3761 v. Chr. gibt es keine Entsprechungen mehr in der jü­di­schen Zeit­rech­nung. Unser Kalenderblätter weisen dann eine Unterschreitung des Gül­tig­keits­be­reichs aus.

Aus technischen Gründen endet die jüdische Zeitrechnung in unseren Kalenderblättern der­zeit am 25. Dezember 6239 n. Chr. Das ist der Tag Jom Revi'i (Mittwoch), der 29. Elul AM 9999. Unsere Kalenderblätter zeigen nach diesem Datum eine Überschreitung des Gül­tig­keits­be­reichs an.

 

4. Das Jahr im jüdischen Kalender

Der Jahreswechsel für das Zählen der Jahre findet im jüdischen Kalender zwischen dem 29. Elul (zwölfter Monat) und dem 1. Tischri (erster Monat) statt.

Allerdings kennt das jüdische Jahr vier Jahresanfänge. →*1)

  • 1. Tischri (erster Monat): Der Jahreswechsel für das Zählen der Jahre am 1. Tischri wurde wohl erst nach 70 n. Chr. mit der Entstehung der Mischna (bis 220 n. Chr.) verbindlich. Er wurde schließlich verwendet, um proleptisch (rückwärts) das Datum der Schöpfung und somit den Beginn der jüdischen Weltära zu ermitteln (1. Tischri 1 AM).
  • 15. Schwat (fünfter Monat): Noch heute ist im Kalender das »Neujahrsfest der Bäume« am 15. Schwat zu finden. Der Termin lag ursprünglich auf dem 1. Schwat.
  • 1. Nissan (siebter Monat): In historischer Zeit begann das Jahr am 1. Nissan (als erstem Monat). Nach diesem »Jahresanfang der Könige« zählten die Könige Israels ihre Regierungsjahre, womit er für den bürgerlichen Kalender verbindlich war. Diese Zählung ist im Alten Testament berücksichtigt. Dort ist der Monat Tischri der siebte Monat, nicht der erste.
    Daher wird diese Zählung heute »religiös« genannt, während die neue »bürger­liche« Zählung den 1. Tischri als Jahresanfang nutzt.
  • 1. Elul (zwölfter Monat): Ursprünglich galt der 1. Elul als »Neujahr des Zehnten vom Vieh«. Dieser Neujahrstag wurde aber später auf den 1. Tischri verlegt, so dass der 1. Tischri nun beide Feste vereinigte. Doch der 1. Tischri besaß als »Tag der Schöpfung der Welt« oder auch als »Tag der Erschaffung des Menschen« soviel Gewicht, dass er die Bedeutung als »Neujahrstag des Zehnten vom Vieh« in den Hintergrund drängte.

Unser Kalender verwendet nach der heutigen jüdischen Tradition für das Zählen der Jahre durch­ge­hend den 1. Tischri als Neu­jahrs­tag für den Jahreswechsel.

 

Anmerkung:

1 Sie dazu: →Aaron Demsky, Warum das jüdische Jahr an vier verschiedenen Tagen beginnt, Artikel vom 6.9.2007 in: Jüdische Allgemeine

 

 

5. Der Tag und die Tagesgrenze

Der Tag beginnt im jüdischen Kalender nicht um Mitternacht, sondern nach Son­nen­un­ter­gang bzw. mit Einbruch der Nacht. Heute ist dafür im bürgerlichern Ka­len­der 18 Uhr fest­ge­legt, um eine ortsunabhängige Verbindlichkeit zu gewährleisten.

In historischen Zeiten endete ein Tag nach Son­nen­un­ter­gang und nach der Däm­me­rungs­zeit, also mit Einbruch der Nacht.

Das war die billigste Uhr, nach der einigermaßen verlässlich der Beginn eines neuen Tages be­stimmt wer­den konnte, und die zugleich allen Bewohnern Israels verfügbar war: der Blick in den Himmel.

Während der Son­nen­un­ter­gang nicht überall gleich gut beobachtbar war und seine Sicht­bar­keit beispielsweise von Geländehöhen und Bebauungen abhing, war der Einbruch der Nacht für je­der­mann erkennbar. Doch wann ist es so dunkel, dass von Nacht ge­spro­chen wer­den kann?

