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Segne mich GOtt der Vater,
der mich erſchaffen hat !
Segne mich GOtt der Sohn, der mich am Stamm des Kreuzes erlöſet hat !
Erleuchte und lehre mich GOtt der Heilige Geiſt,
der mich in der Taufe wiedergeboren hat !
Ihm, dem wahren, einigen GOtt,
ſey auch dafür Lob, Preis und Ehre heut und allezeit,
von nun an bis in Ewigkeit,
Amen.
Barmherziger,
ſanftmüthiger GOtt und ewiger Vater,
wie trägſt du doch ſo eine herzliche Liebe und väterliche Sorge für mich armen Sünder,
indem du mich alle Tage und Stunden,
von Jugend an bis auf gegenwärtige Zeit,
vor allerley des Teufels und der gottloſen böſen Welt Gefahr und Schaden ſo gnädiglich behütet haſt !
Dafür danke ich dir von Herzen,
und bitte dich demüthiglich,
du wolleſt alles deſſen, was ich heute wider dich gethan habe,
nach deiner väterlichen Liebe, ſo du gegen mich haſt,
nun und in aller Ewigkeit nicht gedenken,
ſondern aus Gnaden erlaſſen,
und mir um deines lieben Sohnes JEſu Chriſti willen,
welcher für alle meine Sünden iſt Bürge worden,
gnädig ſeyn,
und dieſe Nacht mich und alle die Meinen,
vor einem böſen ſchnellen Tod, vor Feuer- und Waſſersnoth, Peſtilenz, und vor allem Unglück ſicher behüten.
Darum befehle ich mich, mein Leib und Seele,
und alles, was ich habe,
in deinen väterlichen Schutz;
dein heiliger Engel ſey bey mir,
daß ich kein Unglück fürchte,
Amen.
O HErr JEſu !
du Sonne der Gerechtigkeit,
und unbegreifliches Licht,
bleib bey mir,
denn der Tag hat ſich geneiget,
und die Sonne iſt untergegangen,
und iſt niemand,
der in der finſtern Nacht mich ſchütze,
denn du, mein getreuer Hirt und Heiland !
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Anmerkung 1
1 Teufel. Der Teufel ist, religiös betrachtet, der Widersacher, der Gegenspieler Gottes bzw. Jesu Christi, der sich in unterschiedlichen Gestalten zeigen kann, aber auch als böser (unheiliger) Geist ein Gegenspieler des Heiligen Geistes ist, der in das Herz der Menschen und in ihren Geist eindringen kann.
Für den Alltagsgebrauch der Christen meinte das Wort Teufel u. a. eine böse, boshafte Person, einen bösen Feind, einen Widersacher oder einen bösen Geist.
Über Jahrhunderte hinweg war der Teufel eine der Kernfiguren christlicher Verkündigung und religiöser Praxis. Bis heute hat sich in Kirchen, so in der römisch-katholischen Kirche und in der Taufpraxis der evangelisch-lutherischen Kirche, die Teufelsaustreibung (Exorzismus) als Maßnahme zur Heilung vom Teufel Besessener bzw. (im Zusammenhang mit der Taufe) als geistige Reinigung vor der Einkehr des Heiligen Geistes im Akt der Taufe gehalten. Die meisten älteren protestantischen Kirchen üben Exorzismus nicht oder nicht mehr aus.
Die Teufelsidee war lange Zeit die ideale Projektionsfläche für alles, was böse, feindlich oder nicht heilig ist. Sie besitzt ein unbeschränkt breites Spektrum. Davon gingen und gehen zahllose Gefahren aus, weil sich sehr einfach Feindbilder auf Basis allgemein akzeptierter religiöser und kultureller Werte entwickeln lassen (gegen einzelne Personen, wie Hexer oder Hexen, gegen Gruppen, Geschlechtszugehörigkeit oder Geschlechtsvorlieben, gegen gesellschaftliche Schichten, gegen ethnische Abstammung, gegen Religionszugehörigkeit, gegen politische Anschauungen und Weltanschauungen usw.). Derartige Feindbilder wurden und werden auch heute sehr schnell verbreitet und von vielen Empfängern unreflektiert übernommen. Dabei dient die Angst der Empfänger vor allem Bösen und Bedrohlichen als Motivation, und es dienen Propaganda, Populismus und Wortwahl als Marketing- und Rhetorikinstrumente für die virale Steuerung der Verbreitung).
Ohne Teufel geht es auch. Sie können es in Ihren Gebeten gerne weglassen. In den protestantischen Kirchen spielt der Teufel als das personifizierte Böse heute längst nicht mehr eine solche tragende Rolle wie in den vergangenen Jahrhunderten. Dennoch ist durch die Vermeidung des Begriffs dieses dualistische Prinzip (Spieler - Gegenspieler) auch im evangelischen Glauben nicht aufgehoben. Im Kampf um den rechten Glauben geht es immer darum, »das Böse« (in welcher Form auch immer) zu besiegen.
Beten ist der innere Kampf gegen das Böse. Fast alle Gebete enthalten Bitten um Kraft und Stärke, Bitten um Schutz und Beistand, Bitten um Trost im Leid, und Bitten um Vergebung der eigenen Verfehlungen.
