10. Sonntag nach Trinitatis

Sonntag, 4. August 1872

evangelisches Kreuz
QuickInfo

Altkirchliche Ordnung

Evangelium    Zum TextLk 19,41-48   
Epistel Zum Text1Kor 12,1-11   
Lied Nr. 390   [EG 145]   
→Gottesdienstordnung

 

evangelisches Kreuz

Das evangelische Kirchenjahr

Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün
4.8.1872 | 10. Sonntag nach Trinitatis
Sonntag
 

10. Sonntag
nach Trinitatis

Grün

 

 

 

Bewegliches Datum
Der 10. Sonntag nach Trinitatis liegt zwischen dem<br>26. Juli und dem 29. August eines Jahres.
 
  • 10. Sonntag nach Trinitatis
  • 18. Sonntag nach →Ostern
  • Abhängig vom →Osterdatum
  • Der 10. Sonntag nach Trinitatis liegt zwischen dem
    26. Juli und dem 29. August eines Jahres.
Symbol: Abstand zum Osterfest
 
  • 126 Tage nach Ostern
  • am 127. Tag nach Ostern, gerechnet ab Ostersonntag

 

Got­tes­dienstliche Ordnung

Symbol Evangelisch

Der evangelische

10. Sonntag
nach Trinitatis

 
 

Liturgische Farbe

 
Christusmonogramm mit A und O in der liturgischen Farbe Grün

Grün

 

Nach altkirchlicher Textordnung

 

überwiegend gültig in den Jahren 1530/1531 bis 1897/1898

 

Thema des Sonntags

( nach dem Evangeliumstext Lk 19,41-48 )

 

Jeſus weint und reinigt den Tempel

 

 

 

Spruch und Psalm für die Woche

 
Biblia
1545
 

Spruch
für die Woche

 

Gerechtigkeit erhöhet ein Volck / Aber die Sünde iſt der Leu­te verderben.

→Spr 14,34

Pſalm
55
 

Psalm
für die Woche

 
 

→Psalm 55

 

 

 

 

 

Lied für die Woche

 
EG alt EG neu Titel
390 EG 145 Wach auf, wach auf, du deutſches Land
 

EG: Evangelisches Gesangbuch
EG alt: Nummer des Liedes in alten Evangelischen Gesangbüchern
EG neu: Nummer des Liedes im neuen Evangelischen Gesangbuch (ab 2013)

 
 

Die biblischen Texte für Lesung und Predigt

 
Lesung Predigttext Text
Evangelium im Hauptgottesdienst Zum TextLk 19,41-48
Epistel im zweiten Gottesdienst Zum Text1Kor 12,1-11
     

 

Erläuterungen zu den Perikopen

Mit der Re­for­ma­ti­on än­der­te sich die Be­deu­tung der Le­sun­gen und der Pre­digt im Got­tes­dienst grund­le­gend. Gab es vor­her kei­ne oder nur ei­ne sehr lo­se Bin­dung der Pe­ri­ko­pen an die Mes­se, so war für Luther nun re­gel­mäßig die Evan­ge­li­en­pe­ri­ko­pe Grund­la­ge der Pre­digt im sonn­täg­li­chen Haupt­got­tes­dienst (vor­mit­tags), an die­sem Tag also Zum TextLk 19,41-48.

Im Fo­kus der Pre­digt stand jetzt als Teil der Ver­kün­di­gung die Aus­le­gung des Evan­ge­li­ums.

Die Epis­tel­pe­ri­ko­pe war als Pre­digt­text emp­foh­len für den Ge­brauch im Got­tes­dienst am Nach­mit­tag bzw. Abend (siehe dazu auch Luthers Schrift →Von der Ord­nung des Got­tes­diens­tes in der Ge­mein­de, 1523, Über den Sonn­tags­got­tes­dienst).

Die Rei­he der Epis­tel­pe­ri­ko­pen ent­hielt (an­ders als heu­te) auch Tex­te aus dem Al­ten Tes­ta­ment. Es gab kei­ne spe­zi­el­le Rei­he für Le­sun­gen aus dem Al­ten Tes­ta­ment.