Die Nacht brach an, wenn in der späten Abenddämmerung das erste Funklen von Sternen am Him­mel zu sehen war.

Diese Art der Zeitmessung hatte sich jedoch aus mehreren Gründen als unpraktisch er­wie­sen und wurde in späteren Zeiten durch eine feste Uhrzeit ersetzt.

Im re­li­gi­ö­sen Ka­len­der rich­ten sich die Tagesgrenze und Festtagsgrenzen nach wie vor an den Er­eig­nis­sen »Son­nen­un­ter­gang«, »Ein­bruch der Nacht« und »Er­schei­nen der Ster­ne« aus.

  • Das Sym­bol 🌇 in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern be­deu­tet: »Be­ginnt nach Son­nen­un­ter­gang«. Der Tag en­det 24 Stun­den spä­ter nach Son­nen­un­ter­gang bzw. vor Ein­bruch der Nacht.
  • Das Sym­bol 🌇 be­deu­tet: »En­det nach Son­nen­un­ter­gang«.
  • Das Sym­bol 🌃 be­deutet: »En­det nach Son­nen­un­ter­gang, wenn die Ster­ne sicht­bar wer­den« (völ­li­ge Dun­kel­heit, Ein­bruch der Nacht, Sicht­bar­keit der Ster­ne).

Wer ge­nau­e Uhr­zei­ten er­mit­teln möch­te, be­nö­tigt In­for­ma­ti­o­nen über die Zeit­punk­te des Son­nen­auf­gangs und des Son­nen­un­ter­gangs, über die Län­ge der Däm­me­rungs­zeit und über den Zeit­punkt des Be­ginns der Nacht. Die Er­schwer­nis da­bei ist es, dass die Zei­ten nicht nur vom Tag im Jahr ab­hän­gen, son­dern auch vom Ort, an dem man sich be­fin­det.

Son­nen­un­ter­gang 🌇

Son­nen­un­ter­gang ist der Mo­ment, in dem die Son­nen­schei­be ge­ra­de voll­stän­dig un­ter dem Ho­ri­zont ver­sun­ken ist.

Die For­mu­lie­run­gen »mit Son­nen­un­ter­gang« oder »nach Son­nen­un­ter­gang« be­zeich­nen da­her den sel­ben Zeit­punkt. Die Er­schwer­nis da­bei ist es: Die­ser Zeit­punkt kann durch Be­o­bach­tung nur am oder auf dem Meer er­mit­telt wer­den, bes­ten­falls noch im Flach­land.

Dämmerung und Einbruch der Nacht 🌃

Nach Son­nen­un­ter­gang ist es im­mer noch hell. Die Däm­me­rung be­ginnt. Wie lan­ge sie dau­ert, hängt wie­der vom Tag im Jahr und vom Ort des Be­o­bach­ters ab.

Es gibt in der jü­di­schen Li­te­ra­tur im­mer wie­der den Hin­weis auf das Er­schei­nen der Ster­ne. Dann erst be­ginnt die Nacht.

Sonnenaufgang 🌅

Ähnliches gilt für den Son­nen­auf­gang, Es ist der Zeit­punkt nach der Mor­gen­däm­me­rung, wenn ein ers­tes Stück der Son­nen­schei­be über dem Ho­ri­zont sicht­bar wird.

Eine ka­len­da­ri­sche An­ga­be, die »vor Son­nen­auf­gang« for­mu­liert, be­zieht die Däm­me­rungs­zeit mit ein.

Abweichende Betrachtungen

Ein re­gu­lä­rer, re­li­gi­ös be­stim­mter jü­di­scher Tag be­ginnt mit (bzw. nach) Son­nen­un­ter­gang, mit der Abend­däm­me­rung, und en­det mit Son­nen­un­ter­gang. Die Ta­ges­gren­ze ist der Zeit­punkt, an dem die Son­nen­schei­be ge­ra­de un­ter dem Ho­ri­zont ver­schwin­det.

