Teil I: Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres
Der vierte Sonntag des Advent in den Kirchenjahren 1676/1677 bis 1683/1684
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
Der Name Advent stammt aus dem Lateinischen und meint Ankunft (lat. adventus). Der vollständige lateinische Name lautet Adventus Domini ( »Ankunft des Herrn«) und bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Hochfest der Geburt von Jesus von Nazaret, auf Weihnachten, vorbereitet.
Die Christen gedenken der Geburt Jesu und feiern sie als Menschwerdung Gottes. Zugleich erinnert Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.
Der lateinische Ausdruck praeparatio adventus Domini meint Vorbereitung der Ankunft des Herrn und bezeichnete bereits in der frühen Kirche das, was wir heute Adventszeit nennen.
Zunächst wurde die Adventszeit als Fastenzeit vor Epiphanias (6. Januar) bzw. vor Weihnachten verstanden. Vermutlich seit dem 6. Jahrhundert wird die Adventszeit auch liturgisch im Messfeiern begangen. Anfangs schwankte die Zahl der Tage und damit die Zahl der Sonntage in der Adventszeit. Erst im 6. Jahrhundert wurden vier Adventssonntage vor Weihnachten durch Papst Gregor dem Großen (540 - 604) festgelegt.
Während wir an dieser Stelle den 4. Adventssonntag aus der Sicht des evangelischen Kirchenkalenders beleuchten, finden Sie allgemeine Informationen und Gedanken in diesem Artikel:
Schenken und beschenkt werden, »sich auf den Weg machen«, um die Geschenke zu überbringen. Der Besuch drückt aus, wie groß Freude, Respekt und Wertschätzung sind.
überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898
( nach dem Episteltext Phil 4,4-7 )
Meine Seele erhebt den HERRN. Vnd mein Geiſt frewet ſich Gottes meines Heilandes.
Hinweis: Der Spruch ist an dieser Stelle der Lutherbibel von 1545 entnommen und kann sich daher in Formulierung und Schreibweise geringfügig unterscheiden von Veröffentlichungen in Perikopenordnungen oder Gesangbüchern der jeweiligen Zeit.
Lesung | Text für die Lesung |
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Epistel | ![]() |
Evangelium | ![]() |
Erläuterungen zu den Perikopen
Mit der Reformation änderte sich die Bedeutung der Lesungen und der Predigt in der Kirche grundlegend. Gab es vorher keine oder nur eine sehr lose Bindung der Perikopen an die Messe, so war für Luther nun regelmäßig die Evangelienperikope Grundlage der Predigt im sonntäglichen Hauptgottesdienst (Vormittags), an diesem Tag also Joh 1,19-28.
Im Fokus der Predigt stand jetzt als Teil der Verkündigung die Auslegung des Evangeliums.
Die Epistelperikope war als Predigttext empfohlen für den Gebrauch im Gottesdienst am Nachmittag bzw. Abend. (siehe dazu auch Luthers Schrift Von der Ordnung des Gottesdienstes in der Gemeinde, 1523, Über den Sonntagsgottesdienst).
Die Reihe der Epistelperikopen enthielt (anders als heute) auch Texte aus dem Alten Testament. Es gab keine spezielle Reihe für Lesungen aus dem Alten Testament.
Doch die Pfarrer und Prediger waren zunächst nicht nur frei darin, einen biblischen Text für die Predigt zu wählen, sondern geradezu aufgefordert, die Predigt an den Bedürfnissen der Gemeinde und an der geübten Praxis auszurichten.
In den meisten Kirchen wurden nahezu täglich Gottesdienste geboten (die in unseren Kalendern z. Z. nicht abgebildet sind). An Sonn- und Feiertagen konnten gleich mehrere Gottesdienste und Messen stattfinden. Hier entwickelten sich Leseempfehlungen für jeden Wochentag, in Summe also für jeden Tag des Kirchenjahres.
Von Bedeutung war auch die protestantische Ausrichtung der Gebietskirche: lutherisch, reformiert und uniert. Unterschiede zeigten sich in der Liturgie und damit im Verständnis der Predigt als Teil der Verkündigung.