Doch nur dann, wenn wir selbst vergeben (die Schuld eines anderen an uns, also dessen böse Tat, das böse Wort, den bösen Gedanken), wird uns selbst vergeben werden. Vergeben – das ist keineswegs leicht und kostet oft sehr viel Überwindung! Es kann ein harter Kampf sein, der dann in uns tobt.
Wir bitten im Vaterunser darum, nicht in Versuchung geführt zu werden (durch unsere Emotionen und unsere Gedanken, sowie durch das Gedankengut, durch Worte und Taten anderer, die uns verführen wollen), sondern erlöst zu werden, von dem Bösen. Erlösung vom Bösen und das ewige Leben – darauf ist das christliche Leben ausgerichtet.
Die alten Gebete nutzen für das Böse verschiedene Begriffe, darunter neben Übel auch immer wieder das Wort Teufel.
Lassen Sie es weg, wenn Sie es nicht mögen. Ersetzen sie es durch »Böses«. Sie können es auch stehen lassen. Jetzt wissen Sie ja, was damit gemeint ist.
Siehe auch unseren Artikel Teufel im Wörterbuch zur Lutherbibel von 1545.
Schützen Sie sich und ihre Mitmenschen vor teuflischen Ideen. Verfallen Sie niemals den Teufelsideen, wie sie das Mittelalter hervorbrachte, und die auch heute noch von Personen, Gruppen oder Organisationen weiterentwickelt und genutzt werden, mit dem Ziel, Macht und persönliche Vorteile zu gewinnen (wie beispielsweise Rassismus, Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus, Homophobie, politischer oder religiöser Fanatismus, usw.). Denn dafür ist es nötig, andere zu beherrschen, auszunutzen und zu unterdrücken. Mehr »böse« geht kaum, wenn Mitmenschen aufgrund einer bösen Idee Opfer werden.
Werden Sie kein Opfer teuflischer Ideen, deren hervorstechendes, prägendes Merkmal durch alle Jahrhunderte immer war: Es werden zahllose Mitmenschen zu Opfern gemacht. Lassen Sie sich nicht verführen!
Gebete sind auch der richtige Ort, um Dankbarkeit auszudrücken für ein sicheres und beschütztes Leben ohne Verfolgung, Leid, Hunger, Kälte, Katastrophen, Kriege und Angst.
Dankbar sein dafür, nicht dem Bösen ausgeliefert zu sein.
Dankbarsein dafür, zur rechten Zeit am rechten Ort sein Leben leben zu können. Hier, im 21. Jahrhundert, mitten in Europa.
Anmerkung 2
2 Peſtilenz: die Pest. Eine bakterielle, hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die in verschiedenen Formen auftreten kann, wie Beulenpest oder Lungenpest, und die in sehr vielen Fällen tödlich endet.
Die Krankheit verursachte im Spätmittelalter eine Pandemie in Europa. Rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung starb in den Jahren 1346 bis 1353. Auch danach kam es immer wieder zu großflächigen Ausbreitungen.
In der Zeit, in der dieses Gebet entstand, war die Pest in Deutschland für die Bevölkerung eine ernstzunehmende, drohende und heimtückische Gefahr. Heute ist ihr Auftreten seltener, aber es kommt weltweit immer wieder zu Ausbrüchen, die dann sehr schnell Todesopfer fordern.
In Deutschland ist die Krankheit meldepflichtig. Erkrankte werden umgehend auf dafür vorgesehenen Stationen in Krankenhäusern isoliert, was die Ausbreitung erheblich minimiert bzw. verhindert.
Der Artikel Das Gebetbüchlein von 1817 enthält in tabellarischer Form die bei uns verfügbaren Gebete aus dem Gebetbüchlein von 1817.
Hier finden Sie die Gebete für jeden Tag der Woche.
Zusätzlich erläutert der Artikel in einer kleinen Abhandlung Inhalt und Aufbau dieser Gebete.
Gebete für die Praxis evangelischer Christen
Das kleine Gebetbüchlein enthält u. a. Gebete für den Morgen und den Abend eines jeden Wochentags. Zwar ist es alt, aber dennoch an vielen Stellen zeitlos.
Unsere Übersicht verweist auf die Gebetstexte und Gebetssammlungen, die derzeit auf unseren Seiten verfügbar sind. In einer kleinen Abhandlung erklären wir, worauf es beim Beten ankommt.
Quelle der Gebetstexte :
Sammlung einiger erwecklichen Gebete, Morgens und Abends auf jeden Tag in der Woche, desgleichen beym Gottesdienst in der Kirche, sodann bey der Beichte und Communion; ferner um Glück und Segen zur Berufs-Arbeit, um Trost in Kreuz und Trübsal, wie auch bey schwerem Donnerwetter, und letztlich in Todesnöthen, fruchtbarlich zu gebrauchen.
Mit Königl. Preuß. und Churfürstl. Brandenb. allergnädiger Freyheit. Magdeburg, im Faber´schen Verlag. [1817, 1851].