Aber es gibt Ab­wei­chun­gen in der Be­stim­mung des Zeit­punk­tes. Zu his­to­ri­schen Zei­ten mein­te Son­nen­un­ter­gang das ver­schwin­den des Lichts, also den Ein­bruch der Nacht nach der Däm­me­rung (siehe die →Schöp­fungs­ge­schich­te). Die Ta­ges­gren­ze war durch das Er­schei­nen der Ster­ne be­stimmt.

Heu­te ist die Ver­mi­schung der Be­trach­tungs­wei­sen in der Fas­ten­re­gel für den 9. Aw zu se­hen. Es ist ein 25-Stun­den-Fas­ten, das mit (nach) Son­nen­un­ter­gang be­ginnt, dann al­ler­dings nicht mit Son­nen­un­ter­gang en­det, son­dern erst mit »Er­schei­nen der Ster­ne«. Die Däm­me­rungs­zeit wird da­bei mit ei­ner Stun­de an­ge­nom­men, so dass nach der Ta­ges­gren­ze, die nach Son­nen­un­ter­gang be­mes­sen wird, das Fas­ten um ei­ne wei­te­re Stun­de in den 10. Aw hi­n­ein­reicht.

 

6. Der Vorabend und der jüdische Tag

Ein jü­di­sches Ta­ges­da­tum fällt immer auf zwei Ta­ge in un­se­rem (gre­go­ri­a­ni­schen) Ka­len­der, in dem die Ta­ges­gren­ze Mit­ter­nacht ist.

Der klei­ne­re Teil des jü­di­schen Ta­ges, zwi­schen 18:00 Uhr (bzw. nach Son­nen­un­ter­gang) und Mit­ter­nacht, der auf den ers­ten gre­go­ri­a­ni­schen Tag fällt, wird im gre­go­ri­a­ni­schen (oder ju­li­a­nischen) Ka­len­der Vor­abend ge­nannt, he­brä­isch: Erew (ערב).

Der Be­griff »Vor­abend« be­zieht sich nur auf das gre­go­ri­a­ni­sche Da­tum, nicht auf den jü­di­schen Tag. Er wird ins­be­son­de­re dann ver­wen­det, wenn für ein Fest be­reits zu Be­ginn des jü­di­schen Ta­ges (nach Son­nen­un­ter­gang) be­son­de­re Ab­läu­fe oder be­son­de­re Fest­vor­schrif­ten gel­ten, und das Fest da­her ein­deu­tig im gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­der ta­ges­über­grei­fend ab­zu­bil­den ist.

Der grö­ße­re Teil des jü­di­schen Ta­ges, zwi­schen Mit­ter­nacht und Son­nen­un­ter­gang, fällt auf den zwei­ten gre­go­ri­a­ni­schen Ka­len­der­tag und wird in al­ler Re­gel mit ihm gleich­ge­setzt. Aller­dings en­det er be­reits mit Son­nen­un­ter­gang (bzw. mit Ein­bruch der Nacht oder um 18:00 Uhr), was ins­be­son­de­re re­li­gi­ö­ses Brauch­tum an die­sem Tag be­trifft.

 

7. Das Datum in hebräischer Schreibweise

 

7.1 Das Datum in den Kalenderblättern

In der In­fo­box der Ka­len­der­blät­ter des Ewi­gen Ka­len­ders ge­ben wir das Da­tum in der ers­ten Zei­le in he­brä­i­scher Schrift an. In der fol­gen­den Zei­le fin­det sich dann die tran­s­k­ri­bier­te Form in deut­scher Spra­che.

 

Am Beispiel des 9. April 2020 soll ge­zeigt wer­den,
wie das jü­di­sche Da­tum zu le­sen ist.

Die Info-Box der ver­schie­de­nen Zeit­rech­nun­gen zum 9. April 2020:

Gregorianische Zeitrechnung

Donnerstag, 9. April 2020

Julianische Zeitrechnung

Donnerstag, 27. März 2020

Mittelalterliche Bezeichnung

FERIA QUINTA Ⅸ. APRILIS
AD ⅯⅯⅩⅩ

Calendarium Romanum

ANTE DIEM V. IDVS APRI­LES
ⅯⅯⅮⅭⅭⅬⅩⅩⅩⅢ A.V.C.

