🕯🕯🕯🕯 vier Kerzen
am Adventskranz
Dwight Lyman Moody
(† 22. Dezember 1899)
4. Adventssonntag
Rorate
Der 4. Advent in den Jahren 2030 bis 2037
Verweise führen zu den Kalenderblättern des jeweiligen Datums:
In unserem Kalender zum evangelischen Kirchenjahr finden Sie einen weiteren Artikel zum 4. Advent:
Der Artikel zeigt Spruch, Psalm, Liedauswahl und Bibeltexte für Lesungen und Predigten nach der Kirchenordnung.
Der Name Advent stammt aus dem Lateinischen und meint Ankunft (lat. adventus). Der vollständige lateinische Name lautet Adventus Domini ( »Ankunft des Herrn«) und bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Hochfest der Geburt von Jesus von Nazaret, auf Weihnachten, vorbereitet.
Die Christen gedenken der Geburt Jesu und feiern sie als Menschwerdung Gottes. Zugleich erinnert Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen.
Der lateinische Ausdruck praeparatio adventus Domini meint Vorbereitung der Ankunft des Herrn und bezeichnete bereits in der frühen Kirche das, was wir heute Adventszeit nennen.
Zunächst wurde die Adventszeit als Fastenzeit vor Epiphanias (6. Januar) bzw. vor Weihnachten verstanden. Vermutlich seit dem 6. Jahrhundert wird die Adventszeit auch liturgisch in Messfeiern begangen. Anfangs schwankte die Zahl der Tage und damit die Zahl der Sonntage in der Adventszeit. Erst im 6. Jahrhundert wurden vier Adventssonntage vor Weihnachten durch Papst Gregor dem Großen (540 - 604) festgelegt.
Vierter Advent, die letzten Weihnachtsvorbereitungen laufen. Es sind Einkäufe zu erledigen, damit schließlich alles bereit ist: Festschmuck für Wohnung, Zutaten und Getränke für das Festessen an den Feiertagen. Und ganz wichtig: Geschenke für alle, die man liebt, denen man eine Freude machen möchte oder denen man verpflichtet ist.
Abbildung: 4. Advent | Weise Menschen machen sich auf den Weg
Foto: © Geschütztes Bildmaterial
Das Matthäus-Evangelium enthält im zweiten Kapitel die Geschichte der »Weisen aus dem Morgendland«, die sich auf den Weg machten, um das neugeborene Kind zu finden. In Betlehem fanden sie es, und sie überreichten dem Kind großzügige Geschenke.
Wir geben hier eine sprachlich an die heutige Zeit angepasste Fassung wieder.
Als nun Jesus geboren war in Judäa, in der Stadt Betlehem, zur Zeit des Königs Herodes der Große, da kamen die Weisen aus dem Morgenland *) nach Jerusalem.
Sie sprachen: 2 »Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihn anzubeten.«
[...]**)
9b Der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort, wo das Kindlein war, stehenblieb.
10Als sie den Stern dort sahen, waren sie hoch erfreut.
11Sie gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit seiner Mutter Maria.
Da fielen sie nieder und beteten das Kindlein an.
Sie öffneten ihre Schatzkisten und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Lesen Sie diesen Text in der Bibel von 1545:
Matthäus 2,1-2.9b-11
Anmerkungen:
*) Das »Mogendland« bezeichnet die Richtung, in der diese Region liegt: im Osten von Judaä, dort, wo morgens die Sonne aufgeht. Es bezeichnet kein konkretes Land oder Königreich. Die »Weisen« können aus unterschiedlichen Ländern stammen.
**) In den Versen 3 bis 9a wird die Begegnung der Weisen mit König Herodes erzählt. Diese Episode sei hier ohne Belang.
Der Brauch des Beschenkens begründet sich in der biblischen Geschichte über den Besuch der Weisen. Auch sie trafen ihre »Weihnachtsvorbereitungen«. Doch uns geht es hier nicht um die Geschenke. Ein anderer Aspekt dieser Geschichte mag uns kurz beschäftigen, der viel eher in die Adventszeit passt: Sich auf den Weg machen.
Die Geschichte erzählt fast nichts über die lange Reise der Weisen vom Morgenland bis nach Israel. Sie begnügt sich mit dem Hinweis »da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem« (Matthäus 2,1).
Wir dürfen davon ausgehen, dass die Weisen eine mehrwöchige Reise unternommen hatten. Sie kamen aus fernen, nicht genannten Ländern, die östlich von Israel lagen, dort, wo die Sonne aufgeht. Vermutlich begann ihre Reise schon lange vor dem eigentlichen Geburtstermin, im Advent.
Wir wissen nicht, wie viele Weise es waren. Die Tradition hat sich auf drei beschränkt wegen der drei unterschiedlichen Arten der Geschenke, die sie dabei hatten, und nennt sie »die Heiligen Drei Könige«.
Wir glauben nicht, dass es drei waren, denn jeder Einzelne hatte wahrscheinlich sowohl Gold wie auch Weihrauch und Myrrhe überreicht. Waren es drei? Oder nur zwei? Oder vier oder zehn? Der biblische Text nennt keine Zahl.