Doch die Pfar­rer und Pre­di­ger wa­ren zu­nächst nicht nur frei da­rin, ei­nen bib­li­schen Text für die Pre­digt zu wäh­len, son­dern ge­ra­de­zu auf­ge­for­dert, die Pre­digt an den Be­dürf­nis­sen der Ge­mein­de und an der ge­üb­ten Pra­xis aus­zu­rich­ten.

In den meis­ten Kir­chen wur­den na­he­zu täg­lich Got­tes­diens­te ge­bo­ten (die in un­se­ren Ka­len­dern z. Z. nicht ab­ge­bil­det sind). An Sonn- und Fei­er­ta­gen konn­ten gleich meh­re­re Got­tes­diens­te und Mes­sen statt­fin­den. Hier ent­wickel­ten sich Le­se­emp­feh­lun­gen für je­den Wo­chen­tag, in Sum­me also für je­den Tag des Kir­chen­jah­res.

Von Be­deu­tung war auch die pro­tes­tan­ti­sche Aus­rich­tung der Ge­biets­kir­che: lu­the­risch, re­for­miert (cal­vi­nis­tisch) und uniert. Un­ter­schie­de zeig­ten sich in der Li­tur­gie und da­mit im Ver­ständ­nis der Pre­digt als Teil der Ver­kün­di­gung.

Luthers all­ge­mei­nen Emp­feh­lun­gen in sei­nen Schrif­ten folg­ten et­wa ab 1560 ver­ein­zelt An­sät­ze, ei­ne ge­wis­se ver­bind­li­che Text­ord­nung für Pfar­rer und Ge­mein­den zu ge­stal­ten. Dies ge­schah je­doch zag­haft und zö­ger­lich an­ge­sichts der be­ste­hen­den Mei­nungs­viel­falt und an­ge­sichts der La­ge der Ent­schei­dungs­ho­heit, die nicht in der Kir­che, son­dern beim Lan­des­fürs­ten an­ge­sie­delt war. Zu­nächst gab es auch kei­nen hin­rei­chen­den Be­darf für neue Re­ge­lun­gen: Got­tes­dienst war selbst­ver­ständ­lich und die Be­völ­ke­rung nahm re­ge teil. Doch spä­tes­tens im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, als ein deut­li­cher Rück­gang christ­li­chen En­ga­ge­ments in der Be­völ­ke­rung zu er­ken­nen war, die Zahl der Got­tes­dienst­be­su­cher ste­tig ab­nahm und et­li­che un­ter­wö­chi­ge Got­tes­diens­te und Mes­sen ge­stri­chen wur­den, trat die Not­wen­dig­keit deut­lich her­vor, das Got­tes­dienst­ver­ständ­nis und die Got­tes­diens­te des Kir­chen­jah­res zu über­den­ken.

Dies führ­te viel­fach schon früh und spe­ziell im 19. Jahr­hun­dert zu zahl­rei­chen un­ter­schied­li­chen Durch­füh­run­gen, Vor­schlä­gen und Er­pro­bun­gen, bis sich 1896 die Ei­sena­cher Kon­fe­renz als reichs­wei­te Kon­fe­renz der deut­schen Lan­des­kir­chen mit der Idee ei­ner all­ge­mein gül­ti­gen Text­ord­nung be­schäf­tig­te und schließ­lich ei­ne Pe­ri­ko­pen­ord­nung be­schloss, die ab 1898/1899 al­len evan­ge­li­schen Lan­des­kir­chen zur Um­set­zung emp­foh­len wur­de.

Es ist der­zeit an die­ser Stel­le nicht mög­lich, für die Jah­re 1530/1531 bis 1898/1899 Text­ord­nun­gen dar­zu­stel­len, die über die alt­kirch­li­chen Pe­ri­ko­pen für die Le­sun­gen und Pre­dig­ten hi­n­aus ge­hen. Wir sind uns da­bei be­wusst, dass die­se Pe­ri­ko­pen re­gi­o­nal und zeit­lich be­grenzt kei­ne Be­deu­tung hat­ten.

 

HERR thu meine Lippen auff

Das mein Mund deinen Rhum verkündige.