Luthers allgemeinen Empfehlungen in seinen Schriften folgten etwa ab 1560 vereinzelt Ansätze, eine gewisse verbindliche Textordnung für Pfarrer und Gemeinden zu gestalten. Dies geschah jedoch zaghaft und zögerlich angesichts der bestehenden Meinungsvielfalt und angesichts der Lage der Entscheidungshoheit, die nicht in der Kirche, sondern beim Landesfürsten angesiedelt war. Zunächst gab es auch keinen hinreichenden Bedarf für neue Regelungen: Gottesdienst war selbstverständlich und die Bevölkerung nahm rege teil. Doch spätestens im Zeitalter der Aufklärung, als ein deutlicher Rückgang christlichen Engagements in der Bevölkerung zu erkennen war, die Zahl der Gottesdienstbesucher stetig abnahm und etliche unterwöchige Gottesdienste und Messen gestrichen wurden, trat die Notwendigkeit deutlich hervor, das Gottesdienstverständnis und die Gottesdienste des Kirchenjahres zu überdenken.
Dies führte vielfach schon früh und speziell im 19. Jahrhundert zu zahlreichen unterschiedlichen Durchführungen, Vorschlägen und Erprobungen, bis sich 1896 die Eisenacher Konferenz als reichsweite Konferenz der deutschen Landeskirchen mit der Idee einer allgemein gültigen Textordnung beschäftigte und schließlich eine Perikopenordnung beschloss, die ab 1898/1899 allen evangelischen Landeskirchen zur Umsetzung empfohlen wurde.
Es ist derzeit an dieser Stelle nicht möglich, für die Jahre 1530/1531 bis 1898/1899 Textordnungen darzustellen, die über die altkirchlichen Perikopen für die Lesungen und Predigten hinaus gehen. Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Perikopen regional und zeitlich begrenzt keine Bedeutung hatten.
»Frewet euch mit den Frölichen /
vnd weinet mit den Weinenden.
Habt mit allen Menſchen Friede.«
Wir beschränken uns in den weit zurückliegenden Jahren auf Perikopenordnungen, die überwiegend in Gebrauch oder empfohlen waren.
Zu bedenken ist, dass es zu keiner Zeit (und das bis heute) eine einheitliche evangelische Kirche in Deutschland gab. Das führte zu zahlreichen Ordnungen verschiedener Landes-, Gebiets- und Freikirchen, die nebeneinander bestanden. Das schlug sich nieder in deren Gestaltung der Gottesdienste.
Durch den Rückblick ist zumindest schemenhaft erkennbar, wie sich die Verwendung der biblischen Texte in evangelischen Gottesdiensten im Laufe der Zeit veränderte. Dies erlaubt auch Rückschlüsse auf jene Zeit und auf die Menschen, die als Gottesdienstbesucher Empfänger der biblischen Botschaften waren.
Dadurch, dass es inzwischen neue Ordnungen für die Verwendung von Sprüchen, Psalmen, Bibeltexten und Liedern gibt, sind die alten Ordnungen zwar liturgisch überholt, aber inhaltlich deswegen keineswegs falsch.
Wir möchten Sie daher ausdrücklich dazu ermuntern, die in alter Zeit verwendeten Textstellen einmal in Ihrer Bibel zu lesen und sie auf diese Weise in Ihre persönliche Gegenwart zu holen. Nur so können Sie ergründen, ob das, worauf sich Pfarrer vor hunderten von Jahren in Gottesdienst und Predigt stützen, auch noch heute aktuell ist. Aktuell für Sie ganz persönlich.
Der Text aus der Lutherbibel ist auf unseren Seiten in Anlehnung an das Druckbild des Originals von 1545 wiedergegeben.
Den Seitenaufbau, die verwendeten Schriften, die Schreibregeln der Frakturschrift und Luthers Intentionen, mit der Typografie Lesehilfen bereitzustellen, erläutert dem interessierten Leser unser Artikel »Satz und Typografie der Lutherbibel von 1545«.
Heiligabend am 4. Advent? Zwei wichtige kirchliche Feste am selben Tag? Wie geht das? Und wieso ist Heiligabend immer an einem anderen Wochentag?
Schenken und beschenkt werden, »sich auf den Weg machen«, um die Geschenke zu überbringen. Der Besuch drückt aus, wie groß Freude, Respekt und Wertschätzung sind.
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SK Version 09.12.2019 ●
Die Kalenderangaben beziehen sich ab dem Jahr 1949 auf Kalender der Bundesrepublik Deutschland (DE).
Die Datums- und Zeitangaben gelten nach Mitteleuropäischer Zeit (MEZ/MESZ | CET/CEST).
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