🕎 Jüdische Zeitrechnung

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ
Jom Chamischi, 15. Nissan AM 5780
פֶּסַח
Pessach

 

Leserichtung: Die Textzeile mit den he­brä­i­schen Schrift­zei­chen ist von rechts nach links zu le­sen.

 

Unser Beispiel:

Der 9. April 2020 ent­spricht in der jü­di­schen Zeit­rech­nung dem Tag

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ

(von rechts nach links zu lesen)

 

In der für uns les­ba­ren Form lau­tet es:

Donnerstag (oder Jom Chamischi), 15. Nissan 5780 AM

 

Das jü­di­sche Da­tum wird in den fol­gen­den Ab­schnit­ten schritt­wei­se er­läu­tert.

 

7.2 Der Wochentag

Mit Ausnahme des Sa­bbat (hebr.: שבת) be­zeich­nen die bei­den ers­ten Wör­ter den Wo­chen­tag, wo­bei dies im He­brä­ischen ei­ne durch­gän­gi­ge Zäh­lung dar­stellt und nicht wie bei uns ech­te Na­men sind.

Das ers­te Wort, יום, liest sich »Jom« und be­deu­tet »Tag«, das zwei­te Wort ist eine Ordi­nal­zahl aus der Reihe 1 bis 6 (ers­ter bis sechs­ter).

 

Hebräisch

Transkription

Wörtlich

Entsprechung

יום ראשון Jom Rischon erster Tag Sonntag
יום שני Jom Scheni zweiter Tag Montag
יום שלישי Jom Schlischi dritter Tag Dienstag
יום רביעי Jom Revi'i vierter Tag Mittwoch
יום חמישי Jom Chamischi fünfter Tag Donnerstag
יום שישי Jom Schischi sechster Tag Freitag
שבת

Sabbat
Schabbat
Schabath

Ruhetag Samstag

 

Unser Beispiel:

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ

(von rechts nach links zu lesen)

 

Der 9. April 2020 ist ein יום חמישי (Jom Chamischi) , der fünf­te Tag der jü­di­schen Wo­che, ein Don­ners­tag in un­se­rem Ka­len­der.

 

7.3 Die Tageszahl

Es folgt ein Wort, das die fort­lau­fen­de Num­mer des Ta­ges im jü­di­schen Mo­nat re­prä­sen­tiert (im Be­reich 1 bis 30).

Die hebräische Schrift kennt kei­ne spe­zi­el­len Zah­len­zei­chen. Zah­len wer­den aus den Buch­sta­ben des he­brä­i­schen Alpha­bets, des Aleph-Beis, zu­sam­men­ge­setzt, wo­bei je­der Buch­sta­be ei­nen Zah­len­wert be­deu­tet. Die An­ein­an­der­rei­hung von Buch­sta­ben er­gibt in der Wer­tig­keit von rechts nach links ad­diert die Ge­samt­zahl.

Ggf. ist ein Trenn­zei­chen →*1) in den Aus­druck für die Ta­ges­zahl ein­ge­fügt.

 

Hebräisch

Erklärung

Zahl

א Aleph,
1. Buchstabe
1
ב Beth,
2. Buchstabe
2
ג Gimel,
3. Buchstabe
3
ד Dalet,
4. Buchstabe
4
ה He,
5. Buchstabe
5
ו Waw,
6. Buchstabe
6
ז Zajin,
7. Buchstabe
7
ח Chet,
8. Buchstabe
8
ט Tet
9. Buchstabe
9
י Jod
10. Buchstabe
10
יא Jod + Aleph
10. + 1.
11
יב Jod + Beth
10. + 2.
12
יג Jod + Gimel
10. + 3.
13
יד Jod + Dalet
10. + 4.
14
טו Tet + Waw
9 + 6 →*2)
15

    

Hebräisch

Erklärung

Zahl

טז Tet + Zajin
9. + 7. →*3)
16
יז Jod + Zajin
10. + 7.
17
יח Jod + Chet
10. + 8.
18
יט Jod + Tet
10. + 9.
19
כ Kaph
11. Buchstabe
20
כא Kaph + Aleph
11. + 1.
21
כב Kaph + Beth
11. + 2.
22
כג Kaph + Gimel
11. + 3.
23
כד Kaph + Daleth
11. + 4.
24
כה Kaph + He
11. + 5.
25
כו Kaph + Waw
11. + 6.
26
כז Kaph + Zajin,
11. + 7.
27
כח Kaph + Chet
11. + 8.
28
כט Kaph + Tet
11. + 9.
29
ל Lamed
12. Buchstabe
30
 