→Psalm 51,17

 

 

Perikopen

Perikopen nach Luther 1545

10. Sonntag nach Trinitatis

 

Perikopen

Texte für Lesungen und Predigt

 

Gültig in den Kirchenjahren bis 1897/1898

Die Leittexte aus den Evangelien und den Episteln
nach altkirchlicher Perikopenordnung

 

Text nach der Lutherbibel von 1545 gesetzt nach der Vorlage des Originals in Frakturschrift mit Luthers Scholion in den Marginalspalten.
Ergänzt um Verszählung und Abschnittsüberschriften.

 

LESUNG UND PREDIGTTEXT

Evangelium

Evangelium nach Lukas

Lk 19,41-48

REIHE

EV

 

Biblia

 

 

 

 

Euangelium
S. Lucas.

 

C. XIX.

 

 

Verse 41 - 44

Jesus weint über Jerusalem

|| → Mt 23,37-39    ↑ → Lk 13, 34-35

 

ALs Jhe­ſus nahe hinzu kam / ſa­he er die Stad an / vnd weinet vber ſie / 42vnd ſprach / Wenn du es wü­ſteſt / So würdeſtu auch bedencken / zu die­ſer deiner zeit / was zu deinem Friede dienet. Aber nu iſts fur deinen augen verborgen. 43Denn es wird die zeit vber dich komen / das deine Feinde wer­den vmb dich / vnd deine Kinder mit dir / eine Wagenburg ſchlahen / dich belegern / vnd an allen örten engſten / 44Vnd wer­den dich ſchleiffen vnd keinen Stein auff dem andern la­ſſen / Dar­umb / das du nicht erkennet haſt die zeit darinnen du heimgeſucht biſt.

 

 

 

 

 

 

Verse 45 - 48

Die Reinigung des Tempels

|| → Mt 21,12-16    || → Mk 11,15-18    || → Joh 2,13-17

Matt. 21.

Mar. 11.

 

→Jeſa. 56.

 

 

 

 

 

 

VND er gieng in den Tempel / vnd fieng an auszutreiben die darinnen verkaufften vnd kaufften / 46vnd ſprach zu jnen / Es ſtehet geſchrieben / Mein Haus iſt ein Bet­haus / Ir aber habts gemacht zur Mördergruben. 47Vnd leret teg­lich im Tempel. Aber die Ho­hen­prie­ſter vnd Schrifft­ge­ler­ten / vnd die Fur­ne­me­ſten im Volck / trachten jm nach / das ſie jn vmbbrechten / 48Vnd funden nicht / wie ſie jm thun ſolten / Denn alles Volck hieng jm an / vnd höret jn.

 

 

 

LESUNG UND ZWEITER PREDIGTTEXT

Epistel

Erster Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth

1Kor 12,1-11

REIHE

EP

 

Biblia

 

 

 

 

Die Erſte Epiſtel
S. Páuli:
An die Córinther.

 

C. XII.

 

 

Verse 1 - 11

Viele Gaben – ein Geist

 

 

Paulus schreibt:

 

VON den geiſtlichen Gaben aber / wil ich euch / lie­ben Brüder / nicht ver­hal­ten. 2Ir wi­ſſet das jr Hei­den ſeid ge­we­ſen / vnd hin ge­gan­gen / zu den ſtum­men Gö­tzen / wie jr ge­fürt wurdet. 3Da­r­umb thu ich euch kund / Das nie­mand Jhe­ſum ver­flu­chet / der durch den geiſt Got­tes redet. Vnd nie­mand kan Jhe­ſum einen HErrn hei­ſſen / on durch den heiligen Geiſt.