Wir glauben nicht, dass es Könige waren. Man zeichnet dieses Bild gern wegen der wertvollen Geschenke, die sie überbrachten und wegen eines Verses aus Psalm 72: »Alle Könige werden ihn anbeten. Alle Heiden werden ihm dienen.« (Psalm 72,11). Es ist anzunehmen, dass sie Heiden waren, also Angehörige fremder (nicht-jüdischer) Religionen. Doch wahrscheinlich waren es Gelehrte, Wissenschaftler, die im gehobenen Dienst ihrer Regierungen arbeiteten.
Wir wissen aber ganz sicher, dass die Weisen keine Christen waren, obwohl wir sie »Heilige« nennen. Die christliche Religion gab es noch gar nicht. Juden waren es auch nicht, die ihrem neugeborenen König der Juden hätten huldigen wollen und können. Wäre Jesus tatsächlich ein Königskind gewesen, wäre er nicht ihr künftiger König.
Sie kamen aus dem Morgenland, aus fremden Staaten mit eigenen Herrscherhäusern, Regierungen, Königen und Prinzen. Für Maria und Joseph waren es Fremde, Ausländer, Angehörige anderer Nationen und anderer Religionen, die in ihrem eigenen Kulturkreis aufwuchsen und lebten, was man ihnen ganz sicher ansah und anmerkte.
Und doch fand man zusammen in einem Stall in Betlehem und feierte die Geburt eines Kindes. International, interkulturell und ökumenisch – so war Weihnachten von Anbeginn!
Wie befremdlich mag das damals in den Augen aller gewesen sein, nicht nur in denen des Königs Herodes, der die Sache sehr ernst nahm, wie wir wissen. Ganz Betlehem hat das mitbekommen: Eine reich ausgestattete, kleine Reisegruppe aus fremden Ländern hält vor einem Stall nahe einer überbelegten Herberge. Das hat für Aufsehen gesorgt. Und daher wusste man noch Jahre später davon zu erzählen, so, wie es Matthäus in seiner Erzählung tat.
Wir wissen auch nicht, wie viele Begleiter mit den Weisen unterwegs waren. Wir dürfen aber davon ausgehen, dass sich schon aus Sicherheitsgründen eine ganze Karawane auf den Weg machte, anders, als es viele Abbildungen der christlichen Religion vermitteln. Solche Reisen führten durch weite, karge Landschaften, und das, was man unterwegs brauchte, musste man mit sich führen.
Wir wissen nicht, wie groß der Aufwand war, Lebensmittel, Kleidung und Zelte für eine lange Reise durch Wüsten, durch öde Täler und über steinige Bergketten zu packen und zu transportieren. Wir wissen aber, wie sich auf den alten Handelsrouten durch Vorderasien in der damaligen Zeit Karawanen bewegten und Reisen durchführten. Es war teuer, aufwändig und mühsam. Aber das alles war es ihnen wert!
Das alles war vorzubereiten. Die Reise der Weisen aus dem Morgenland war wohl ihre ganz besondere Art der »Weihnachtsvorbereitung«. Den Sinn der mühsamen Reise überliefert uns Matthäus knapp in einem Satz, als die Weisen ihr Ziel erreicht hatten:
Die Weisen traten in das Haus ein, sahen das Kind mit seiner Mutter Maria, fielen nieder und huldigten ihm.
(Matthäus 2,11a)
Die Weisen suchten und besuchten das neugeborene Kind. All die Mühen und Beschwerlichkeiten der Reise und der ganze Aufwand nur deshalb! Doch warum machten sie das?
Die Geschichte des Christentums wäre ohne diesen Besuch kaum anders verlaufen. Doch sie wollten teilhaben. Sie wollten selbst dabei sein und es mit ihren eigenen Augen sehen, was ihnen die Sterne und die Weissagungen ankündigten. Sie wollten ihre Verbundenheit und ihre hohe Wertschätzung persönlich überbringen. Dabei spielten für sie Nationalitäten, Religionen und Unterschiede im Glauben keine Rolle. Die Geschenke, die sie mitbrachten, unterstrichen letztendlich nur das, was ihnen die Reise wirklich bedeutete und was sie ihnen wert war: Die Begegnung mit einem Menschen, den sie wertschätzten!
Sich besuchen, teilhaben am Leben anderer. Dessen Dasein wertschätzen. Unabhängig vom Glauben, von Religionen und von Nationalitäten. Das Interesse zeigen und dasein für andere, selbst dann, wenn es mühsam werden kann – auch das ist Weihnachten!
Feiern Sie Weihnachten? Feiern Sie Weihnachten! Es genügt, da zu sein. Dasein für sich und für andere. Losgelöst von Glauben, Religion und Nationalität. Dafür muss man kein Heiliger sein und kein König. Das kann sehr leicht sein, aber dafür lohnt es sich auch, selbst mühsame Reisen zu unternehmen und beschwerliche Wege zu gehen.
Und dafür die Vorbereitungen treffen: Sich auf den Weg machen in der Erwartung, mit dem anderen zu feiern – auch das ist Advent!
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