Anmerkungen:

1 Bei zwei­stel­li­gen Zah­len­wer­ten kann als Tren­ner zwi­schen Zeh­ner­stel­le und Ei­ner­stel­le die Zei­chen­fol­ge »"« er­schei­nen, um im Flies­text die Er­kenn­bar­keit und die Les­bar­keit der Wer­te als Zahl zu er­leich­tern. Un­se­re Ta­bel­le zeigt die Grund­form der Zah­len und lässt die­ses Trenn­zei­chen da­her aus.

Un­ser Ka­len­der ist so ein­ge­stellt, dass er he­brä­i­sche Zah­len mit Trenn­zei­chen an­zeigt.

2 Die Zahl 15 wird aus 9 + 6 zu­sam­men­ge­setzt. Die ei­gent­li­che Zu­sam­men­set­zung 10 + 5 wird aus re­li­gi­ö­sen Grün­den ver­mie­den. Es er­gä­be sich die Schrei­bung יה, die der ers­ten Sil­be des hei­li­gen Got­tes­na­mens יהוה (Jahwe, »Herr«) ent­spricht.

3 Die Zahl 16 wird aus 9 + 7 zu­sam­men­ge­setzt. Die ei­gent­li­che Zu­sam­men­set­zung 10 + 6 wird aus re­li­gi­ö­sen Grün­den ver­mie­den. Es er­gä­be sich die Schrei­bung וה, die der zwei­ten Sil­be des hei­li­gen Got­tes­na­mens יהוה (Jahwe, »Herr«) ent­spricht.

 

Unser Beispiel:

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ

(von rechts nach links zu lesen)

 

Der 9. April 2020 ist mit der Ta­ges­zahl ט"ו ein­schließ­lich Trenn­zei­chen aus­ge­zeich­net, was dem Zah­len­wert 15 ( = 9 + 6) ent­spricht.

Bisheriges Ergebnis: Donnerstag, der 15.

 

7.4 Der Monatsname

Der jü­di­sche Ka­len­der kennt 12 Mo­na­te →*1) mit ei­ner Län­ge von je 29 oder 30 Ta­gen. In Schalt­jah­ren wird der sechs­te Mo­nat, Adar (hebr.: אדר), ver­dop­pelt. Zur Un­ter­schei­dung hei­ßen sie dann Adar I und Adar II. Schalt­jah­re be­sit­zen zwar ef­fek­tiv 13 Mo­na­te, aber den­noch nur 12 Mo­nats­na­men.

 

Namen

Monatsnummer

Tage

Hebräisch

im Kalender

weitere

bürgerlich

religiös

Anzahl

תשרי Tischri

Tishri.
Tischrei,
Tishrei

1 7 30
חשון Cheschwan Marcheschwan, Heshvan 2 8 29 (30) →*2)
כסלו Kislew Kislev 3 9

30 (29) →*3)

טבת Tewet Tevet 4 10 29
שבט Schwat Schevat 5 11 30
אדר Adar Adar 6 12 29
ניסן Nissan Nisan 7 1 30
אייר Ijar Ijjar,
Iyyar
8 2 29
סיון Siwan Sivan 9 3 30
תמוז Tammus Tammuz 10 4 29
אב Aw Av 11 5 30
אלול Elul   12 6 29

 

 

Anmerkungen:

1 Die Be­zeich­nun­gen un­ter­schei­den sich in di­ver­sen Pu­b­li­ka­ti­o­nen. Wir ver­wen­den die Na­men ge­mäß der Pu­b­li­ka­ti­o­nen des →Zen­tral­rats der Ju­den in Deutsch­land.

2 Der 2. Mo­nat, Cheschwan, ist re­gu­lär 29 Ta­ge lang, je­doch in soge­nann­ten »über­mä­ßi­gen Jah­ren« be­trägt sei­ne Län­ge 30 Tage.