(Das jr Heiden)

Das iſt / da jr Hei­den wa­ret / wuſ­tet jr nichts / we­der von Chri­ſto / noch von dem hei­li­gen Geiſt. Nun aber ſol­tet jr des Gei­ſtes ga­ben wi­ſſen / on wel­chen nie­mand Chri­ſtum er­ken­net / ſon­dern viel mehr ver­flucht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4ES ſind b man­cher­ley Gaben / aber es iſt ein Geiſt. 5Vnd es ſind man­cher­ley Empter / aber es iſt ein HErr. 6Vnd es ſind man­cher­ley Krefften / aber es iſt ein Gott / der da wircket alles in allen. 7In einem jg­li­chen erzeigen ſich die gaben des Geiſts / zum gemeinen nutz. 8Einem wird gegeben durch den Geiſt zu reden von der Weisheit / Dem andern wird gegeben zu reden von der Erkentnis / nach dem ſel­bi­gen Geiſt. 9Einem andern der Glaube / in dem ſel­bi­gen Geiſt. Einem andern die Gabe ge­ſund zu machen / in dem ſel­bi­gen Geiſt. 10Einem andern Wunder zu thun. Einem andern Wei­ſſa­gung. Einem andern Geiſter zu vn­ter­ſchei­den. Einem andern man­cher­ley ſpra­chen. Einem andern die ſpra­chen auszulegen. 11Dis aber alles wircket der­ſel­bi­ge einige Geiſt / vnd teilet einem jg­li­chen ſei­nes zu / nach dem er wil.

b

(Mancherley)

Es iſt in al­len Chri­ſten ein Geiſt / weis­heit / er­kent­nis / glau­be / krafft etc. Aber ſol­ches ge­gen an­der vben vnd be­wei­ſen / iſt nicht je­der­mans / Son­dern / von weis­heit re­den / die da le­ren Gott er­ken­nen. Von er­kent­nis re­den / die da le­ren euſ­ſer­lich we­ſen vnd Chri­ſtli­che Frei­heit. Glau­be be­wei­ſen die jn öf­fent­lich be­ken­nen mit wor­ten vnd wer­cken / als die Mar­terer. Gei­ſter vn­ter­ſchei­den die da prü­fen die Pro­phe­cei­en vnd Le­ren.

 

 

 

»Frewet euch mit den Frölichen /

vnd weinet mit den Weinenden.

Habt mit allen Men­ſchen Friede.«

→Römerbrief 12,15.18

Zum Gebrauch

Der Rück­blick auf die Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen ver­gan­ge­ner Jahr­hun­der­te zeigt auf, wie sich die Ver­wen­dung der bib­li­schen Tex­te in evan­ge­li­schen Got­tes­diens­ten im Lau­fe der Zeit ver­än­der­te.

Wir be­schrän­ken uns in den weit zu­rück­lie­gen­den Jah­ren auf Pe­ri­ko­pen­ord­nun­gen, die über­wie­gend in Ge­brauch wa­ren.

Durch die neue Ord­nung für die Ver­wen­dung von Sprü­chen, Psal­men, Bi­bel­tex­ten und Lie­dern in Got­tes­diens­ten sind die al­ten Ord­nun­gen zwar li­tur­gisch über­holt, aber in­halt­lich des­we­gen kei­nes­wegs falsch.

Wir möch­ten Sie da­her er­mun­tern, die in al­ter Zeit ver­wen­de­ten Pe­ri­ko­pen zu be­trach­ten. Nur so kön­nen Sie er­grün­den, ob das, wo­rauf sich Pfar­rer vor Hun­der­ten von Jah­ren in Got­tes­dienst und Pre­digt stütz­ten, auch noch heu­te ak­tu­ell ist. Ak­tu­ell für Sie ganz per­sön­lich.

 

Biblia 1545

Hinweise zur Stilkunst.de-Ausgabe

Erläuterungen zum Satz und zur Typografie des Bibeltextes

Der Text aus der Luther­bi­bel ist auf un­se­ren Sei­ten in An­leh­nung an das Druck­bild des Ori­gi­nals von 1545 wie­der­ge­ge­ben.

Den Sei­ten­auf­bau, die ver­wen­de­ten Schrif­ten, die Schreib­re­geln der Frak­tur­schrift und Luthers In­ten­tio­nen, mit der Ty­po­gra­fie Le­se­hil­fen be­reit­zu­stel­len, er­läu­tert dem in­ter­es­sier­ten Le­ser un­ser Ar­ti­kel »Satz und Ty­po­gra­fie der Luther­bi­bel von 1545«.

 

 

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