3 Der 3. Mo­nat, Kis­lew, ist re­gu­lär 30 Ta­ge lang, in so­ge­nann­ten »ver­min­der­ten Jah­ren« be­trägt seine Län­ge je­doch nur 29 Ta­ge.

»Über­mä­ßi­ge« und »ver­min­der­te« Jah­re, so­wie die Dop­pe­lung des Mo­nats Adar ha­ben (wie in un­se­rem Ka­len­der die Schalt­ta­ge) die Auf­ga­be, zyk­lisch die Ab­wei­chun­gen zwi­schen Ka­len­der­jah­ren und Son­nen­jah­ren aus­zu­glei­chen.

 

Unser Beispiel:

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ

(von rechts nach links zu lesen)

 

Der 9. April 2020 ist mit dem Mo­nats­na­men ניסן, Nissan, aus­ge­zeich­net.

Bisheriges Ergebnis: Donnerstag, der 15. Nissan

 

7.5 Die Jahreszahl

Der jü­di­sche Ka­len­der zählt Jah­re ab dem Jahr 1 und en­det bei uns im jü­di­schen Jahr 9999.

Die Jah­res­zah­len wer­den wie die Ta­ges­zah­len aus Buch­sta­ben ge­bil­det. Für die Über­füh­rung der Zahl in die de­zi­ma­le Schreib­wei­se kann da­her die Ta­bel­le der Ta­ges­zah­len he­r­an­ge­zo­gen wer­den. Zu­sätz­lich sind die Buch­sta­ben für hö­her­wer­ti­ge Zah­len und ggf. die so­ge­nann­ten Fi­nal­buch­sta­ben →*1) nö­tig.

Ggf. sind Trenn­zei­chen →*2) in den Aus­druck für die Jah­res­zahl ein­ge­fügt.

 

Zahlenwerte

Hebräisch

Erklärung

Wert

מ Mem,
13. Buchstabe
40
נ Nun
14. Buchstabe
50
ס Samech
15. Buchstabe
60
ע Ajin
16. Buchstabe
70
פ Pe
17. Buchstabe
80
צ Tzade
18. Buchstabe
90
ק Koph
19. Buchstabe
100
ר Resch
20. Buchstabe
200
ש Schin
21. Buchstabe
300
ת Taw
22. Buchstabe
400

    

Zahlenwerte der Finalzeichen

Hebräisch

Erklärung

Wert

ך Kaph Sofit 500
ם Mem Sofit 600
ן Nun Sofit 700
ף Pe Sofit 800
ץ Tzade Sofit 900
 

Anmerkung:

1 Die Fi­nal­zei­chen sind im Alpha­bet Son­der­schreib­wei­sen be­stimm­ter Buch­sta­ben, die in Tex­ten schreib­tech­nisch am En­de ei­nes Wor­tes be­nutzt wer­den (kön­nen), ähn­lich wie die bei­den Schreib­wei­sen des Buch­sta­bens »s« in der Frak­tur­schrift, die das nor­ma­le, lan­ge S (»ſ«) und das fi­na­le S am Wort­en­de (»s«) un­ter­schei­det.

Als Zah­len­zei­chen sind den Fi­nal­zei­chen die Hun­der­ter­wer­te von 500 bis 900 zu­ge­wie­sen.

2 Bei Zah­len­wer­ten kann als Tren­ner zwi­schen Wer­tig­keits­stel­len (Ei­ner­stel­le, Zeh­ner­stel­le, Hun­der­ter­stelle, Tau­sen­der­stelle) die Zei­chen­fol­ge »"« bzw. »'« er­schei­nen, um im Flies­text die Er­kenn­bar­keit und die Les­bar­keit der Wer­te als Zahl zu er­leich­tern.

Un­ser Ka­lender ist so ein­ge­stellt, dass er he­brä­i­sche Zah­len mit Trenn­zei­chen an­zeigt.

 

Das Lesen einer Jahreszahl

Jah­res­zah­len wer­den von rechts nach links be­trach­tet so ge­bil­det:

Tausenderstelle (T) + Hunderterstelle(n) (Hn) + Zehnerstelle (Z) + Einerstelle (E)

Je nach Zahl entfallen einzelne Stellen.

 

Erstes Beispiel

Unsere vierstellige Zahl התשפ wird daher von rechts nach links so aufgelöst:

T[1000] + H1[100] + H2[100] + Z[10] (+ E[1]) = Jahreszahl

 

T[1000] = ה = 5000

H1[100] = ת = 400

H2[100] = ש = 300

Z[10] = פ = 80 (kleinster Wert; es gibt da­her kei­ne Ei­ner­stel­le!)

(E[1] = 0)

 

Ergebnis: 5000 + 400 + 300 + 80 + 0 = 5780

Zweites Beispiel

Das Jahr 6060 schreibt sich וס:

T[1000] = ו = 6000 (eigentlich 6, da aber links des Buch­sta­bens noch der Buch­sta­be ס mit dem Wert 60 folgt, ist das Zei­chen nicht als Ei­ner­stel­le, son­dern als Tau­sen­der­stel­le zu zäh­len).

(H[100] = 0; es ist kein Buch­sta­be mit ei­ner Hun­der­ter­wer­tig­keit vor­han­den)

Z[10] = ס = 60 (kleins­ter Wert; es gibt da­her kei­ne Ei­ner­stel­le)

(E[1] = 0)

 

Ergebnis: 6000 + 0 + 60 + 0 = 6060

 

Unser Beispiel:

יום חמישי ט"ו ניסן ה'תש"פ

(von rechts nach links zu lesen)

 

Der 9. April 2020 ist mit der Jah­res­zahl ה'תש"פ aus­ge­zeich­net. Dies ist das jü­di­sche Jahr 5780.

Ver­wen­det wur­den hier Trenn­zei­chen (»5000«, Trenn­zei­chen »'«, »400+300«, Trenn­zei­chen »"«, »80«).

Vollständiges Ergebnis:

Donnerstag, der 15. Nissan 5780 AM

 

8. Jüdische Feste in unserem Kalender im Jahr 1725

Wich­ti­ge jü­di­sche Fes­te wer­den in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern in der­sel­ben Info-Box un­ter dem jü­di­schen Da­tum an­ge­zeigt und in den Kopf­da­ten der Ka­len­der­blät­ter un­ter den Ta­ges­er­eig­nis­sen.

Ei­ne Ge­samt­über­sicht über alle Fes­te, Fas­ten­ta­ge und Fei­er­ta­ge, die in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern im Jahr 1725 er­schei­nen, fin­den Sie im die­sem Ar­ti­kel:

Der jüdische Kalender

→Die jüdischen Festtage 1725

Der Artikel zeigt tabellarisch al­le Fest­ta­ge, Fas­ten­ta­ge und Fei­er­ta­ge des jü­di­schen Ka­len­ders im Jahr 1725, die in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern er­schei­nen.

 

 

Der Sinn der jüdischen Zeitrechnung
in unserem Kalender

 

1 Jüdische Gemeinden in Deutschland

Die Kir­chen­ka­len­der fast al­ler christ­li­chen Kir­chen ba­sie­ren ent­we­der auf der gre­go­ri­a­ni­schen, der ju­li­a­ni­schen oder auf der neo­ju­li­a­ni­schen Zeit­rech­nung. An­ders die jü­di­schen Ge­mein­den. Sie ver­wen­den für die Be­rech­nung al­ler re­li­giös be­deu­tungs­vollen Fest­ta­ge, Fas­ten­tage und Fei­er­ta­ge den jü­di­schen Ka­len­der.

In Deutschland und Eu­ro­pa le­ben glück­li­cher­wei­se nach ei­ner dunk­len, men­schen­un­wür­di­gen Pe­ri­o­de der Aus­gren­zung, des Has­ses und der Ver­nich­tung wie­der vie­le Ju­den. Es gibt zur Zeit 105 jü­di­sche Ge­mein­den in Deutsch­land mit un­ge­fähr 100.000 Mit­glie­dern.

 

2 Würdigung unserer Kultur

Richtig: Un­ser Ka­len­der ist christ­lich-evan­ge­lisch ge­prägt. Doch ge­ra­de des­halb dür­fen wir die jü­di­sche Re­li­gi­on und den jü­di­schen Glau­ben, und da­mit un­se­re jü­di­schen Mit­bür­ger nicht aus dem Blick ver­lie­ren!

Das Chris­ten­tum hat­te sich aus der jü­di­schen Re­li­gi­on ent­wi­ckelt. Ihre Fest- und Fei­er­ta­ge, so­wie die re­li­giö­sen Ge­bräu­che, soll­ten uns na­he­ge­hen, zu­min­dest aber ober­fläch­lich in­ter­es­sie­ren. In je­dem Fall soll­ten wir sie re­spek­tie­ren. Denn das meint Wür­di­gung und Wert­schät­zung ihrer Re­li­gi­on, ihrer Bräu­che und ihres Le­bens­stils. Und schluss­end­lich be­deu­tet das die Wür­di­gung un­se­rer ei­ge­nen Kul­tur.

Vor­aus­set­zung da­für ist es, zu wis­sen, wann für un­se­re Mit­bür­ger jü­di­schen Glau­bens be­stim­mte Fest­ta­ge im Ka­len­der gel­ten. Da­für al­ler­dings müs­sen wir die Ka­len­der­sys­teme, auf die ihr Kir­chen­jahr auf­baut, in un­se­ren Ka­len­der­blät­tern ab­bil­den.

 

3 Das Christentum wurzelt in der jüdischen Religion

Die christ­li­che Re­li­gi­on ist aus der jü­di­schen Re­li­gi­on her­vor­ge­gan­gen. Die jü­di­sche Zeit­rech­nung be­ein­flusst noch im­mer un­se­re kirch­li­chen Fei­er­ta­ge: Ein Tag be­ginnt nach jü­di­scher Tra­di­tion mit dem Son­nen­un­ter­gang, wo­bei ur­sprüng­lich kei­ne ge­nau­e Uhr­zeit fest­ge­setzt war.

Auch die Ta­ge un­se­rer christ­lich-kirch­li­chen Ka­len­der be­gin­nen an­ders als im bür­ger­li­chen Ka­len­der schon am Abend des Vor­tags. Deut­lich ist das noch immer am 24. De­zem­ber, an »Hei­lig­abend«, zu er­ken­nen. Das christ­li­che Weih­nachts­fest be­ginnt nach Son­nen­un­ter­gang am 24. De­zem­ber. Die christ­li­chen Kir­chen lei­ten das Weih­nachts­fest zu die­ser Stun­de mit ei­nem Got­tes­dienst ein. Aber auch Os­tern kennt die Os­ter­nacht, die an Kar­sams­tag nach Son­nen­un­ter­gang be­ginnt und den An­fang des christ­li­chen Os­ter­sonn­tags dar­stellt.

Os­tern ist durch die Er­eig­nis­se des To­des und der Auf­er­ste­hung Chris­ti eng an das jü­di­sche Pes­sach-Fest ge­bun­den (»Pascha« ist die la­ti­ni­sier­te kirch­li­che Be­zeich­nung des Wor­tes Pessach). Jü­di­sche Be­zeich­nun­gen wie Pascha (für Os­tern) und Sab­bat (für Sams­tag) ha­ben sich noch lan­ge in christ­li­chen Ka­len­dern ge­hal­ten.

Die bi­b­li­schen Tex­te nen­nen im­mer wie­der Fes­te, die es in der jü­di­schen Tra­di­ti­on heu­te noch gibt. Es ist der Fest­tags­ka­len­der, dem auch Je­sus fol­gte, und der noch lan­ge in den frü­hen christ­li­chen Ge­mein­den Be­stand hat­te.

Wer Je­sus und die bi­b­li­schen Ge­schich­ten vom An­be­ginn der Welt bis zur Of­fen­ba­rung des Jo­han­nes ver­ste­hen möch­te, kommt nicht um­hin, sich mit den Grund­zü­gen jü­di­schen Glau­bens zu be­schäf­ti­gen.

In un­se­rem Ka­len­der, der sich an die evan­ge­lisch-christ­li­che Ord­nung an­lehnt, macht es aus vie­le­rlei Grün­den Sinn, we­sent­li­che Merk­ma­le der Wur­zeln un­se­res Glau­bens ab­zu­bil­den.

Sabrina

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